Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Sie ihn, der Stationshalter kann Ihnen helfen.«

      Der Georgier beugte sich über den Alten.

      »He, der Mann ist verletzt!«

      Der Alte keuchte: »Nicht so schlimm. Aber was war das? Ist er ein Marshal?«

      »Yeah«, versetzte Holliday, »und wenn es mit Ihrer Verletzung nicht so schlimm ist, dann können Sie mir ja helfen, das Lasso zu zerschneiden.«

      Der Alte rieb sich das Kinn.

      »He – das ist ein Ding! Er ist ein Marshal, und Sie sind ein Deputy! Zwei Staatenreiter! Heiliger Himmel! Wer hat Sie ausgerechnet in dieser höllischen Stunde hergeschickt?«

      »Psst!« mahnte der Marshal. »Es ist nicht notwendig, daß uns die anderen hören.«

      Holliday stieß die Luft leise durch die Nase aus.

      »Es sind gute alte Bekannte, Wyatt. Der erste ist Phin und der zweite Tom. Ich wette, daß der liebe Frank auch in der Nähe ist.«

      Wyatt fing zunächst die beiden Posten ab, die am Corral Wache hielten, dann schnappte er sich die beiden Banditen, die das Gebäude bewachen sollten.

      Doc Holliday und Abe Carruther hatten alle Hände voll zu tun.

      Wyatt schleppte die leblosen Gestalten zu den beiden hin.

      Dann ging er auf die Haustür zu.

      Heavens, da oben stand ein Mann mit einem Gewehr in der Hand.

      Es war ausgeschlossen, unbemerkt an ihn heranzukommen.

      Da ging der nervenlose Mann aus Missouri aufrechten Schrittes auf den Desperado zu.

      Erst kurz vor der Treppe stutzte der Bandit.

      »He, Nic, wie siehst…« Er stockte.

      Da sprang ihn der Marshal an und riß ihn nieder. Ein heiserer Laut entrang sich der Kehle des Verbrechers, ehe ihn die Besinnung verließ.

      Doc Holliday stand unterm Fenster.

      Er deutete in den Küchenraum und machte das unverkennbare Zeichen eines Spitzbartes.

      Frank McLowery war also noch drinnen.

      Der letzte Mann.

      Wyatt ging ins Haus und öffnete die Küchentür.

      Der Bandit kehrte ihm den Rücken zu und kaute auf seiner Virginia.

      »Irgendwas Neues?« schnarrte er.

      »Eigentlich nicht«, entgegnete Wyatt.

      Mit stocksteifem Rücken stand der Verbrecher da und lauschte dem Klang dieser Worte nach.

      Und dann flog er herum.

      Aber gleichzeitig zersprang hinter ihm die Fensterscheibe, und Hollidays schneidende Stimme drang an sein Ohr:

      »Laß den Revolver stecken, Frank. Ich weiß nicht, was dein Bruder Thomas von einem Grab hier in der Savanne hält.«

      Der Tramp stand wie angenagelt da.

      Wyatt ging auf ihn zu und nahm ihm die Waffen weg.

      McLowery lauschte nach draußen.

      Aber der Gambler lehnte sich in das jetzt hochgeschobene Fenster und meinte:

      »Ich hoffe, du wartest nicht auf die anderen. Die liegen versandfertig hinter der Südseite des Hauses. Ike wird eine Menge Postgeld zahlen müssen.«

      Die Erwähnung des Bandenchefs ließ Frank fast unmerklich zusammenzucken.

      Hell und devils! Wie war das nur möglich gewesen. Wyatt Earp und Doc Holliday hatten ihn regelrecht überrumpelt. Wie war es ihnen nur gelungen, einen seiner Leute nach dem anderen zu überwältigen? Und dann noch mit einer so unheimlichen Lautlosigkeit!

      Der Verbrecher starrte den Marshal aus engen Augen an.

      »Und…?« fauchte er. »Weshalb schießen Sie mich nicht nieder?«

      Wyatt gab ihm keine Antwort.

      *

      Eine halbe Stunde später verließen er und Holliday die Station. Zwischen ihnen ritt der an Händen und Füßen gefesselte Desperado Frank McLowery.

      Hinter ihnen folgte der alte Carruther mit seinen beiden Gäulen.

      Und dann folgten die Pferde der Banditen, deren Leithengst Carruther an der Leine führte.

      Auf der Station waren sieben gefesselte waffenlose Banditen zurückgeblieben.

      Mit flackernden Augen hatten sie zusehen müssen, wie ihr Anführer aufs Pferd gebunden worden war und mit den beiden verhaßten Männern reiten mußte.

      Wyatt schlug, als er Hardac wieder im Trupp hatte, einen scharf nordöstlichen Kurs ein.

      Im leichten Trab ging es über die nächtliche Savanne.

      Fast siebenundvierzig Meilen hatte der Trupp zurückgelegt, und es war längst heller Vormittag, als Wyatt anhalten ließ. Er löste dem Tombstoner Banditen die Fesseln und sah ihn aus ernsten Augen an.

      »Hören Sie genau zu, Frank. Ich bin ein ziemlich geduldiger Bursche, aber wenn mir die Galle überläuft, dann schlage ich unbarmherzig zu. Es wäre gut, wenn Sie sich das merken würden. Da, nehmen Sie Ihre Gäule und verschwinden Sie.«

      McLowery sah ihn aus böse flackernden Augen an. Während er sich die Hände rieb, fragte er heiser:

      »Wo sind unsere Waffen?«

      »Reiten Sie den Weg zurück, den wir gekommen sind. Ich habe sie in eine Decke gewickelt und unterm Sand verscharrt. Sie sind nicht allzu schwer zu finden.«

      Der Rustler stieß hart mit dem Fuß auf.

      »Bin ich ein Indianer? Wie soll ich die vergrabenen Waffen finden können?«

      »Vergraben«, spöttelte Holliday. »Mensch, bilden Sie sich tatsächlich ein, daß der Marshal sich die Mühe macht, eure rostigen Kanonen einzubuddeln? Vorwärts, kriechen Sie auf Ihren Gaul und dampfen Sie dann ab. Wenn Sie mir auf diesem Ritt noch einmal in die Quere kommen, dann werden Ihre Freunde allerdings etwas zu buddeln haben: nämlich ein Grab für Sie!«

      McLowery fletschte die Zähne.

      »Für diese Worte werden Sie mir noch…« Er brach ab.

      In der Hand des Georgiers blinkte ein Revolver.

      Frank stampfte mit gesenktem Blick zu seinem Pferd, nahm die Leine des Leithengstes an sich, der Phin Clanton gehörte, und preschte mit den Banditenpferden im scharfen Galopp nach Südwesten.

      *

      Sie waren der Overland bis zur nächsten Station entgegengeritten. Da war der alte Carruther geblieben.

      »Thanks, Marshal«, verabschiedete er sich von dem Missourier. »Ohne Sie hinge der alte Abraham Carruther jetzt am Dachbalken seiner eigenen Station. – Tanks auch, Doc, für den prächtigen Verband. Die Wunde schmerzt überhaupt nicht mehr. Übrigens habe ich von Ihnen etwas gelernt: Ich wußte gar nicht, daß man einen Banditen so rasch und unwiderstehlich verschnüren kann…«

      Wyatt hatte den Alten bewußt von der einsamen Station weggeholt. Er wußte, daß die Bande ihren Zorn sonst ganz sicher an ihm ausgelassen hätte, wenn er selbst und Doc Holliday fort waren.

      Nach kurzem Abschied ritten die beiden Männer mit dem Gefangenen weiter durch die endlos scheinende gelbe Sandwüste New Mexicos nach Osten, dem fernen Straflager Fort Worth drüben in Texas entgegen.

      *

      Die fünf Männer, die oben in der Nische des roten Sandsteinturmes lagen, dösten in der Sonne vor sich hin. Es waren zerlumpte bärtige Gestalten mit verwegenen tiefdunklen Gesichtern.

      Poul Riva lag etwas abseits von ihnen. Er hatte eine bronzefarbene Haut und dunkle Augen, die unter den nach den Außenwinkeln hin hängenden Lidern


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