Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Riva nahm das Fernrohr heraus, das er in der Station erbeutet hatte, und beobachtete den Fremden, der da im Trab herankam.

      »He, wie sieht der denn aus!«

      Auch Hearst blickte durch das Glas. Er schüttelte den Kopf. »Komische Type!«

      Riva kratzte sich hinterm Ohr. Er hatte ein Auge für Leute, die Geld hatten. Und dieser Mann, der da kam, sah nach Geld aus. Und Geld könne man nie genug haben. Well, die Beute aus der Station war beträchtlich gewesen, wenn auch, wie sich nach dem Zählen ergeben hatte, nicht so groß, wie der Bandenführer erhofft hatte.

      »Den Kerl will ich hierher haben!« befahl er.

      Hearst knurrte. »Willst du nicht erst die andere Sache erledigen?«

      »Anschließend, es wird ein Abwaschen!«

      Sie brauchten den Fremden gar nicht erst einzufangen, er hielt geradewegs auf die Gesteinspyramide zu.

      Riva ließ ihn von Oakland und Deeger holen.

      Doc Holliday hatte das einfältigste Gesicht der Welt aufgesetzt, als die beiden Tramps ihn zwischen sich nahmen und zu ihrem Anführer brachten.

      Mike Everett, der kahlhäuptige, knorrige Stations-Boß, hatte mit einem winzigen Hoffnungsschimmer in der Brust aufgeblickt, als die Bewegung in die Bande kam und endlich der Fremde auftauchte. Als er aber einen Blick auf ihn geworfen hatte, senkte er mit einem tiefen Seufzer entmutigt den Kopf.

      Dieser Mann würde sich selbst nicht retten können, geschweige denn, ihnen Rettung bringen.

      Holliday ließ sich bis vor Riva führen und stieg dann so umständlich aus dem Sattel, daß die Tramps ein hämisches Grinsen nicht verbeißen konnten.

      »Mister!« begann Holliday, wobei er sich sofort instinktiv richtig an den Anführer der Bande wandte, »da drüben, schnell – Sie müssen rasch handeln, sonst ist es zu spät!« Aufgeregt hatte er die Worte hervorgestoßen.

      Riva ließ eine unangezündete Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen wandern.

      »Ach, und was tut sich da, he?« fragte er gedehnt und mit unverkennbarem Spott.

      »Ich bin seit heute früh dort, weil ich nach der seltenen Andacorra medracilea suche…«

      »Nach wem?«

      »Nach – ach, Sie verstehen das Wort nicht, yeah, es ist eine seltene Eidechsenart. Ich bin Forscher, müssen Sie wissen, und…«

      Rivas Gesicht wurde augenblicklich hart.

      »Und diese Anda – Anda – dieses Viech ist also jetzt wohl da drüben irgendwo aufgetaucht, he?« knurrte er, wobei sich seine Rechte schon dem Revolverkolben näherte.

      Holliday war diese Bewegung keineswegs entgangen. Der Bandenführer hätte genau um den Bruchteil einer Sekunde früher das tödliche Blei aus einem der elfenbeinbeschlagenen Frontierrevolver in der Brust gehabt, wenn er den Colt zum Schuß hochgenommen hätte.

      »Keineswegs, Mister, die Andacorra medracilea ließ sich keineswegs blicken. Dafür kamen die Rothäute mit dem Gold.«

      Die vier letzten Worte ließen die Tramps hochfahren und aufhorchen.

      »Was…?« zischte Riva.

      »Yeah, sie kamen und bemerkten mich glücklicherweise nicht. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie ziemlich schwer an etwas zu schleppen hatten. Ich glaubte erst, es wäre eine Leiche. Vielleicht die Leiche eines Häuptlings, den sie da beisetzen wollten. Aber so schwer trägt man nicht an einer Leiche, außerdem gibt ein Toter kaum metallische Geräusche von sich.«

      Riva schluckte.

      Dann kam die Frage, mit der Holliday gerechnet hatte.

      »Von wo kamen die Indianer?«

      Da die Tramps selbst den Felsen drüben an der östlichen Seite passiert hatten, mußten die Indsmen schon von der anderen Seite gekommen sein, sonst wäre ihnen die Fährte der Rothäute unweigerlich aufgefallen.

      »Sie kamen irgendwo aus dem Westen herüber«, entgegnete der Gamb-ler mit einfältigem Gesicht. »Schade, daß sie soviel Gold in eine Felsspalte senken wollen. Das findet man ja, selbst wenn man den Platz kennt, nicht mehr wieder.«

      Da trat der ewig mißtrauische Hearst an den Spieler heran und riß an dessen Revers.

      Das hatte noch kein Mensch ungestraft tun dürfen; aber der Gambler mußte es in dieser Situation hinnehmen.

      Hearst fauchte: »Du gefällst mir nicht, Junge. Und was du da von den Rothäuten faselst, gefällt mir auch nicht, davon ist nämlich nicht ein Wort wahr!«

      In diesem Augenblick stieß Riva einen Ruf der Verwunderung aus.

      Drüben aus der Steinoase stieg eine fadendünne Rauchsäule in den azurblauen Himmel.

      Wyatt Earps Stichwort war auf die Sekunde genau gekommen.

      »Da!« brüllte auch Oakland, »Rauchzeichen!«

      Die Rauchsäule wurde immer wieder unterbrochen.

      Der Marshal hatte den Sträfling zu dieser Arbeit mit herangezogen. Genau nach Art der Indianer gaben sie aufsteigenden Rauch mit einer an den vier Enden gehaltenen Decke frei und erstickten ihn wieder.

      Der Missourier kannte die Rauchzeichen der Comanchen gut genug, um sie nachahmen zu können.

      Riva war wie elektrisiert. Er spie die immer noch nicht angezündete Zigarette aus und rannte zu seinem Pferd.

      »Vorwärts, Männer!«

      Die drei anderen kletterten ebenfalls auf die Gäule.

      Nur Hearst blieb noch stehen.

      »Was wird mit den Wells Fargo-Strolchen?«

      »Die bleiben hier, die kannst du bewachen!«

      Und schon stoben die Banditen davon.

      Hearst sah ihnen wütend nach. Und schon machte er den ersten Fehler. Er stieß Holliday an.

      »Du hast auch einen Waffengurt umhängen, Amigo. Schätze, so was braucht keiner, der hinter Eidechsen herkriecht. Komm, Junge, gib mir den Revolver. Ich habe mehr Verwendung dafür.«

      Träge und niedergeschlagen blinzelten die Wells Fargo-Männer zu den beiden hinüber.

      Hearst hatte seinen Revolver die ganze Zeit über in der Hand gehabt.

      Und plötzlich hatte auch der Fremde einen Colt in der Hand. Allerdings mit dem Kolben nach vorn.

      Als Hearst danach greifen wollte, wirbelte der vernickelte Revolver herum und lag schußbereit in der Rechten des Georgiers.

      Hearst schluckte und wich einen Schritt zurück.

      Aber schon prallte die Stiefelspitze des Gamblers unter seine rechte Hand; der Navycolt des Banditen flog im hohen Bogen zur Seite.

      Hearst starrte den Spieler an.

      »He – was – war denn das?«

      »Ein kleiner Spaß. Wir Eidechsenfreunde haben das manchmal so an uns.«

      Und in völlig verändertem Ton fuhr der Georgier fort, während er sich an Mike Everett wandte:

      »Nehmen Sie seinen Colt auf, Mister. Schätze, daß Sie und Ihre Leute einige Worte mit dem Gentleman zu wechseln haben.«

      Mit einem heiseren Schrei stürzte sich der Wells Fargo Chief auf die Waffe.

      Und nur eine knappe Minute später hatten seine Männer den Revolverschwinger Hearst derart zusammengeprügelt, daß er nicht mehr auf den Beinen stehen konnte.

      Doc Holliday saß längst im Sattel und ritt hinter Riva und den anderen her.

      In wilder Hast sprengten die Tramps auf die vermeintliche Schatzstelle der Comanchen zu.

      Immer


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