Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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entgegen, wurde aber von einem Fuß­tritt so derb zurückgeschleudert, daß er gegen seinen jüngeren Bruder flog und röchelnd in die Knie ging.

      Die Rechte des jüngsten Onegan-Bruders zuckte zum Colt.

      Aber schon hatte Break selbst gezogen, ein großer braunknäufiger Revolver vom Kaliber 45 lag in seiner haarigen Faust.

      »Laß die Bleispritze stecken, Baby, sonst brauchst du schneller einen Sarg, als deiner Mutter lieb ist.«

      Die drei Cowboys sahen den Riesen fassungslos an.

      Sie waren an allerlei gewöhnt, aber so etwas war ihnen denn doch noch nicht passiert.

      Break schob den Colt ins Halfter zurück und reckte sich zu voller Größe auf.

      »Los, klettert auf eure Gäule und seht zu, daß ihr zu euren Schafen kommt.«

      Wenn man einen Cowboy beleidigen wollte, dann brauchte man ihm nur zu sagen, daß er Schafhirte sei. Jerry rappelte sich hoch und rieb sich das Kinn.

      »Hör zu, Langer! Du selbst steigst jetzt ganz schnell auf deinen Klepper und trollst dich weiter, sonst wiegst du in weniger als drei Sekunden wenigstens fünf Unzen mehr.«

      Break hatte die schaufelartigen Pranken neben seinen Hüften liegen und musterte Jerry Onegan aus kieselharten Augen.

      »Well, Boys, ich warte diese drei Sekunden genau ab. Wenn ihr dann noch hier herumlungert und nicht in den Sätteln sitzt, lernt ihr mich kennen.«

      Die Hunter-Boys waren viel zu arglos und zu schwerfällig, als daß sie diese Drohung für das hätten nehmen können, was sie war: nämlich bitterer Ernst. Und so blieben sie denn stehen und blickten den Hünen an.

      Es war elf Uhr und drei Minuten. Es war die Minute, in der der junge Jonathan Onegan sterben sollte.

      ›Baby‹, wie ihn seine Brüder nannten, war so wahnwitzig und unüberlegt, erneut zum Colt zu greifen.

      Da fauchte von der rechten Hüfte des Fremden her ein Schuß.

      Der neunzehnjährige milchgesichtige Weidereiter Jonathan Onegan bekam einen Stoß vor die Brust, prallte noch einen Schritt zurück und preßte dann die Linke auf die Brust.

      Sofort wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Er starrte den Fremden an und wandte dann den Kopf zu seinem Bruder Jerry hinüber.

      »Jey, ich?– bin – getroffen…!« stammelte er heiser. »Er – hat mich…« Die Stimme versagte dem Burschen. Langsam sackte er zur Seite und fiel dann mit einem dumpfen, polternden Geräusch auf die Vorbauplatten.

      Die Gesichter seiner Brüder waren aschfahl geworden.

      Während Jeff noch fassungslos auf den Niedergeschossenen starrte, stieß Jerry mit belegter Stimme hervor: »Du hast ihn ermordet!«

      Break hatte den rauchenden Revolver noch in der Faust. Aus seinen hellen Augen schoß ein Blitz.

      »Sag das noch mal, dreckiger Kuhtreiber, dann liegst du neben ihm!«

      Jerrys Gesicht war vor verzweifeltem Zorn völlig verzerrt. Er machte eine Bewegung, aber da sprang sein Bruder Jeff hinzu und packte seinen rechten Unterarm.

      »Jey, laß ihn!«

      Mit bebenden Lippen ächzte der Cowboy: »Well, aber wir beide sprechen uns wieder.«

      Sie bückten sich, hoben ihren Bruder auf und schleppten ihn in den Saloon.

      Mat, der den Schuß gehört hatte, kam ihnen schon entgegengestürzt. Sicher ahnte der alte grauhaarige Mann nicht, daß er die Schenke, für die er viele Jahre gespart hatte, noch genau sieben Stunden besitzen würde.

      Er packte mit an und half Jonathan Onegan in die Schenke zu bringen. Die drei Männer legten den Schwerverletzten auf einen Tisch.

      Dann rannte der Salooner los und prallte draußen mit Break zusammen. Der stieß ihn so rücksichtslos zur Seite, daß der alte Mann gegen einen Vorbau­pfeiler geworfen wurde.

      »Wohin so eilig, Graukopf?«

      »Ich muß den Doc holen, sonst stirbt der Bursche!«

      »Er stirbt sowieso. Du kannst dir also den Weg sparen, Alter!« versetzte der Goliath mit einer Gefühlskälte, die ihresgleichen suchte.

      Mat wollte trotzdem weiter.

      Da packte Break ihn am Arm und hielt ihn auf. »Ich habe dir doch gesagt, daß du dir den Weg sparen kannst!«

      Der Salooner schluckte und wischte sich mit der Linken verzweifelt die großen Schweißperlen von der Stirn.

      »Aber Doc Wilcox kann es doch wenigstens versuchen.«

      »Gar nichts kann er! Geh in deinen Schnapsladen zurück!« befahl ihm ­Break.

      Doc Wilcox wohnte nur drei Häuser weiter östlich. Er hatte den Schuß gehört, als er gerade dem kleinen Jonny Frey die beim Holzhacken verletzte Hand verband.

      »Warte hier, Junge!« hatte er gerufen und war an die Tür gerannt.

      Er sah drüben den riesigen Mann mit dem breiten Rücken stehen und hatte nicht mehr den Mut, weiterzulaufen. Langsam ging er ins Behandlungszimmer zurück.

      Der Junge sah ihn aus runden Augen an.

      »Was ist passiert, Doc?«

      »Eh…, nichts, Junge. Nichts Besonderes«, stotterte er.

      Dann wickelte er den Verband weiter.

      Auch auf seiner Stirn stand der Schweiß in großen Perlen. Der neunundzwanzigjährige Doktor der Medizin, Harold Wilcox, hörte plötzlich die Worte des alten Professors Gregory, die er damals bei der Entlassungsfeier auf der Hochschule mitgegeben hatte: Und denkt immer daran: es ist eure oberste Pflicht, dem Menschen zu helfen, der eure Hilfe braucht.

      Doc Wilcox ließ plötzlich die Verbandsrolle los und ging mit raschen Schritten zum Fenster.

      Mit weit offenen Augen war ihm der Junge gefolgt. Dann erhob er sich, schob die Verbandsrolle in die Hosentasche, verließ das Zimmer und kam nach einer halben Minute wieder zurück.

      Der Arzt verspürte einen leichten Stoß in seinem Rücken. Als er sich umwandte, sah er den elfjährigen Jungen mit einer Winchester vor sich stehen.

      »Hier, Doc, vielleicht brauchen Sie das.«

      Wilcox nahm das Gewehr und rannte in den Korridor. Einen Yard vor der Haustür blieb er stehen und wischte sich durch die Augen. Wie ein Zentnergewicht wog die große Waffe in seinen Händen.

      »He, Doc«, hörte er da die Stimme des kleinen Patienten hinter sich, »die Winchester ist geladen. Ich habe nachgesehen.«

      Wilcox hatte nicht die Kraft, sich umzudrehen, um dem Kleinen in die Augen zu sehen. Mit gesenktem Kopf stand er da und sagte gegen die Tür: »Ich kann nicht – mit einem Gewehr umgehen, Jonny.«

      Der Kleine hatte den Mund offenstehen. Dann wandte er sich um und rannte los.

      Er hatte trotz seiner schmerzenden Hand ein Höllentempo angeschlagen, verließ das Haus durch den Hofeingang und rannte durch die Hillsgate auf sein Elternhaus zu.

      »Grandpa!« rief er schon von weitem. »Grandpa! Schnell, hol dein Gewehr. Auf der Mainstreet hat einer geschossen. Und der Doc – kann nicht rausgehen, weil er nicht schießen kann!«

      Der alte Mann, der aus dem Hoftor trat, trug einen struppigen weißen Bart, hatte braune Augen und ein verwittertes Gesicht.

      »Was ist los?« forschte er knurrend.

      Jonny berichtete in rasender Eile.

      Da schüttelte der Alte den Kopf und rieb sich seinen Nacken.

      »Das geht uns nichts an, Junge. Darum hat sich Bill Walker zu kümmern.«

      Der Kleine blieb mitten auf der Straße stehen und starrte den Großvater an.

      »Ich


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