Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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ist ja doch noch was aus mir geworden«, meinte sie schmunzelnd.

      Wenn es nach Martin gegangen wäre, dann hätten sie noch stundenlang sitzenbleiben können, doch angesichts des ersten Urlaubstages, an dem sie früh aufgestanden waren, und der Fahrt hierher, wurde der Bub doch schnell müde, und sie gingen frühzeitig zur Pension zurück.

      An Martins Argument war nichts hinzuzusetzen. Die beiden Erwachsenen sahen sich an.

      »Ja, warum eigentlich net?« fragte die Anwältin schulterzuckend. »Von mir aus…«

      »Gerne«, nickte Peter.

      Martin strahlte, wie ein Honigkuchenpferd.

      »Und was haben Sie sich…, ich meine, was hast du dir für heut’ vorgenommen?« stotterte Peter Reinicke.

      Alexandra lächelte.

      »Es fällt noch net so leicht«, entschuldigte er sich.

      »Wir gewöhnen uns dran«, meinte sie und sah Martin an, der bereits seine zweite Semmel aß. »Hättest’ Lust, mit mir zu einem Ponyhof zu fahren?«

      Der Bub machte den Mund auf.

      »Mit richtigen Ponys?« fragte er.

      »Ja, freilich. Richtige Ponys, auf denen man reiten kann.«

      Sie sah Peter an.

      »Oder habt ihr schon was and’res vor?«

      »Nein, nein«, schüttelte er den Kopf. »Es ist nur so…«

      »Papa ist als Bub mal vom Pferd gefallen«, verriet Martin.

      »Alte Petze«, gab sein Vater ihm einen gutgemeinten Stubser. »Na ja, es stimmt schon. Seitdem hab’ ich eine gesunde Abneigung gegen alles, was vier Hufe hat und wiehert.«

      »Ach, Papa, bitte!«

      »Du darfst ja«, beruhigte Klaus seinen Sohn. »Ich möcht’ nur net, daß du Alexandra gleich so mit Beschlag belegst. Vielleicht möcht’ sie in ihrem Urlaub ja auch ausruhen und net andauernd mit Kindern unterwegs sein.«

      »Das ist schon in Ordnung«, sagte die Anwältin. »Ich hätt’s ja net gesagt, wenn ich’s net wollen würd’.«

      »Und was machst du solang’?« fragte Martin seinen Vater.

      »Tja, ich weiß net…«

      »Komm doch einfach mit«, schlug Alexandra vor. »Fahren wir eben zu dritt.«

      »Zu viert«, rief der Bub sofort. »Biene muß auch mit!«

      »Natürlich«, lachte sie. »Die werden wir doch net hier zurücklassen.«

      *

      Das Angebot von Ria Stubler, sich eine Brotzeit für unterwegs zu machen, hatten sie dankbar angenommen. Außerdem waren genug Wasser- und Saftflaschen eingepackt worden, als sie zum Ponyhof unterwegs waren.

      Da der Kombi größer war, als Alexandras PKW, und die Hündin dabei war, hatten sie sich für Peters Auto entschieden. Martin saß glücklich auf der Rückbank und schaute aus dem Fenster.

      Wie eine richtige Familie, dachte er.

      Aber schon gleich darauf mußte er an die anderen Male denken, wenn Papa eine Freundin gehabt hatte, und sie zusammen einen Ausflug machten. Irgendwie hatte er immer das Gefühl gehabt, daß die netten Worte der Frauen nicht so gemeint waren, wie sie gesagt wurden. Schon früh hatte er ein Gespür dafür entwickelt, wer es ehrlich meinte. Meistens waren die Freundinnen dann ganz schnell wieder verschwunden gewesen, und er hatte nichts wieder von ihnen gehört.

      Vielleicht würde es mit Alexan­dra nicht anders sein…

      Doch, irgendwie anders war sie schon. Schließlich hatte sie von sich aus angeboten, ihn mitzunehmen, und gestern abend war sie tatsächlich mitgekommen, als er mit Biene Gassi gehen mußte.

      Und dann erst das gemeinsame Abendessen!

      Schon dann, als sie im Gasthaus saßen, hatte er sich gefreut, sie kennengelernt zu haben.

      Vielleicht, dachte der Zehnjährige hoffnungsvoll, ist sie ja keine Eintagsfliege.

      So nannte er die anderen Verflossenen seines Vaters heimlich.

      Der Ponyhof lag idyllisch vor dem Panorama der Berge. Er bestand aus dem Haupthaus, in dem die Gäste übernachteten, den Stallungen und einem weiteren Haus, das erst vor ein paar Jahren erbaut worden war. Dort wohnten die Besitzer. Eine junge Studentin hatte den Hof von einer Tante geerbt. Damals war es ein heruntergekommenes Anwesen, das eigentlich nur noch zum Abriß taugte. Mit tatkräftiger Unterstützung zweier Freundinnen gelang es der jungen Frau, den Hof wieder aufzubauen. Neben Übernachtungsgästen und Kindergruppen, die hier das Reiten lernten, kamen auch viele Tagesbesucher, die ein Pony mieteten und ausritten.

      »Also, wenn’ recht ist, dann mach’ ich’s mir hier gemütlich«, deutete Peter Reinicke auf die Sonnenterrasse, auf der Tische und Stühle standen.

      Er hatte sich vor der Abfahrt mit reichlich Lesestoff eingedeckt und wollte zwischendurch einen Spaziergang mit Biene machen.

      Alexandra und Martin gingen zu den Stallungen. Der Bub war ganz aufgeregt. Eine junge Angestellte betreute die Ponys.

      »Tja, am besten suchen wir erst einmal eine Reiterkappe für dich aus«, meinte sie. »Ich heiß’ übrigens Carola.«

      Sie gingen in den hinteren Teil des Stalles, in dem Kappen in den verschiedensten Größen in einem Regal lagen.

      Die Rechtsanwältin hatte ihre eigene dabei, außerdem trug sie Reithosen und Stiefel.

      »Sie haben doch auch Islandponys«, sagte sie. »Wäre da jetzt noch eins frei?«

      »Aber ja. Waren Sie schon mal bei uns?« fragte Carola Hofraiter.

      Alexandra erzählte, daß sie schon zweimal auf dem Hof gewesen war.

      »Ach, dann kennen S’ sich ja aus. Schauen S’ zur Koppel, hinter dem Stall. Da können S’ sich eins aussuchen. Ich geh’ mit dem Bub zu den Shetlands.«

      Martin hatte eine passende Kappe gefunden. Die Frau nickte zufrieden, nachdem sie überprüft hatte, ob die Größe wirklich richtig war. Dann suchte sie ein paar Kinderreitstiefel heraus und half ihm, sie anzuziehen.

      »So, jetzt schaust’ schon wie ein richtiger Reiter aus«, meinte sie schmunzelnd. »Dann holen wir jetzt das Pony, und dann kannst mit deiner Mama einen tollen Ausritt machen.«

      Martins Herz klopfte vor Aufregung. Daß Alexandra nicht seine Mama war, stellte er nicht richtig. Er wünschte es sich ja…, zumindest solang’, bis die Ferien zu Ende waren.

      In der Koppel standen ganz viele Ponys. Helle, braune, schwarze und gefleckte. Martin konnte sich gar nicht satt sehen. Immer wieder streichelte er die weichen Nüstern der Tiere und wußte nicht, für welches er sich entscheiden sollte.

      »Nimm mal dies hier«, sagte Carola. »Das ist die Lissi. Sie ist ganz artig und hat ihren Reiter noch nie abgeworfen.«

      Lissi war eines der gefleckten Ponys. Aus dem Stall hatten sie Sattel und Zaumzeug mitgenommen. Nachdem es angelegt war, schwang sich Martin auf den Rücken des Ponys.

      »Hey, du machst das ja wie ein Indianer«, lobte Carola lächelnd.

      Der Bub strahlte voller Stolz.

      »So, paß auf.«

      Carola erklärte ihm, wie er sitzen und die Zügel halten sollte. Dann ließ sie Lissi langsam im Schritt gehen.

      »Ganz toll machst du das«, rief sie und sah sich nach Alexandra um, die auf einem Islandpony geritten kam. »Sind Sie sicher, daß Ihr Sohn noch nie auf einem Pferd saß?«

      Die Anwältin schluckte.

      Natürlich, die Frau mußte ja annehmen, daß sie Martins Mutter sei.

      »Es ist wirklich das erste Mal«, lächelte


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