Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 9 – Western - William Mark D.


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an den Vorbaurand.

      Es war nicht etwa Mut, das ihn so handeln ließ, wie er jetzt handelte. Es war Engstirnigkeit und der Wunsch, der Frau zu imponieren.

      »Freddy!« rief er mit heiserer Stimme. »Suchst du mich etwa?«

      Die Reiter, die ihre Tiere schon gezügelt hatten, hielten an.

      Freddy Bruns riß die Augen weit auf und vermochte den Mann auf dem Vorbau nur ungenau zu erkennen.

      »Wer ist da?«

      »Gil Meredith. Wir lernten uns heute vormittag bei Beeson kennen.«

      Eine Sekunde war es still.

      Der Cowboy war so verblüfft, daß er kein Wort durch die Kehle zu bringen vermochte.

      Aber dann brüllte er: »Das ist er, Boys! Drauf!«

      So einfach, wie sich der Cowboy die Sache gedacht hatte, war sie nun doch nicht.

      Meredith rief schneidend zurück:

      »Seid ihr solche Feiglinge, daß ihr gleich zu fünft wegen eines Mannes herkommt?«

      Die Reiter rührten sich nicht.

      Nur Bruns sprang vom Pferd und ließ die Zügelleinen fallen.

      »Was ist los, Boys? Das ist der Vogel. Wir nehmen ihn auseinander!«

      »Humbart Cowboys«, sagte die Frau hinter dem Texaner. »Vorsicht, das sind böse Rowdies.«

      Genau im richtigen Augenblick hatte sie es gesagt. Gil Meredith rief den Reitern zu:

      »Ich habe eine Menge von der Humbart Crew gehört, sollten prächtige Burschen sein. Daß es Feiglinge wären, habe ich nie gehört. Gleich vier Männer bringt sich der tapfere Freddy da mit. Na, wenn sich das herumspricht…«

      Einer der Reiter knurrte: »Er hat recht, Boys, wir reiten weiter. Freddy muß seine Sache mit ihm allein abmachen.«

      Sie setzten ihre Pferde in Bewegung.

      Freddy Bruns stand allein auf der Straße und mußte erleben, daß selbst sein Pferd treulos genug war, ihn stehenzulassen.

      Es trottete hinter den anderen Tieren her.

      Meredith stand breitbeinig auf dem Vorbau.

      »Was ist, Freddy. Beeile dich, ich will zu Bett.«

      Plötzlich war die Stimme Kid Kays da.

      »Was soll das, Cowboy. Sieh zu, daß du weiterkommst!«

      »Was wollen Sie, Kay. Der Mann hat mich heute morgen angeschossen.«

      »Du sollst auf deinen Gaul steigen und verschwinden!«

      »Well, ich reite. Aber ich kom-

      me wieder! Diesem texanischen Großm…«

      »Vorsicht, Freddy«, mahnte ihn Meredith.

      Der Cowboy stieg auf sein Pferd, spie einen Fluch aus und beeilte sich, seine Kameraden einzuholen.

      Kid Kay stand fünf Schritte von Meredith entfernt.

      »Das wäre der dritte Gunfight, Mister. Wenn Sie noch einen Tag bleiben, kriegen Sie das halbe Dutzend voll.«

      »Leicht, Mister.«

      »Vergessen Sie meine Warnung nicht.«

      Kay wandte sich ab und ging.

      Meredith blickte hinter ihm her und stieß eine heisere Lache aus.

      »Wie war das, Mister Meredith, Sie sind heute erst gekommen?« fragte die Frau hinter ihm.

      »Ja, Madam.«

      Sie lachte leise in sich hinein.

      »Well, dann haben Sie sich ja rasch an diese Stadt gewöhnt, das muß ich sagen. Wyatt Earp hätte seine Freude an Ihnen.«

      Bei der Nennung dieses Namens zuckte der Texaner unwillkürlich zusammen.

      »Ich glaube nicht, daß ich ihm je begegnen werde.«

      »Ich hatte das auch geglaubt, aber danach fragt er nicht…«

      *

      In der Frühe des nächsten Morgens klopfte es heftig an die Tür des Texaners.

      Meredith kleidete sich flüchtig an und ging öffnen.

      Es war der Mann von der Rezep-tion.

      »Mister Meredith! Unten warten drei Männer auf Sie.«

      »Wer…?«

      »Es sind die Freunde von Larry Harris.«

      »Sagen Sie ihnen, daß ich noch schliefe.«

      »Das habe ich bereits getan, Mister Meredith. Aber sie haben darauf bestanden, mit Ihnen zu sprechen. Ich sollte Sie auf jeden Fall wecken.«

      »Well, in zehn Minuten bin ich unten.«

      McIntire nickte, und ehe er ging, flüsterte er mit geheimnisvoller Miene:

      »Jimmy Tegeratt ist dabei.«

      »Aha. Und wer ist das?«

      »Sie kennen Jimmy Tegeratt nicht?«

      »Nein. Nie gehört.«

      »Dann wundert es mich auch nicht mehr, daß Sie hinunterkommen wollen.«

      »Spucken Sie schon aus«, knurrte der Texaner, »wer ist der Bursche?«

      »Er stammt aus Cimarron…«

      »Und weiter?«

      »Ein gefährlicher Revolverschwinger. Wenn der Marshal in der Stadt wäre, hätte er sich nicht hergetraut. Aber Sie wissen ja, wie das ist: Wenn die Katze nicht zu Hause ist, geben sich die Mäuse ein Stelldichien…«

      Die Mäuse, die sich da ein Stelldichein gegeben hatten, waren schon eher Ratten.

      Zwei von ihnen hatten blasse, hagere, scharfgeschnittene Gesichter und farblose Augen. Sie trugen graue Anzüge, und die Rockaufschläge wurden von großen Revolvern gebauscht.

      Irgendwie hatten die beiden eine fatale Ähnlichkeit miteinander, beide hatten eingeschlagene Nasenbeine, und jedem von ihnen fehlte ein Ohr.

      Der dritte Mann allerdings verdiente besondere Aufmerksamkeit. Er war groß, massig gebaut, hatte ausladende Schultern und ein wahres Bulldoggengesicht. Seine Augen waren grau wie Pulver, und ihre äußeren Winkel waren nach unten gezogen. Die Nase war kurz und stumpf, so daß man von vorn in die beiden großen Löcher sehen konnte. Der Mund war breit und aufgeworfen die Lippen. Das Kinn war in der Mitte gespalten und eckig. Was sein Gesicht besonders häßlich machte, war eine fürchterliche Narbe, die sich quer über die Stirn unter dem rechten Auge her zum Ohr hinzog. Eine blutrote Narbe, die dieses Gesicht gewissermaßen zu spalten schien.

      Er trug eine braune Lederjacke, über die er seinen Waffengurt geschnallt hatte.

      Tief über dem rechten Oberschenkel hing ein großer Navycolt.

      Die enganliegenden Levishosen steckten in hochhackigen Stiefeln.

      Breitbeinig stand er da, die Hände in die Hüften gestützt.

      Dieser Mann war Jimmy Tegeratt, auch Narben-Jim genannt, wegen der scheußlichen Narbe, die sein Gesicht tatsächlich auf eine furchterregende Weise entstellte.

      Die drei Männer standen unten vor der Treppe und blickten dem Texaner entgegen.

      Mit ruhigen Schritten kam Gil Meredith herunter, blieb auf dem letzten Treppenabsatz stehen, musterte die drei Galgenvogelgesichter und kam dann weiter herunter.

      Auf der vorletzten Stufe blieb er stehen.

      »Was gibt’s?« fragte er kurz.

      »Ich bin Jimmy Tegeratt«, sagte der Narbenmann.

      »Und…?« fragte Meredith uninteressiert.


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