Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 9 – Western - William Mark D.


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er auf den Reiter zu. »Mr. Justin! Was ist passiert?«

      »Der Junge, Marshal… Ein Pferdedieb war auf der Farm…«

      Schon hatte ihm der Marshal den Jungen abgenommen und brachte ihn ins Office, wo er ihn ohne Rücksicht auf die Papiere, die sorgfältig geordnet dalagen, auf den Schreibtisch legte; und dann sah der Missourier den großen dunklen nassen Fleck auf dem blauen Hemd des Kindes, genau über dem Herzen.

      Der Farmer kam, noch keuchend vom schnellen Ritt, herein.

      »Er hat ihn erschossen, der… der Schurke… Mr. Earp! Erschossen hat er ihn…, den kleinen Jungen…«

      Der Marshal stieß mit dem Stiefel eine schwere Bohlentür auf und rief etwas in eines der Nebengemächer.

      Gleich darauf kam, sich reckend und streckend, ein großer bärenhafter Mann herein.

      Bat Masterson, der Chief Deputy Wyatt Earps.

      Der Marshal deutete auf das tote Kind.

      Die hochgerissenen Arme Mastersons fielen sofort hinunter. Das Gähnen erstarb in seinem Gesicht. Mit erschrockenen Augen starrte er auf den kleinen Negerjungen.

      »By gosh, ist das nicht der Kleine, der draußen bei…, ah, das sind Sie ja auch, Mr. Justin! Damned, was ist denn geschehen?«

      »Ein Pferdedieb«, sagte der Marshal vom Gewehrschrank her.

      Masterson wischte sich über die Augen. Er sah, daß der Boß seine Dreiundsiebziger herausnahm, sie durchlud, drei Päckchen mit Munition in die Taschen schob und die Revolver weiter nach vorn schob, was ein todsicheres Zeichen dafür war, daß er gleich im Sattel sitzen würde.

      »Soll ich mitkommen, Boß?«

      »Nein, Sie bleiben hier.«

      »Soll ich – Doc Holliday wecken gehen?«

      »Nein, danke.« Der Marshal wollte zur Hoftür, aber Masterson, der näher davonstand, nickte und stürmte mit dem Ruf hinaus:

      »Ich sattle den Schwarzen schon.«

      Der Marshal wandte sich sofort der kleinen Vorratskammer zu, wo er ein Stück Brot und ein Stück Käse herausnahm, dann packte er etwas gestoßenen Kaffee ein und nahm sein eisernes Dreibein und den Kupferkessel von der Wand.

      Justin sah den in unwahrscheinlicher Geschwindigkeit getroffenen Vorbereitungen zu und dachte bei sich: Man sieht, daß er das nicht zum erstenmal tut, daß er es tausendmal getan hat.

      Damned, ich möchte diesen Höllenjob nicht haben. Immer und immer muß er da sein!

      »Glauben Sie denn, daß es so lange dauern wird, Mr. Earp«, stotterte er. »Ich meine, weil Sie das alles mitnehmen wollen?«

      Der Marshal warf ihm einen kurzen Blick zu, während er zwei graue feste Kattunhemden und andere Wäschestücke aus dem schmalen, schmucklosen Schrank nahm und sie in den Leinenbeutel packte. Und während er es in zwei dunkelblaue Wolldecken wickelte und deren Lederschnallen zuzog, versetzte er:

      »Ich ritt einmal einem Mann nach, den ich glaubte in spätestens einer Vierstelstunde einholen zu können. Ich brauchte vier Monate dazu – und war in Hemd und Hose. Glücklicherweise hatte ich wenigstens den Waffengurt um. So long, Mr. Justin.«

      Der rannte ihm nach an die Hoftür.

      »Ich habe ihn nicht gesehen, kann ihn nicht beschreiben! Er ritt einfach aus dem Hof! Ich habe keine Ahnung, wie er aus…«

      Justin hielt inne, denn der Missourier sprengte schon durch das Hoftor, das ihm Masterson aufgehalten hatte, hinaus auf die Brückenstraße.

      Bald war der harte metallische Trommelwirbel der Hufe des schwarzen Hengstes in der Ferne verklungen.

      *

      Bat Masterson stand eine Minute am Hoftor und ging dann ins Office zurück.

      »Ist es nicht furchtbar?« meinte der Farmer.

      Masterson hatte eine steile Falte zwischen den Brauen stehen, er sann angestrengt über etwas nach.

      Seit Jahren ritt Doc Holliday mit dem Marshal. Es war immer gut, wenn er dabei war. Wie oft hatte er dem Marshal den Rücken decken können! Wie oft hatte er ihm durch sein blitzartiges Eingreifen, durch sein traumhaftes Reaktionsvermögen und seine einzigartige Revolverhand das Leben retten können!

      Doch, das war so! Und niemand wußte es besser als Bat Masterson. Obgleich er im stillen einen Zorn auf den Spieler hatte, der die Freundschaft des berühmten Marshals erwerben konnte, der das erreicht hatte, was ihm, dem langjährigen ersten Hilfsmarshal, niemals in diesem Maße gelungen war.

      Aber er wußte die großartigen Fähigkeiten des Gamblers aus Georgia zu schätzen, den Wert, den er als Begleiter des Marshals hatte.

      Außerdem war er überhaupt der einzige Mensch, den der Marshal als Begleiter duldete. Früher, als er Holliday noch nicht kannte, ritt er immer allein.

      Und weshalb hatte er ihn jetzt nicht mitgenommen?

      Weil er ihn schonen wollte? Das war es. Masterson wußte es genau.

      Aber zu oft hatte er erleben müssen, daß es besser gewesen wäre, wenn der Doc dabeigewesen wäre.

      Er stürmte mit weiten Schritten los, aus dem Office, über den Vorbau auf die Straße hinaus.

      Drüben die breite Häuserfront, die fast ausschließlich aus Saloons bestand, lag im fahlen Grau der Frühe.

      Mastersons schwere Stiefel polterten über die Vorbaubohlen. Er rannte bis ans Ende der Frontstreet. Das letzte der großen Häuser und zugleich das größte überhaupt, war das Dodge House Hotel, in dem Doc Holliday ständig zwei ineinandergehende Zimmer gemietet hatte.

      Masterson rannte gleich durch den Hof – da die Haustür noch verschlossen war, lief mit sandknirschenden Stiefeln in den fliesenbelegten Korridor, wäre fast über den gewaltigen Hauskater gestolpert, der nicht daran dachte, seinen warmen Platz auf der dicken Matte zu verlassen und stürmte in die Halle, von wo aus die mit einem dicken Läufer belegte Treppe nach oben zu den Gastzimmern führte.

      Ein böses Knurren ließ ihn zurückfahren.

      »Ach, Bill, ich bin’s, Onkel Bat! Komm, sei friedlich, Dicker, und laß mich durch.«

      Aber der schwere dickfellige Bernhardiner kam tapsig heran und versperrte ihm den Weg nach oben.

      »Damned!« knurrte Masterson, »dann geht’s nicht anders, und der ganze Laden muß aufwachen. Doc! Doc Holliday!«

      Es dauerte nicht sehr lange, da hörte er oben eine Tür gehen.

      »Bat? Sind Sie das?«

      Es war die Stimme des Georgiers.

      »Ja, ich bin’s, Doc! Ich wollte Ihnen etwas sagen!«

      »Komme!«

      Gleich darauf war der leichte federnde Schritt des Spielers im Flur zu hören, und dann erschien er auch schon auf dem mittleren Treppenabsatz.

      »Ah«, sagte er leise, »Billy hat Sie nicht hinaufgelassen. – Was gibt’s denn?«

      Masterson, der sich in der Nähe des Gamblers nie sonderlich wohl in seiner Haut fühlte, griff nach seinem Hut und nahm ihn ab, um ihn in seinen prankenartigen Händen zu drehen.

      »Es tut mir leid, Doc, daß ich Sie geweckt habe und vielleicht war es auch Blödsinn. Aber ich dachte mir, daß es vielleicht besser ist, wenn ich es Ihnen jetzt sage, als morgen früh gegen elf, wenn Sie aufstehen.«

      »Was ist denn passiert?« Und dann in völlig verändertem Ton, hastig und mit belegter Stimme: »Ist etwas – mit Wyatt?«

      »Nein… Das heißt… schon… Es dreht sich um ihn…«

      »So reden Sie doch!«

      Holliday war mit vier schnellen Schritten auf der vorletzten Treppenstufe neben dem Hund.

      Masterson


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