Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman - Günter Dönges


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das Geld für diesen teuren Rollstuhl hat, nicht wahr?«

      »Ich denke da an Miß Judy Malone. Und an die Geschichte, die Mister Shrimp zu erzählen beliebte.«

      »Irgendeine Erpressung?«

      »Daran, Sir, glaube ich auf keinen Fall. Einen Mister Malone kann man wohl nicht erpressen, falls man sich eines längeren Lebens erfreuen möchte.«

      »Also?« Rander wandte sich wieder seinem Butler zu.

      »Man sollte vielleicht eruieren, Sir, warum und seit wann Mister Jenkins’ Sohn in einem Rollstuhl sitzen muß«, erklärte der Butler.

      Statt zu antworten, legte Rander das Fernglas aus der Hand und nickte seinem Butler zu. Parker schien darauf nur gewartet zu haben. Er nahm Melone und Regenschirm und schloß sich seinem jungen Herrn an, der das Hotelzimmer sehr schnell verließ.

      *

      Diesmal verzichteten Rander und Parker darauf, den Laden zu betreten.

      Sie gingen um das zweistöckige Holzhaus herum und erreichten den Hinterhof.

      Neal, der Junge im Rollstuhl, verschwand gerade in einem verwilderten Garten. Wiederum war deutlich zu erkennen, daß ihm die Handhabung des modernen Rollstuhls schwerfiel. Er schien ihn noch nicht lange zu haben.

      Rander und Parker gingen durch bis zur hinteren Porch des Hauses, erreichten die beiden schmalen Fenster des Eisenwarengeschäfts und – hörten Stimmen.

      Sie genierten sich nicht, schweigend zuzuhören. Denn was sie hörten, was sie mitbekamen, war mehr als interessant. Sie unterschieden die Stimmen von Jenkins und von Linton.

      »… hätte ich sie rauschmeißen sollen, Linton?« fragte Jenkins gerade nervös, »ich habe ja kaum gewußt, wer sie waren.«

      »Was wollten Sie von dir, Jenkins?«

      »Nichts. Sie sahen sich um und kauften dann ein paar Schachteln Nägel und Heftzwecken.«

      »Sonst ist nichts passiert? Sie haben keine Fragen gestellt?«

      »Nein, nichts! Ehrenwort!«

      »Nun höre mal genau zu, Jenkins«, erwiderte Linton jetzt langsam und eindringlich, »möglich, daß sie zurückkommen werden. Halte nach wie vor den Mund! Gehe auf Null!«

      »Natürlich – natürlich«, versicherte Jenkins schnell, »aber ich frage mich die ganze Zeit, was die nur gewollt haben können.«

      »Ist nicht dein Bier, klar.«

      Die Stimmen verloren sich in der Tiefe des Ladens. Rander und Parker verließen leise die Porch und trafen beim Weggehen auf den Jungen, der gerade wieder aus dem verwilderten Garten zurückrollte.

      Er sah Rander und Parker schweigend, aber prüfend an.

      »Guten Tag«, wünschte Parker freundlich.

      »Sie haben gelauscht, nicht wahr?« erkundigte sich Neal.

      »In der Tat«, gab der Butler sofort zu, »und ich muß einräumen, daß dies nicht besonders taktvoll ist.«

      »Warum haben Sie das getan?«

      »Um deinen Vater zu beschützen«, erwiderte Parker sehr offen. Er nahm den Jungen für voll und dachte nicht im Traum daran, ihn wie ein kleines Kind zu behandeln.

      »Vor Malone?« fragte Neal auch prompt.

      »Richtig, vor Mister John Malone«, bestätigte Parker.

      »Sind Sie Detektive?«

      »Im übertragenen Sinn kann man Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit durchaus so bezeichnen«, antwortete Parker freundlich.

      »Sie wollen Malone aufs Kreuz legen?«

      »Auch dies trifft in etwa zu«, sagte Parker.

      »Dann müssen Sie aber sehr auf Draht sein«, stellte Neal Jenkins sachlich fest, »Sie kennen ihn nicht.«

      »Irgendwann lernt man sich immer kennen. Hattest du einen Unfall?«

      »Weil ich im Rollstuhl sitze?«

      »In der Tat, Neal.«

      »Ich bin angefahren worden«, erklärte Neal, »es war schon dunkel. Seitdem sind meine Beine gelähmt.«

      »Wann ist das passiert, wenn ich fragen darf?«

      »Vor anderthalb Jahren.«

      »Und wer war der Fahrer des betreffenden Wagens?«

      »Keine Ahnung! Das ist niemals ’rausgekommen. Fahrerflucht!«

      »Dein Rollstuhl sieht sehr neu aus, Neal.«

      »Ist auch neu. Den habe ich vor ein paar Wochen bekommen.«

      »Wir werden uns bestimmt noch sehen, Neal«, versprach Parker, »übrigens, kennst du Miß Judy Malone?«

      Neal Jenkins nickte. In seinen Augen war plötzlich ein freundlicher Schein festzustellen. Dann nahm er den Kopf zur Seite und rollte los. Was wohl, wie Parker schnell feststellte, mit seinem Vater zusammenhing, der auf der Porch erschienen war.

      Jenkins passierte seinen Jungen und kam direkt auf Rander und Parker zu.

      »Lassen Sie Neal in Ruhe«, sagte Jenkins scharf und aufgeregt. Auf seinen hageren Wangen hatten sich bereits kleine, rote Flecke gebildet. »Der Junge hat es schwer genug. Was wollten Sie von ihm?«

      »Wir unterhielten uns über seinen bedauerlichen Unfall«, erwiderte Parker gemessen, »der Fahrer scheint seinerzeit Fahrerflucht begangen zu haben, nicht wahr?«

      »Was geht Sie das an, he?«

      »Allgemeines, menschliches Interesse, wenn ich es so ausdrücken darf.«

      »Wir brauchen kein Mitleid«, sagte Roy Jenkins aufgebracht und scharf. »Scheren Sie sich zum Teufel, oder ich werde den Sheriff auf Sie hetzen!«

      *

      Sheriff Banding hatte schreckliche Kopfschmerzen.

      Er hing in seinem Sessel und starrte trübselig vor sich hin. Er hatte die Drohung Malones noch in den Ohren. Voller Wut dachte er an den Mann, dem Lemmon Bay gehörte. Und voller Wut dachte er auch an zwei Männer, die Rander und Parker hießen. Seit deren Auftauchen hier in Lemmon Bay hatten die Schwierigkeiten sich gehäuft.

      Er sah träge hoch, als die Tür zu seinem Office geöffnet wurde.

      Eine Frau von etwa vierzig Jahren trat ein, untersetzt, schwammig und aufgetakelt. Sie war viel zu grell geschminkt und wirkte ordinär.

      »Hallo, Sheriff«, sagte sie, »ich sollte kommen. Haben Sie die beiden Strolche erwischt, die meinen Jungen fast überfahren hätten?«

      »Scheren Sie sich zum Teufel«, schnarrte Banding böse, »die Vorstellung fällt aus.«

      »Was soll das heißen?« Ihre Stimme klang grell, »ist mein Jerry nun fast angefahren worden oder nicht?«

      »Nein! Es war ein Irrtum.«

      »Aber ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.«

      »Hau ab, Rosy«, sagte Banding gereizt, »ich sagte schon, die Vorstellung fällt aus!«

      »Und wie sieht’s mit meinem Schmerzensgeld aus?«

      »Gestrichen! Verschwinde endlich, oder willst du wegen Diebstahl eingesperrt werden?«

      »Moment mal, Sheriff! Mit mir aber nicht! Ich sollte hierher kommen und gegen diese beiden Strolche aussagen. Dafür sollte ich Schmerzensgeld bekommen. Und die Moneten will ich jetzt sehen!«

      »Hau ab!«

      »Die hätten meinen kleinen Jerry um ein Haar überfahren.«

      »Verschwinde, bevor ich restlos sauer werde! Hier!« Banding griff in seine Tasche und warf ihr eine Münze zu, »hier, sauf dich voll!«

      Sie


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