Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
hat? Ich meine, vielleicht hat er vergessen, sie zu fragen, ob sie seine Frau werden will?«

      Daisy stieg nun ebenfalls aus dem Bett. »Zieh deine Pantoffeln und deinen Bademantel an«, befahl sie. »Ich ziehe mich auch an.«

      Auf Zehenspitzen verließen die beiden Kinder das Zimmer. Lauschend blieben sie auf dem Flur stehen. »Sie kommen«, flüsterte Daisy aufgeregt.

      »Ich höre sie auch.« Jeremy fasste nach der Hand seiner Schwester. Tommy aber lief unbefangen nach unten und begrüßte Roy und Renate mit wedelnder Rute.

      Roy blickte nach oben. »Mir scheint, die Kinder sind noch auf. Sie sind es«, stellte er sogleich fest. »Ihr macht ja so feierliche Gesichter. Was ist los?«

      Nebeneinander stiegen die Geschwister die Treppe hinunter. »Daddy, wir wollten dich nur fragen, ob du …« Jeremy kam nicht weiter. Er sah seine Schwester jetzt hilfesuchend an.

      »Jeremy meint … Ich meine … Daddy, hast du Renate gefragt, ob sie für immer bei uns bleiben will – als unsere Mutti?« Daisy sah ihren Vater groß an.

      »Das habe ich, Daisy.«

      »Und, willst du bei uns bleiben, Mutti?«

      »Ja, ich will bei euch bleiben, Daisy.«

      »Wirklich?«, rief Jeremy. »Aber du hast doch noch eine Wohnung?«

      »Die gebe ich auf, Jeremy.« Renate hatte das bis zu diesem Augenblick noch nicht vorgehabt, nun aber wollte sie das so bald wie möglich tun. »Deshalb muss ich noch einmal nach Deutschland zurück.«

      »Dann kommen wir aber mit!«, rief Daisy sogleich.

      »Klar, wir kommen mit«, sagte Jeremy voller Freude. »Ich habe eine Nacht bei Mutti geschlafen.«

      »Renate, ich bringe dich nach Deutschland. Nein. Wir vier begleiten dich.«

      »Wir vier«, wiederholte Daisy feierlich.

      »Daddy, bitte, rufe doch in Sophienlust an. Ich möchte allen erzählen, dass wir wieder glücklich sind.«

      »So spät?« Roy schüttelte den Kopf. »Es ist gleich neun.«

      »Aber alle schlafen doch noch nicht. Bitte, Daddy.« Jeremy hob bittend die Hände.

      »Also gut.« Roy lachte und wandte sich an Renate. »Du willst bestimmt mit deiner Freundin Regine sprechen.«

      »Das wäre fein.«

      Die Verbindung war bald hergestellt. Zuerst war Frau Rennert am Telefon, danach kam Regine. Renate erzählte ihr, dass sie für immer bei Roy Bennet und seinen Kindern bleiben werde.

      Auch Jeremy wollte durchaus mit Schwester Regine sprechen. Er erzählte ihr, dass sie bald wieder nach Sophienlust kommen würden, aber nur für kurze Zeit. Dann würden sie wieder nach Hause fahren.

      Daisy hatte nicht den Wunsch, mit jemandem von Sophienlust zu sprechen. Es war ihr etwas peinlich, dass sie sich dort so ungezogen benommen hatte.

      »So, und nun marsch ins Bett!«, rief Roy. »Daisy, morgen musst du auf alle Fälle in die Schule gehen. Jeden Tag kann ich dich wirklich nicht entschuldigen.«

      »Ich weiß, Daddy.«

      Als die Kinder endlich wieder in ihren Betten lagen, saßen Renate und Roy noch lange beisammen und redeten von der Zukunft. Noch verlangte es Roy nicht danach, Renate in die Arme zu nehmen, denn noch war die Wunde in seinem Herzen über Marys Tod zu frisch.

      Renate verstand ihn und respektierte seine Gefühle. Aber sie wusste, dass der Tag nicht mehr fern war, an dem sie unendlich glücklich sein würden.

      *

      Am Morgen nach dem abendlichen Anruf aus England rief Frau Rennert in Schoeneich an, um Denise von Schoenecker davon zu berichten.

      »Was ist los?«, fragte Nick, als seine Mutter den Hörer wieder aufgelegt hatte.

      »Schwester Renate hat aus England angerufen, mein Sohn. Sie will ganz dort bleiben.«

      »Dann heiratet sie Mister Bennet, und Daisy und Jeremy bekommen eine neue Mutti.«

      »So ist es, Nick.«

      »Wie ich vermutet habe, Mutti. Wieder einmal sind zwei Menschen durch Sophienlust glücklich geworden. Das heißt eigentlich vier Menschen.«

      Nick nahm sich vor, gleich nach der Schule zum Wildmooser Friedhof zu gehen, um auf dem Grab seiner Urgroßmutter einen Strauß dunkelroter Rosen zu legen und ihr damit für alles zu danken. Aber er behielt das für sich.

      Als die Kinder in Sophienlust erfuhren, dass Daisy und Jeremy bald wieder eine Mutti haben würden, freuten sie sich für sie. Nur Heidi war ein bisschen traurig, weil Jeremy nun nicht mehr für längere Zeit nach Sophienlust kommen würde, wie sie im Stillen gehofft hatte. Aber sie gönnte ihm das Glück und war auch nicht neidisch auf ihren Freund, weil er nun wieder Eltern hatte und sie nicht. Ihre Heimat war Sophienlust. Sie wusste, dass alle, die hier lebten, sie liebhatten.

Ein Sommer mit Hannibal

      Dominik stellte seine Schultasche hin und schlich auf Zehenspitzen durch die Diele. Er hatte draußen den Wagen von Dr. Baumgarten stehen sehen und war nun sehr gespannt, was er diesmal über Henriks Befinden sagen würde.

      Auf Gut Schoeneich herrschte, ebenso wie in Sophienlust, seit zwei Wochen eine trübselige Stimmung, denn Henrik, der Jüngste der Schoeneckers, war an einer schweren Angina erkrankt. So krank war nie eines der Kinder gewesen, und deshalb machten sich alle große Sorgen. Am meisten natürlich Denise von Schoenecker. Sie selbst war blass und schmal geworden während dieser schweren Tage, die sie in Angst um ihren Kleinen verbracht hatte.

      Dominik lauschte aufmerksam, was Frau Dr. Frey seiner Mutter zu sagen hatte, denn tapfer, wie Denise war, hatte sie allen verbergen wollen, wie schlimm es um Henrik wirklich gestanden hatte.

      Sie mussten nahe bei der Tür stehen, denn Dominik konnte deutlich vernehmen, wie Frau Dr. Frey sagte: »Ein Aufenthalt an der See würde dem Jungen guttun, und Ihnen auch, glauben Sie es mir.«

      »Ich kann doch jetzt nicht weg. Die Ferien fangen erst in drei Wochen an, und es ist Erntezeit«, sagte Denise.

      »Dann müssen Sie eben alleine fahren. Warum sollte es denn nicht gehen? Es muss einfach möglich zu machen sein. Nick kann doch nachkommen.«

      »Nein, wenn es sein muss, Frau Doktor, werde ich es schon selbst tun. Aber meinen Sie nicht, dass die Luft an der See zu rau ist?«

      »Sie werden staunen, wie schnell er sich erholt«, sagte Frau Dr. Frey, und dann tat sich die Tür auch schon auf, bevor Dominik – kurz Nick gerufen – noch zurückweichen konnte.

      »Da bist du ja schon, Nick«, sagte Denise von Schoenecker. »Guten Tag, mein Junge.« Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss. Das vergaß sie selbst in ihrem Kummer nicht.

      »Wie geht es Henrik?«, erkundigte sich Nick.

      »Es geht aufwärts«, erwiderte Dr. Frey, »aber ich habe deiner Mutter eben gesagt, dass ein Aufenthalt an der See dringend anzuraten ist.«

      »Warum ausgerechnet an der See?«, fragte er.

      »Weil Henrik Luftveränderung braucht und die Meeresluft gerade bei Erkrankungen der Atmungsorgane am heilsamsten ist. Meinst du nicht, dass ihr ein paar Wochen ohne eure Mami zurechtkommt, Nick?«

      Der Junge konnte es sich zwar nicht vorstellen, denn Denise hatte sich nie von ihnen getrennt, aber er nickte tapfer.

      »Wenn es gut für Henrik ist, muss es sein«, sagte er vernünftig. »Papi wird das bestimmt auch sagen, Mami, auch wenn jetzt Erntezeit ist.«

      »Und eure Mami muss auch einmal dringend ausspannen«, fuhr Dr. Frey fort. »Ich werde Dr. Harald Gottschalk schreiben. Er ist ein guter Freund von mir. Bei ihm seid ihr


Скачать книгу