Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna Meare

Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare


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dann glitt sie aus seiner Umarmung und tänzelte nach vorn, wo es an einer kleinen Bar Getränke zu kaufen gab.

      Fabian wandte sich Astrid zu. »Woher weißt du eigentlich, daß Claudia keine Geheimnisse mag?«

      »Anfang dieses Jahres hat sie mir es einmal gesagt. Es hat mich sehr berührt, Fabian. Sie ist eben ein außergewöhnliches Mädchen.«

      »Klar«, er küßte sie zärtlich. »Was dachtest du denn? Sie ist eben meine Tochter.«

      Der Dampfer hatte jetzt die Mitte des Sees erreicht. Der Regenschauer, der die drei unter Deck gezwungen hatte, war vorüber. Im Süden lockerten sich die Wolken auf. Nur der Sturm ließ noch nicht nach. Claudia steckte ihr Näschen dem Wind entgegen. Er kam vom Süden, von dort, wo weit hinter den Alpen der Gardasee lag. Wahrscheinlich würde sie den nie sehen. Noch empfand sie überhaupt keine Lust dazu. Aber das konnte sich ja ändern. Später vielleicht, wenn Astrid ihre neue Mutter und sie selbst noch ein Stück erwachsener geworden war.

Daniel probt den Aufstand

      »Und was wirst du tun? Ich meine, man wird ja nicht jeden Tag dreißig…«

      »Das mußt du mir noch ordentlich unter die Nase halten, was? Ich habe keine Ahnung, mir ist einfach nicht nach feiern.«

      »Gerade deshalb solltest du es tun. Zeig allen, daß du nicht unterzukriegen bist.«

      »Ha, ha. Wie soll ich das zeigen, wenn ich bereits untergekriegt bin?«

      Christine lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Sie fand nicht, daß sie übertrieb. Wenn sie ihr Leben so betrachtete, verlief es ganz schön lau.

      Natürlich sollte sie dankbar sein, daß sie einen Beruf hatte, der sie ernährte, sie und Daniel, ihren Sohn, der gesund und munter war und ihr wenig Sorgen bereitete. Das wußte sie selbst, es war nicht nötig, daß es ihre Mutter dauernd betonte. Zumal deren Meinung nach eine Scheidung ja gar nicht nötig gewesen war. Frank war doch so ein netter Mann…

      Ja, das war er auch, solange man nicht mit ihm leben mußte. Dann sah es schon anders aus. Er hatte sich benommen, als wohne er in einem Hotel, von dem er erwartete, daß alles zu seiner Zufriedenheit erledigt wurde, ohne daß man ihn damit belästigte. Eine Zeitlang hatte Christine seine Wünsche entsprechend erfüllt, sie war es von zu Haus so gewöhnt gewesen.

      Doch allmählich war ihr der Verdacht gekommen, daß sie nur deshalb so erschöpft war und nie Zeit für persönliche Dinge hatte, weil sie irgend etwas falsch machte.

      Wie schafften es die anderen Frauen trotz eines oder mehrerer Kinder, noch Hobbys nachzugehen oder einfach einmal auf dem Sofa zu liegen und zu lesen?

      Mit der Erkenntnis, daß sie ihren Liebsten keineswegs von vorn und hinten bedienen mußte, war es dann schwierig geworden. Frank hatte überhaupt nicht einsehen wollen, daß eine halbtags arbeitende Notarin, Mutter und Ehefrau, auch Zeit für sich brauchte. Weiterhin war er am Wochenende zum Sport gegangen, ohne Daniel mitzunehmen und sie wenigstens auf diese Weise zu entlasten. Weiterhin hatte er seine Zeit abends in Fortbildung und das Treffen mit Freunden gesteckt, wobei schon weitere drei Abende verloren waren. Irgendwann hatte Christine einen Rappel bekommen und war in Streik getreten. Da war was los gewesen! Wenn sie daran dachte, mußte sie jetzt noch lachen. Frank hatte natürlich nicht geglaubt, daß es ihr ernst war. Sie hatte nur noch eingekauft und gewaschen, was dringend nötig war, damit Daniel nicht darunter litt. Ansonsten hatte sie einfach alles stehen- und liegenlassen. Frank hatte kein Hemd und keine Unterwäsche mehr sauber im Schrank vorgefunden, kein Abendessen bekommen, wenn er dann mal endlich erschien, und vor allem keine bereitwillige Ehefrau gehabt, die sich zärtlich in seinen Armen rekelte. Das hatte ihn allerdings nicht so getroffen wie alles andere.

      Zwei Wochen hatte sie durchgehalten. Frank hatte kein Wort mehr mit ihr gewechselt, sondern war zu seiner Mutter gegangen und hatte sich dort beschwert. Christines Schwiegermutter war vorbeigekommen und hatte »ein ernstes Wort« mit ihr gewechselt, ohne Erfolg, auch Christines Mutter hatte dergleichen versucht. Beide Frauen verstanden nicht, worum es Christine gegangen war.

      »Frank muß hart arbeiten und möchte noch viel erreichen. Das tut er doch für dich und Daniel, Kind.«

      »Nein, das tut er für sich. Sein und mein Einkommen reichen gut und wir hätten viel Zeit für uns, wenn wir es dabei beließen, solange Daniel noch so klein ist. Frank denkt nur an sich, und meine Berufstätigkeit scheint nur eine Art Hobby für ihn zu sein.«

      »Eine Frau muß eben zurückstecken. Zumal, wenn sie Kinder hat. Das ist doch eine schöne, lohnende Aufgabe.«

      »Wenn wir uns mal scheiden ließen, würde ich kein Einkommen haben. Was ist dann noch lohnend? Das wäre dämlich.«

      »Scheidung?«

      Auf dieses Wort hatten beide Mütter mit atemlosen Entsetzen reagiert.

      Nun war es aber ausgesprochen gewesen, und Christine hatte immer öfter darüber nachgedacht, was sie verlöre, wenn sie in die Tat umsetzte, was zuerst nur so dahingesagt gewesen war.

      Schließlich war es ihr selbst albern vorgekommen, weiterhin die Hausarbeit in dieser Form zu verweigern. Sie fühlte sich nicht mehr wohl in der Wohnung. Frank hatte natürlich geglaubt, daß ihr Widerstand endlich gebrochen und sie wieder zur Vernunft gekommen war. Um ihm diese Illusion zu nehmen, hatte sie ihn nach einem besonders guten Essen um eine Unterredung gebeten und ihm klipp und klar gesagt, daß es so nicht mehr weiterginge. Daraufhin war er dann damit herausgerückt, daß eine Kollegin von ihm Christine auch überhaupt nicht verstehen könne. Sie würde alles für Frank tun, denn so sei es von der Natur nun einmal vorgesehen. Die Männer gingen arbeiten, und die Frauen sorgten für ein gemütliches Heim.

      Christine war für Sekunden fassungslos gewesen. Gab es das noch? Oder hatte diese Kollegin es so nötig, daß sie glaubte, die Zeit der Jäger und Sammler sei noch immer nicht vorbei und einer hätte in der Höhle das Feuer zu hüten. Jedenfalls hatte Frank das Gegenteil erreicht mit dem Loblied auf seine Kollegin.

      »Wenn sie dir mit dieser Einstellung so gut gefällt, dann weiß ich überhaupt nicht, warum wir noch zusammen sind. Du wirst nie erreichen, daß ich für dich alles aufgebe und nur noch am Herd stehe. Überleg es dir. Wenn sich hier nicht einiges ändert, möchte ich mich scheiden lassen.«

      Weder Frank noch sie vermißten die sexlose Zeit sonderlich, die sich immer länger hinzog. Für Christine war das ein eindeutiges Zeichen, daß ihre Ehe sowieso schon nicht mehr war, was sie hätte sein sollen. Und Frank war zu keiner Einsicht bereit. Die Fronten verhärteten sich immer mehr, bis er eines Nachts nicht mehr nach Hause kam und Christine wußte, daß er bei der Kollegin schlief.

      Irgendwann wäre es sowieso so gekommen. Sie hatte nicht viele Tränen vergossen und sich weder von ihrer Mutter noch von anderen ein schlechtes Gewissen machen lassen. Mit Daniel kam sie gut zurecht, und er vermißte seinen Vater nicht sehr, weil der ja schon vorher nicht viel Zeit mit ihm verbracht hatte. So war im Grunde allen gedient. Franks Selbstbewußtsein hatte allerdings einen solchen Knacks bekommen, daß er ziemlich übel über Christine sprach. Gemeinsame Freunde hatten sich nach und nach für sie oder Frank entschieden, und allmählich war die Informationsquelle über das, was Frank sagte oder tat, versiegt. Christine wußte nur, daß er inzwischen schon wieder die nächste Freundin hatte.

      »Also, wenn dir nichts einfällt, dann organisiere ich etwas für dich. Dann gebe ich dir eine Party.«

      »Hier bei mir in der Wohnung?«

      »Nein, bei mir. Da ist sowieso mehr Platz. Daniel kann bei deiner Mutter schlafen. Das wird sie ja wohl machen.«

      »Ja, wenn ich mir wieder anhöre, daß das alles ja eigentlich gar nicht nötig sei.«

      »Das bist du doch schon gewöhnt«, gab ihre Freundin Suse gnadenlos zurück.

      »Stimmt auch wieder. Aber dann übernehme ich die Kosten.«

      »Okay,


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