Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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machte sich der junge Rettungsassistent wieder auf den Weg. Draußen gab es noch genug zu tun.

      *

      Nach einer knappen halben Stunde hatte Daniel Norden seinen ersten Einsatz beendet und machte sich auf die Suche nach Jenny Behnisch. Er verließ die Notaufnahme und stellte erleichtert fest, dass das Gedränge in den anderen Abteilungen nicht so groß war. Mit weitausgreifenden Schritten hastete er einen Flur hinunter, als er um ein Haar mit einer Frau zusammen gestoßen wäre.

      »Hoppla!« Um einen Aufprall zu vermeiden, hielt er sie vorsichtshalber an den Schultern fest. Normalerweise hätte er sie auch mit Mundschutz erkannt. Doch die dunklen Höhlen, in denen ihre ungewöhnlich violetten Augen lagen, veränderten sie kolossal. »Alles in Ordnung?«, fragte er deshalb besorgt.

      Im Gegensatz dazu hatte Fee ihren Mann natürlich sofort erkannt. Vor Erleichterung, Daniel gesund und munter vor sich zu sehen, hätte sie am liebsten der Schwäche in ihren Beinen nachgegeben. Doch die Tatsache, dass er sie nicht erkannte, reizte sie.

      »Bis auf diese schrecklichen Sehnsuchtsattacken geht es eigentlich«, schniefte sie. »Sie sind meine Rettung!« Sie blinzelte ihm zu, und erst jetzt erkannte Daniel seinen unverzeihlichen Irrtum.

      »Um Gottes willen, Fee!« Statt sich zu freuen, durchfuhr ihn ein entsetzlicher Schrecken. »Wie siehst du denn aus?«

      Überrascht über diese unerwartete Begrüßung zuckte Felicitas zurück.

      »Ehrlich gesagt habe ich mir unser Wiedersehen anders vorgestellt«, machte sie keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung.

      Ihren Worten folgte ein Hustenanfall, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

      Daniels Sorge wuchs von Minute zu Minute.

      »Du bist ja todkrank!«, stellte er fest und legte fürsorglich den Arm um ihre Schultern. Trotz der vielen Verletzten war es in diesem Teil der Klinik verhältnismäßig ruhig, und er fand ein leeres Zimmer, in das er Fee brachte. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, drückte er sie aufs Bett und sah sie fragend an. »Warum bist du hier und nicht zu Hause auf der Couch?«

      »Ich bitte dich, Dan. Ich habe ein bisschen Grippe«, brauste Fee schlecht gelaunt auf. Die Sorge ihres Mannes gab ihr den Rest. »Das ist nichts gegen das Leid, das hier herrscht. Jenny braucht jede helfende Hand. Deshalb bin ich gekommen.« Sie machte eine Pause und studierte sein kritisches Gesicht. »Und bevor du mir noch mehr Vorwürfe machst: Nein, ich kümmere mich nicht um die Patienten und setze sie damit einer weiteren Gefahr aus. Ich erledige nur Handlangerdienste«, behauptete sie widerspenstig wie selten.

      »Du solltest dich um dich kümmern und zu Hause im Bett liegen statt hier Betten zu schieben und Operationsbesteck zu sterilisieren«, erwiderte ihr Mann streng. Inzwischen hatte er Fees Puls gezählt. Die Hitze in ihren Gliedern verriet, dass sie Fieber haben musste. Ausgeschlossen, sie in diesem Zustand allein nach Hause zu schicken, zumal es keine gesicherte Diagnose gab, was ihr wirklich fehlte. »Du bleibst hier, und ich sehe nach, ob ein Behandlungszimmer frei ist. Ich will dich untersuchen.«

      Fee wollte widersprechen, doch ihre Kraft reichte nicht aus. Solange sie unterwegs gewesen war, um Hilfe zu leisten, hatte sie ihre Schwäche nicht gespürt. Doch jetzt wurde sie überdeutlich. Außerdem wusste sie, dass es keinen Sinn hatte, sich gegen Daniel zu wehren, wenn er in dieser gefährlichen Stimmung war. Ergeben ließ sich Fee rückwärts in die Kissen fallen und musterte Daniel aus fiebrig glänzenden Augen. Ihre Streitlust verflog so schnell, wie sie gekommen war, und sie wurde sich bewusst, wie sehr er ihr gefehlt hatte.

      »Wie gut, dass du wieder bei mir bist«, murmelte Felicitas matt. »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.«

      Daniels Herz zog sich zusammen, als er seine Frau so elend dort liegen sah. Höchste Zeit, dass er herausfand, was ihr fehlte und welche Medikamente er ihr zur Linderung ihrer Beschwerden verabreichen konnte.

      »Keine Angst, so schnell lass ich dich nicht mehr allein. Und schon gar nicht so lange«, versprach er fast feierlich und stand vom Bettrand auf. »Ich bin gleich wieder bei dir, mein Schatz.«

      Fee nickte ergeben und Daniel machte sich auf den Weg, seinen Worten Taten folgen zu lassen.

      Er war noch nicht weit gekommen, als ihm Lernschwester Carina mit wehendem Kittel entgegen kam. Panik stand in ihrem Blick.

      »Herr Dr. Norden, was für ein Glück!«, rief sie schon von Weitem. »Schnell, die Chefin braucht dringend Unterstützung in der Ambulanz, OP 2. Es geht um Leben und Tod.«

      Daniel zögerte nur kurz.

      »Dann müssen Sie mir versprechen, sich um meine Frau zu kümmern! Fee liegt auf Zimmer 23. Sie leidet vermutlich an einem grippalen Infekt mit Fieber. Suchen Sie irgendjemanden, der sie untersuchen und versorgen kann. Ich komme so schnell wie möglich wieder.«

      »In Ordnung«, versprach Carina über die Maßen erleichtert. Sie sah Daniel nach, wie er den Flur hinunter eilte, und machte sich dann auf den Weg, um sich um die Schwester ihres großen Schwarms Dr. Mario Cornelius zu kümmern. Doch als sie das Zimmer betrat, fand sie es leer vor.

      *

      Stunden später kamen Dr. Jenny Behnisch, Daniel Norden und die anderen Kollegen aus dem Operationssaal. Eine werdende Mutter war von einem herabstürzenden Ast getroffen worden. Mehrere lebensgefährliche Verletzungen waren die Folge gewesen, und nicht nur das Leben des Ungeborenen hatte auf dem Spiel gestanden.

      »Ausgezeichnete Arbeit, meine Damen und Herren«, lobte die Klinikchefin ihr Team sichtlich zufrieden. »Es ist mir eine Ehre, mit so kompetenten Kollegen arbeiten zu dürfen.«

      »Nicht so bescheiden, liebe Jenny«, bemerkte der Chirurg Dr. Kolben. »Immerhin haben Sie den kompliziertesten Teil des Eingriffs selbst erledigt. Deshalb plädiere ich dafür, dass das Kind Ihren Namen tragen wird«, erklärte er launig. »Jenny ist ein außergewöhnlich hübscher Name.«

      »Vielen Dank«, lächelte die Klinikchefin geschmeichelt.

      »Und was, wenn es ein Junge wird?«, gab Schwester Elena zu bedenken.

      »Dann heißt er Matthias, ist doch klar!«, meldete sich Matthias Weigand zu Wort. Auch er war mit von der Partie gewesen und grinste breit. »Habt ihr gesehen, wie mich die Mutter angelächelt hat.«

      »Ich bitte dich! Sie schläft tief und fest und träumt wahrscheinlich von was anderem als von einem blutverschmierten Internisten«, machte sich Elena über ihren langjährigen Kollegen lustig. »Mal abgesehen davon, dass das Kind vermutlich einen Vater hat.«

      Daniel folgte der Unterhaltung, die geprägt war von maßloser Erleichterung, nur mit einem Ohr. Er hatte sich die Hände gewaschen und war mit den Gedanken jetzt wieder ganz bei Fee.

      »Herrschaften, tut mir leid, dass ich euch jetzt allein lassen muss. Aber meine Frau braucht mich«, entschuldigte er sich, während er sich die Hände abtrocknete.

      Sofort verschwand der belustigte Ausdruck auf dem Gesicht der Klinikchefin.

      »Stimmt«, erinnerte sich Jenny an den Anblick ihrer Freundin. »Fee hat heute keinen besonders fitten Eindruck gemacht. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie nicht hergebeten.«

      Daniel warf das Handtuch in den Eimer mit Schmutzwäsche und lächelte schmal.

      »Sie wäre trotzdem gekommen. Du kennst doch meinen kleinen Sturkopf.«

      »Dann solltest du sie vielleicht mal zu Hause festbinden. Zumindest, bis sie ihren Facharzt fertig hat. Ich dachte mir schon öfter, dass diese zusätzliche Belastung nicht gut ist für sie«, gab Jenny ihrem Freund und Kollegen mit auf den Weg.

      »Ich werde mein Bestes geben«, versprach Daniel augenzwinkernd und machte sich endlich auf den Weg in die Abteilung, in der er Felicitas zurückgelassen hatte. Glücklicherweise hatten sich die Flure allmählich geleert und die Lage hatte sich fast normalisiert. Die Verletzten waren behandelt und auf die Betten verteilt worden, sodass Daniel nur hier und da auf ein paar Patienten oder Schwestern traf.

      Als er das Zimmer


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