Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


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Hof hinausführte, war zu diesem Zeitpunkt ein Mann damit beschäftigt, sich mit äußerster Sorgfalt anzukleiden. Er war groß und sehr schlank, hatte schmale weiße Hände und ein auffallend bleiches Gesicht. Seine Augen waren pulvergrau und hart; sie lagen unter dünnen scharfen Brauen, die seltsam schroff aus dem kalkigen Gesicht heraussprangen.

      Um den schmallippigen Mund hatten sich zwei scharfe Falten eingegraben. Das Haar war schwarz, kurz und strähnig.

      Der Mann trug einen dunklen Anzug nach der neuesten St.-Louis-Mode, und ein blütenweißes Hemd, um das er sich soeben eine dünne schwarze Samtschleife band. Die hochhackigen Schuhe waren spiegelblank. Der peinlich sauber gebürstete schwarze Stetson vollendete den sonderbaren Eindruck, den dieser Mann machte.

      Peshaur klopfte in dem Augenblick an die Tür, als der Mann sich dem patronengespickten Kreuzgurt tief um die Hüfte schnallte und den rechten Colt im Halfter lockerte.

      »Yeah«, sagte er leise.

      Der Cowboy trat ein. Er warf einen Blick auf die elegante Erscheinung des anderen, in dem sich Spott und Furcht zugleich spiegelten. Überhaupt sah dieser George Peshaur völlig anders aus als der Mann, den er besuchte. Der Vieh­­treiber hatte ein rauhes, zerfurchtes Gesicht von dunkler Farbe, gegerbt von Sonne, Wind und Regen. Seine braunen Augen hatten einen tückischen Ausdruck. Er war mittelgroß und vierschrötig. Seine derbe Kleidung war die eines Rindermannes.

      »Hallo, Abe – ausgeschlafen?«

      Der Mann mit dem kalkigen Gesicht warf dem Eintretenden nur einen kurzen Blick zu, band sich die dünnen Halteriemen der Colthalfter um die Oberschenkel, nahm vom Nachttisch ein Paar hellgelbe Lederhandschuhe, streifte sie über und ging wortlos an Peshaur vorbei aus der Tür durch den Korridor zur Treppe.

      Der Cowboy folgte ihm hinunter.

      »Er redet nicht mit mir, der vornehme Mister Clinholm«, spöttelte Peshaur. »Aber der Spleen wird dir noch vergehen, Amigo, wenn ich dir sage, wer draußen auf dich wartet.«

      Clinholm stieg die Treppe weiter hinunter.

      »Da unten sitzt der Mann, der Bennie Thompson überrumpelt und Bill verprügelt hat! Derselbe Bursche, der mich drüben im Jail eingesperrt hat, der Mann, der dreißig harten Jungs die Stirn geboten hat – derselbe Mann, den du gestern abend erledigt hast!«

      Wie Geschosse hatte der Cowboy die einzelnen Sätze abgefeuert.

      Abe Clinholm hatte jäh innegehalten und war stehengeblieben. Langsam wandte er den Kopf und blickte den Cowboy mit seinen kalten Fischaugen an.

      »Das ist nicht wahr«, sagte er mit einer schnarrenden, leicht näselnden Stimme.

      Peshaur stieß den Kopf in Raubvogelmanier vor.

      »Doch, es ist wahr. Er sitzt drüben auf der Treppe der City Hall. Derselbe Mann, den du gestern abend verfehlt hast.«

      Clinholm senkte den Kopf, und kam langsam drei Stufen zurück. Dicht vor dem Cowboy blieb er stehen.

      »Sagen Sie das nicht noch einmal, Mister Peshaur. Abe Clinholm hat noch nie einen Mann verfehlt.«

      Respektlos lachte der Treiber.

      »Aber diesmal hast du vorbeigeschossen, Brother! Tja, das passiert schließlich in der Aufregung jedem einmal.«

      »Schweigen Sie, Mister Peshaur. Sie wissen genau, daß ich niemals aufgeregt bin.«

      »Mister! Wenn ich das schon höre!« schimpfte der Kuhtreiber. »Ich kann deine feinen Manieren nicht leiden, Abe. Nenn’ mich Geg wie die andern auch. Ich bin kein Mister. Ebensowenig wie du. Wir sind beide Dreckskerle. Daran ist nichts zu ändern. Drüben im Osten, wo man sich so anredet, können sie uns nicht brauchen. Also leben wir hier im Dreck; du mit dem Colt und ich mit der Bullpeitsche. Da gibt’s keinen Unterschied.«

      Clinholms Augen blieben audruckslos.

      »Zwischen Ihnen und mir besteht ein gewaltiger Unterschied, Mister Peshaur. Und nun lassen Sie mich in Frieden frühstücken. Anscheinend bestand Ihr Frühstück schon aus einigen Gläsern Whisky. Anders kann ich es mir nicht erklären, daß Sie zu so früher Stunde schon Gespenster sehen.«

      Der Cowboy schoß heran und packte den Ärmel des Revolvermannes.

      »Gespenster? Abe, es ist so, wie ich sage: Draußen hockt der Kerl auf der Treppe und…«

      Der Schießer schüttelte den Arm des Cowboys ab wie ein lästiges Insekt, ging an einen der Tische, winkte dem Mann an der Rezeption und bestellte sein Frühstück.

      Es bestand aus einer Tasse Tee und einer Scheibe Brot mit Butter.

      Der Rindermann hatte sich in einigem Abstand aufgebaut und beobachtete den Revolvermann bei der Mahlzeit.

      Schließlich hielt es ihn nicht mehr, und er schob sich an den Tisch.

      »Sag mal, kannst du allen Ernstes noch in Ruhe frühstücken, wenn draußen ein halbwilder hungriger Wolf auf dich lauert?«

      Der Revolverschwinger hob den Kopf und blickte unter der Krempe seines Hutes kühl in Peshaurs Gesicht.

      »Es haben schon viele Männer auf mich gewartet, Mister. Es gibt keinen, der noch lebt. Ich habe also keinen Grund mich zu beeilen oder gar aufzuregen.«

      Peshaur wischte sich über die Nase. Dann blickte er auf die eine Scheibe Brot.

      »Und das nennst du Essen? Das ist was für eine Katze oder für einen Vogel…«

      Wie eine Marionette erhob sich ­Clinholm. Steif hingen seine Arme neben seinen Hüften.

      »Ich bitte Sie, mich in Ruhe zu lassen, Mister Peshaur. Nachher können Sie mir sagen, was Sie zu sagen haben.«

      »Was ich zu sagen habe!« stieß der Cowboy grimmig hervor und wandte sich ab. »Verdammter Idiot!« zischte er, als er außer Hörweite war.

      *

      Wyatt Earp saß immer noch draußen auf der Treppe und fixierte das Haus.

      Das Leben in der kleinen Stadt erwachte allmählich. Hin und wieder überquerte ein Bürger die Mainstreet, verschwand in einem Store oder holte irgendwo ein Pferd aus einem Stall, mit dem er die Stadt verließ.

      Dann war plötzlich der kleine Schneider Black da. Mit großen wasserhellen Augen blickte er den Missourier an.

      »Mister Earp! Das ist doch nicht Ihr Ernst? Drüben im Hotel wohnen alle drei! Thompson, Peshaur und Abe Clinholm!«

      »Ich weiß es.«

      Der Schneider hob beschwörend beide Hände.

      »Aber Sie wollen sich doch nicht als Schießscheibe hierhin setzen?«

      »Nein.«

      »Was haben Sie denn vor?«

      »Ich warte.«

      Der Kleine rollte die Augen und zupfte sich an seiner blauroten Nase.

      »Und auf wen warten Sie?«

      »Auf den Mörder von Jim Duffy.«

      Der Schneider schüttelte den Kopf.

      »Sie haben keine Chance, Mister Earp. Abe Clinholm ist ein echter Colt-man. Er harkt Sie auseinander, noch ehe sie an Ihren Colt gedacht haben. Thompson ist ein gefährlicher Spieler und Geg Peshaur ist ein halbwilder Rindermann. Sicher, Thompson ist eine Bestie wie sein Bruder, und Geg Peshaur ist ein ganz verdammter Bandit. Aber Clinholm ist gefährlicher: Er schießt wie der Teufel. Er hat vor einem Jahr drüben in Salina Tom Braddock umgelegt, und die Leute erzählen, daß er in Abilene Wild Bill Hickok im Gunfight schwer verletzt habe.«

      Wyatt nickte. »Ja, das kann sein.«

      »Sie sind ein ganz verdammter Dickschädel, Wyatt!« krächzte der kleine Mann ärgerlich. »Jetzt kommt einmal ein vernünftiger Mensch hier in die Stadt, schon setzt er sich als Schießscheibe für ein Bandentrio auf den Plan!«

      Er wandte sich um und ging


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