Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


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Earp nahm eine schwarze Zigarre oben aus der Westentasche, riss ein Zündholz an einem der Vorbaupfosten an und sagte: »Er ist nicht erschossen worden.« Holyoke fuhr herum. Aus weit offenen Augen blickte er den Constabler an. »Was sagen Sie da?«, stieß er hervor. Wyatts Gesicht war hinter einer Tabakwolke verschwunden.

      Da stürmte Holyoke auf die Treppe zu, hastete auf den Vorbau und suchte mit halb geschlossenen Augen den Tabaknebel zu durchdringen, um das Gesicht des Constablers zu erkennen.

      »Was haben Sie da gesagt, Earp – er ist nicht tot?«

      Die Hände des Holzhändlers waren auf einmal schweißnass. Schweiß stand auch in großen Perlen auf seiner Stirn.

      Chesterton war nicht tot?

      Es war alles gar nicht wahr!

      Der Zeitungsbericht eine gemeine Lüge!

      »Aber …«, stammelte der schwere Mann und rang nach Atem, »wie ist denn das möglich?«

      Seine Linke tastete über die gelbe Weste zum Herzen.

      Wyatt wischte den Rauch mit einer schnellen Handbewegung zur Seite.

      »Es sieht fast so aus, als seien Sie erschrocken darüber, dass er noch leben könnte«, sagte er halblaut.

      Holyokes Kopf flog hoch.

      »Was soll das heißen!«, stieß er heiser hervor. »Was meinen Sie damit, Earp! He?«

      Wyatt lehnte sich gelassen gegen den Vorbaupfosten.

      »Sie können beruhigt sein: Chesterton ist tot.«

      »Aber Sie haben doch gesagt …«

      »Ich habe gesagt: Er ist nicht erschossen worden!«, unterbrach ihn Wyatt schnell.

      Holyoke senkte den Kopf. Seine Augen waren rot gerändert, und sein Mund mit den wulstigen, aufgeworfenen Lippen stand offen.

      »Er ist aber tot –?«

      »Yeah. Er hat einen Herzschlag bekommen, als Flanagan mit dem Revolver vor ihm stand!«

      »Ah –!« Holyoke nickte ein paarmal, ohne den Mund zu schließen, und dann war da plötzlich ein teuflischer Gedanke in seinem Hirn.

      »Das ist doch Mord! Nicht wahr? Das muss doch bestraft werden. Flanagan hat den alten Mann zu Tode erschreckt. Er ist also schuld an seinem Tod. Dafür muss er doch bestraft werden, gehängt werden muss er! Nicht wahr?«

      Das Gesicht des feisten Mannes war plötzlich puterrot, die Adern an seinen Schläfen schwollen bedrohlich an.

      »Gehängt werden muss er, dieser Mörder! Gehängt …«

      Er rannte über die Straße davon auf den »Little Joe Saloon« zu.

      Es war noch ziemlich früh am Vormittag, und trotzdem saßen schon eine Menge Leute im Schenkraum an den Tischen, spielten Poker und unterhielten sich.

      Holyoke stürmte an den Schenktisch. »Eine Flasche!«

      Ehe er das volle Glas an den Mund setzte, dachte er einen Sekundenbruchteil an Jenny. Er hatte ihr versprochen, dass er nicht mehr trinken wolle.

      Aber dieses Versprechen musste er jetzt brechen: Es war etwas geschehen, das ihn völlig durcheinandergebracht hatte. Jim Chesterton war am Herzschlag gestorben!

      Flanagan hatte ihn nicht erschossen.

      Aber Flanagan wusste um die Schuld, er wusste, dass Chesterton 12 000 Dollar von ihm zu bekommen hatte.

      Und jetzt würde er nach Lamar kommen und die restlichen fünfhundert für die Erledigung des Auftrages haben wollen.

      Holyoke kippte das Glas hinunter. Beißend rann das scharfe Getränk durch seine Kehle.

      Das nächste Glas folgte.

      Und bald war die halbe Flasche leer. Mit stieren Augen blickte der Händler vor sich hin.

      »Er wird kommen und das Geld haben wollen«, murmelte er vor sich hin. »Aber er wird nichts bekommen. Jim ist nicht von seiner Kugel getötet worden!«

      Als Holyoke nach einer Dreiviertelstunde den Saloon verließ, stand der Constabler immer noch drüben auf dem Vorbau und sah zu ihm hinüber.

      Holyoke ging auf schwankenden Füßen hinunter auf die Mainstreet, kam bis an die Treppe heran, vor deren oberster Stufe Wyatt Earp stand.

      »Hören Sie, Earp! Was starren Sie mich so …, so an? He? Was soll das? Ich mag das nicht. Merken Sie sich das. Ich bin Ed… Edward Holyoke und habe es nicht nötig, mich anstarren zu lassen, verstehen Sie? Und von einem kleinen Hilfs-Marshal schon gar nicht! Klar?«

      Das Gesicht des Constablers blieb unbewegt.

      »Ich habe es nicht nötig!«, belferte der Holzhändler dröhnend. »Merken Sie es sich! Sie sind nicht der Mann, vor dem ich mich zu fürchten bräuchte! Ich …, ich fürchte mich überhaupt vor niemandem. Weder vor Chesterton noch vor Hal Flanagan! Vor …«

      Hol­yoke rollte die Augen und überlegte.

      Damned! Was hatte er da eben gesagt?

      Welch einen Unsinn hatte er da im beginnenden Rausch von sich gegeben.

      »Gehen Sie heim, Mister Holyoke«, sagte der Constabler. »Ich glaube, das ist besser.«

      Blinde Wut stieg in dem Händler auf, er rannte dicht an die Treppe heran, stieß mit den Schienbeinen gegen die erste Stufe, stolperte, richtete sich wieder auf und blickte den Constabler hasserfüllt an.

      »Lassen Sie mich in Ruhe, Earp! Verstehen Sie! In Ruhe sollen Sie mich lassen, Sie verdammter kleiner Krauter! Was tun Sie überhaupt mit einem Stern auf der Brust? He? Sie sollten sich hinausscheren zu den Hühnern, die Ihr Vater draußen um seine Holzbuden versammelt hat!«

      Auch nach dieser Kränkung regte sich nichts im Gesicht des Constablers.

      »Gehen Sie heim!«, sagte er ruhig. Holyoke hob die Hand.

      »Ich gehe heim, wann es mir passt, du verdammter Polizeihund! Ganz genau, wann es mir passt!«

      Holyoke sah nicht, dass sich drüben die Tür seines Hauses öffnete. Dass Jenny, seine junge Frau, mit entsetzten Augen zu ihm herüberblickte. Er merkte auch nicht, als sie plötzlich hinter ihm stand. Er hörte nur auf einmal ihre Stimme und spürte ihre Hand auf seinem Arm.

      »Ed, komm nach Hause.«

      Verwundert wandte er sich um.

      »Ah, du bist es, Goldkind? Was willst du hier?«

      »Komm nach Hause!«

      Holyoke hob den Kopf und forschte in dem Gesicht des Hilfs-Marshals.

      »He, hast du gehört, Jenny, was er gesagt hat? Er hat mich beleidigt, dieser verdammte Krauter! Ich habe ihm gesagt, er soll zu seinen Hühnern gehen!«

      »Ed, wie kannst du Mister Earp nur so kränken? Verzeihen Sie, bitte, aber er …«

      Wyatt winkte ab.

      »Lassen Sie nur, Madam, ich höre darüber hinweg, ich kenne ihn ja.«

      Holyoke riss sich von seiner Frau los. Mit stierem Blick fixierte er den Constabler.

      »Ah, du kennst mich? Wieso kennst du mich, he? Was habe ich angestellt, dass ein wichtigtuerischer Polizist mich kennt, he? Chesterton …, Chesterton …«

      Holyoke rieb sich über die heiße Stirn. Taumelnd stand er da. Dann warf er jäh wieder den Kopf hoch.

      »Jedenfalls hast du kein Recht, mich zu belästigen, verdammter Polizeischnüffler!«

      Erschrocken sah die Frau auf ihren Mann.

      Dann sagte sie zu Wyatt: »Verzeihen Sie, bitte!«

      Holyoke brüllte: »Was soll er verzeihen? Dir verzeihen? He, was soll das? Ich verstehe das nicht!« Er schwankte einen halben Schritt zurück. »Das heißt, ich


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