Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


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      Wyatt kam auf ihn zu.

      »Bleib stehen!«, bellte ihm der Schießer entgegen.

      Aber der Constabler ging weiter.

      »Damned! Ich hab gesagt, du sollst stehen bleiben! Das machst du nicht ein zweites Mal mit mir, Earp!«

      Wyatt ging weiter.

      »Halt!«, brüllte der Texaner scharf.

      Da stand Wyatt schon vor ihm. Die breite Krempe seines schwarzen Hutes warf einen harten Schatten auf sein Gesicht.

      »Hal Flanagan! Ich habe dir gesagt, du sollst verschwinden!«

      Hal Flanagan! Der Name fiel wie ein dumpfer Paukenschlag in den Raum.

      Mit engen Augen fixierte der Texaner den Hilfs-Marshal. Dann hob er die Rechte und rieb sich das Kinn.

      »All right«, presste er heiser durch die Zähne. »Ich gehe. Ich hatte nur einen Kentucky bestellt …«

      Die Wirtin trollte mit dem Glas heran.

      Flanagan kippte den Schnaps in den Hals, dann warf er ein Geldstück auf den Tisch und ging hinaus.

      Wyatt folgte ihm. Er wartete, bis der Texaner aufgestiegen war und die Mainstreet hinunter nach Westen davonritt.

      Die beiden Männer, die bei Flanagan an dem Ecktisch gesessen hatten, sahen einander bedeutungsvoll an. Dann zahlten sie ihre Zeche und traten auf den Vorbau.

      »Was meinst du?«, fragte der eine, ein langer sehniger Bursche mit Schlapphut, abgerissener Kleidung und stechenden Augen.

      Der andere Mann war nur mittelgroß, untersetzt und hatte ein Affengesicht.

      »Yeah …« Er blickte zum Marshal-Office hinüber und sah im Schein des Windlichts den Constabler in das kleine Haus treten. »Yeah – reiten wir ihm nach, Bing!«

      Der lange Bing Long nickte nur, rutschte über das Geländer direkt auf den Sattel seines hochbeinigen Kleppers und trabte die Mainstreet hinunter.

      Steve Hopkins, das Affengesicht, folgte ihm auf seinem Fuchs.

      *

      Wenn der junge Constabler Wyatt Earp geahnt hätte, was ihm diese Nacht noch einbringen würde, hätte er die drei Männer fraglos in eine Zelle gesperrt.

      Aber das gnadenlose Schicksal nahm seinen Lauf.

      *

      Noch wusste auch der Texaner Hal Flanagan nichts von dem, was ihm diese Nacht noch bringen sollte.

      Er trabte mit verbissenem Gesicht auf der Straße nach Cherokee entlang, blickte mit stumpfen Augen in die Finsternis, und so sehr er sich auch mühte, das Bild zu verscheuchen: Immer wieder hatte er die stahlharten Augen des Constablers vor sich.

      Es war eine schwüle Nacht.

      Flanagan hatte nicht die Absicht, weiterzureiten. Bei einer dichten Buschgruppe hielt er an, sattelte sein Pferd ab, breitete seine Decke auf dem Boden aus, legte sich nieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte in die mattschimmernden Sterne auf.

      Aber er sah nichts von der Schönheit dieser Nacht, der Coltman Hal Flanagan.

      In seinem Hirn gärten Rachegedanken.

      Sicher, er hatte das Geld, mehr als ihm der Job hatte einbringen sollen, aber er hatte in dieser Stadt auch etwas hinnehmen müssen, das ihm keine Ruhe ließ.

      Ich werde zurückreiten! Er ist bestimmt noch im Office. Ich werde die Tür aufstoßen und zwei schnelle Schüsse auf ihn abgeben.

      Vielleicht werden die Leute sagen: Das hat Flanagan getan!

      Aber sie mussten es ihm erst beweisen. Er kannte das Gesetz, da er selbst zeitlebens scharf an dessen Grenze entlanggeritten war. Beweisen mussten sie ihm den Mord. Und dass ihnen das schwerfallen sollte, dafür würde er schon sorgen. Noch war sein Ruf als fairer Coltman unangetastet.

      In Flanagans Schädel jagten sich die Gedanken. Noch kennt ihn kaum jemand, diesen Wyatt Earp. Aber wenn ich ihn leben lasse, wird ihn bald der ganze Westen kennen.

      Der Texaner hatte ein Auge für einen Mann mit einer schnellen Hand. Und wie schnell die Linke des Missouriers zum Colt gezuckt war, das hatte er wohl gesehen. Es war unübertrefflich schnell gewesen. Ganz einerlei, ob der Mann nun Linkshänder war oder gar mit der Rechten ebenso schnell schoss. Dieser kleine Constabler Wyatt Earp war ein ganz gefährlicher Schütze. Das hatte sich in dem Schießerhirn Flanagans ganz klar festgefressen. Er würde entweder ein großer Marshal werden, oder ein Coltman von einzigartigem Format.

      Und beides war schlecht. Ein gefährlicher Marshal war dem Revolvermann Flanagan ebenso unangenehm wie ein so schnell schießender Rivale.

      Das war das Ergebnis seines Nachdenkens unter dem gestirnten Nachthimmel Missouris nahe der Grenze von Kansas.

      Wenn der Panhandle-Mann geahnt hätte, dass eben dieser Wyatt Earp nur zwei Jahre später unweit von hier, drüben in der großen Treiberherdenstadt Wichita, seinem Ruhm im Kampf gegen fünfundsiebzig wilde Kuhtreiber, ein geradezu unverlöschliches Denkmal in der Geschichte der Staaten setzen sollte, hätte er vielleicht jetzt seinen Weg nach Südwesten fortgesetzt.

      Aber wie hätte er das ahnen können …

      Er war blind und gefährlich wie ein Wolf. Um aber ein großer Wolf sein zu können, hatte er doch nicht genug Gehirn, der Töter Hal Flanagan aus Texas.

      Er erhob sich, rollte seine Decke ein, sattelte seinen Rappen und wollte gerade aufsteigen, als er den Hufschlag zweier Pferde vernahm.

      Er blieb hinter den Büschen stehen und lauschte.

      Jetzt waren die beiden Reiter ganz nahe. Als sie vor den Büschen waren, hielten sie an.

      »Flanagan!«, hörte er eine halblaute Stimme.

      »Halt’s Maul«, mischte sich die krächzende Stimme des anderen Reiters in die Wiederholung dieses Rufes. »Willst du das ganze County aufscheuchen!«

      »Er kann doch hier sein! Glaubst du etwa, er sei weitergeritten?«

      »Keine Ahnung? Ich geb’s auf«, versetzte der andere.

      Da trat Flanagan aus den Büschen heraus.

      Die beiden Pferde scheuten.

      »Lasst die Revolver stecken«, schnarrte der Schießer. »Was wollt ihr?«

      »He!«, rief Bing Long und ließ seine Bohnenstangenfigur aus dem Sattel rutschen. »Ich habe doch gesagt, dass er hier lagert. Steig ab, Steve!«

      Die beiden wollten auf den Mann, der vor den Büschen stand, zugehen.

      »Bleibt stehen!«, sagte Flanagan rau. »Was wollt ihr?«

      Bing Long lachte blechern.

      »Wir sind dir nachgeritten, Flanagan.«

      »Das habe ich bereits gemerkt. Was wollt ihr?«

      »Wir haben dir einen Vorschlag zu machen.«

      Der Schießer hatte die Hände auf den Revolverkolben. »Verzichte!«

      Bing Long schob sich heran.

      »Du hast eben bei uns am Tisch gesessen, im Eastern Saloon, als Wyatt Earp hereinkam!«

      »Halt’s Maul. Ich will den Namen nicht hören!«, fauchte der Texaner.

      Steve Hopkins kam langsam näher.

      »Bing hat recht. Der Vorschlag ist gut und wird dir gefallen. Auch wir mögen den Namen nicht hören. Aber garantiert hören werden wir ihn erst dann nicht mehr, wenn er auf einem Grabstein stehen wird.«

      Bing Long lächelte hämisch zu den Worten seines Freundes.

      »Yeah – Steve hat recht, Hal. Das musst du zugeben.«

      Die beiden gefielen dem Revolverschwinger nicht, aber er knurrte nur mürrisch:


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