G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner
gestohlenen..., ich – ich weiß nichts von gestohlenen..., oaaah, nicht, Clancy!«
Clancy drehte ihm mit einem Ruck den Arm um, und Stacy brach aufschreiend in die Knie.
»Na?«
»Yeah, gestohlene Pferde, Clancy, ich gebe alles zu, aber – brich mir nicht den Arm! Yeah, sie werden morgen kommen.«
»Das reicht!« knurrte Clancy ihn an. »Los, ’rein, für dich reichen die Lassos in dem Bau auch noch, du Halunke. Carter ist bei Paine?«
»Yes, er und die anderen.«
»Du kannst direkt mal die Wahrheit sagen, was?« fauchte Clancy. »Hinein mit dir.«
Er gab ihm einen Stoß. Stacy flog in den Bau und bis an den Tisch. Dann mußte er sich auf den Bauch legen. Clancy nahm ein Lasso und band ihn so zusammen, daß er leise stöhnte. Währenddessen ging Floyd hinaus, unter jedem Arm einen der Burschen.
»Clancy, hör zu, die lochen mich ja ein, wenn das mit den Pferden herauskommt«, wimmerte Hugh Stacy am Boden. »Laß mich laufen, ich schreibe auch alles auf, ich...«
»Du bist nicht ganz normal, was?« zischte Clancy eisig. »Ich habe ein halbes Jahr im Jail gehockt. Wie lange du dort zubringst, geht mich nichts an. Aber ich wollte, es wäre für zehn Jahre, damit du merkst, wie das dort ist, Lump. ’raus mit dir, kleine Schritte kannst du machen.«
Er schob ihn vor sich her, bog um die Ecke des Bretterhauses und blieb jäh stehen.
Im ersten Moment wollte Clancy Stacy zurückreißen. Aber dann rührte er sich nicht mehr.
Floyd Reegan stand mit hochgereckten Händen neben den Pferden. Hinter dem Kantholzstapel tauchten jetzt zwei Männer auf. Der Bursche mit einem glatten, kalten Gesicht, braunen Haaren und hellen Augen sagte eisig:
»Streck sie in den Himmel, Clancy, sonst bist du ein Sieb! Hast du ihn, Carter?«
»Ich habe ihn«, fauchte Carter an der anderen Frontecke hinter Clancy bösartig und gemein, »Clancy, mein Freund, so sieht man sich wieder, was? Ich werde dir ein Loch in das Fell machen, wenn du auch nur mit dem kleinen Finger nach deinem Colt zuckst. Hoch mit den Pfoten, sonst...«
»Es tut mir leid, Clancy«, würgte Floyd. »Ich – ich habe sie nicht gesehen... »
»Halt dein Maul, Bulle!« fuhr ihn der Mann mit dem glatten Gesicht finster an. »Jammern kannst du noch genug. Ich sage dir, Clancy, Stacy ist ein Berufslügner. Der würde dir auch erzählt haben, daß wir erst in einer Woche wiederkommen. Ganz ruhig, Mann. So ist es gut, die Arme hoch und.…«
Und dann war das Kratzen hinter Clancy. Der Hieb traf seinen Kopf und ließ ihn nur noch Feuer sehen. Es war das letzte, was er sah.
Es waren kleine Schläge, wie mit einem Lavameißel, die durch seinen Hinterkopf rasten.
Vielleicht stöhnte er, vielleicht auch ein anderer. Irgendwann hörte er ihre Stimmen, irgendwann hatte er das Gefühl der Nässe auf seinem Gesicht, bis er merkte, daß ihm etwas über die Wangen schabte.
»Mach schneller!« keuchte jemand neben ihm. »’runter mit seinem Bart. Ich sage dir, George, ich kenne ihn. Ich kenne ihn ganz genau, nur der verdammte Bart muß weg. Mach doch schneller, Carter!«
»Dem würde ich am liebsten den Hals abschneiden, statt ihn zu rasieren«, sagte Carter. »Den Hals ab..., krchzzz!«
Was machen sie? fragte sich Clancy, während die Schmerzen noch zunahmen, die seinen Kopf zerplatzen lassen wollten. Was ist das, sie rasieren mich?
Es erschien ihm so unwahrscheinlich, daß er sich bemühte, die Augen zu öffnen.
Er wußte, Carter war einmal Barbier gewesen, hatte dann aber das Rasiermesser mit dem Totschläger als Rauswerfer vertauscht. Blinzelnd und etwas verschwommen sah er, daß Carter ihn wirklich rasierte. Irgendwo zwischen den Gesichtern der anderen war ein längliches, hohlwangiges Gesicht, das ihm bekannt vorkam. Der Mann dort starrte ihn aus dunklen Augen an. Sein Mund öffnete sich, und er schrie:
»Wie heißt der – Rod Clancy? Wisch ihn ab, Carter, es ist gut, wisch ihn ab!«
Carter wischte ihn nicht ab. Er schlug ihm einen nassen Lappen ins Gesicht, daß es nur so klatschte.
»Na, Jeff, erkennst du ihn jetzt?« fragte er dann hämisch. »Setzt den Strolch hin, richtig gerade, los!«
Jeff, grübelte Clancy. Er sah immer noch leicht verschwommen. Jeff heißt der Mann also, Jeff?
Jeff trat dicht vor ihn. Er musterte ihn und grinste dann breit. »Du heißt also Rod Clancy?« erkundigte er sich höhnisch. »Bist du auch ganz sicher, daß du so geheißen hast, als du auf die Welt kamst, Mister? Oder hattest du vielleicht einen anderen Namen?«
Es kostete Clancy Mühe, die Kiefer zu bewegen. Er hatte das Gefühl, daß ein Gummiband um sein Kinn lag und es anzog.
»Mein Name ist Clancy, Rod Clancy«, brachte er langsam heraus. »Was, was soll das, Mann?«
»Er sagt, er ist Clancy«, lachte Jeff los. »Das ist ein Vogel!«
»Zum Henker, Skate!« knurrte
Paine, der Mann mit dem glatten Gesicht. »Hör mit dem Blödsinn auf! Weißt du denn, wer er ist?«
»Sicher weiß ich das«, zischelte Jeff Skate. »Er heißt so ähnlich, nur nicht ganz so, Boß. Na, Clancy, willst du ihm nicht sagen, wie dein richtiger Name ist? No, was? Gut, Mister. Dann muß ich das für dich tun. Boß, er heißt Clanton Roderick Burton.«
Clancy sah den Mann an und hob langsam die Schultern etwas höher.
»Du bist verrückt, Mister«, murmelte er träge. »Wie soll ich heißen?«
Skate, der sich Paine zugewendet hatte, fuhr mit einem Fluch herum.
»Versuch nicht zu lügen, du Narr!« fauchte er.
»Du hast deinen Familiennamen abgelegt, weil dich als Burton jeder zwanzigste Mann in Idaho gekannt hätte. Ich weiß alles von dir. Ich war nur ein kleiner, armseliger Fahrer auf einem der Wagen, die deinem Vater gehören. Aber ich habe dich zweimal gesehen. Einmal, als du in Ely warst, das andere Mal in Goldfield. Du brachtest eine Herde Vieh nach Westen. Mr. Burton, ich kenne dich und deinen Vater. Ich weiß, daß du von zu Hause weggegangen bist. Und ich weiß auch, warum. Sie haben wochenlang darüber geredet. Boß, er ist der letzte Burton außer dem Alten. Ihnen gehört neben drei Ranches die Middle-Nevada Stagecoach und Freight-Line. Dazu einige Anteile an Minen, und der Teufel weiß, was noch alles. Sein Alter ist der zweitreichste Mann in Nevada drüben.«
»Bist du sicher?« schrie Paine verstört. »Mann, das wäre... Er ist ein Burton von den Burtons..., sicher?«
»Sicher!« antwortete Jeff Skate grimmig. »Sie sind klotzig reich, unvorstellbar reich, Boß! Die stinken vor Geld, die Burtons. Der hier, den hat sein Alter zur King Ranch nach Texas geschickt, um alles über Rinder zu lernen. Zwei Jahre ist der in Kalifornien in den Minen gewesen. Und bei einer Bank in Phoenix, unten in Arizona, war er auch eine Zeit. Viel war der nicht zu Hause, der Alte hat ihn überall lernen lassen, den feinen Stinker. In Texas soll er, als man dem alten King Rinder stahl, wie die anderen Männer Kings bis nach Mexiko hineingeritten und die Rinder zurückgeholt haben. Da hat er den Umgang mit den Revolvern gelernt. Gibst du es zu, Burton?«
»Du bist wahnsinnig«, erwiderte Clancy mit einem schiefen Lachen. »Mann, wenn ich ein Burton bin, dann bist du der Präsident, was? Paine, er verwechselt mich. Ich war nie in Nevada.«
»Verdammter Lügner!« fauchte Skate. »Dein Alter ließ dich alles lernen. Als du dann nach Hause kamst vor zwei Jahren, hatte er sogar noch ’ne Braut für dich ausgesucht. Boß, weißt du, wen? Die Tochter von Ezra Conroy, die einzige Tochter, versteht ihr? Die beiden alten, stinkreichen Halunken wollten auf diese Art fast alle Minen in die Hand bekommen. Er sollte Elisha Conrey heiraten. Und da gab es Krach. Er warf seinem Alten die Brocken vor die Stiefel und verschwand. Ich weiß es genau, er ist Clanton Roderick