Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
es denn schlimm?«

      »Ja, Donegan, mein Deputy, liegt im Office mit einer schweren Verwundung!«

      »Dann sollten Sie vielleicht zu Gulbranson gehen.«

      »Gulbranson? Wer ist denn das?«

      »Er war auch einmal so etwas wie ein Arzt, habe ich gehört. Er wohnt unten in einer Hütte in den Miner Camps.«

      »Vielen Dank!« rief er und war schon unterwegs.

      Ein Junge wies ihm die Hütte des einstigen Feldschers.

      Gulbranson war in den Befreiungskriegen Feldarzt gewesen, und nach dem Kriege hatte er den Weg nicht mehr zurück in seinen Beruf finden können. Der wahre Grund dafür war der Whisky. Gulbranson war ein fürchterlicher Säufer.

      Die Hütte, die der Junge dem Texaner bezeichnet hatte, stand abseits von den anderen Behausungen. Sie war klein, windschief und halb zerfallen.

      Luke klopfte an die Tür.

      Als sich niemand meldete, öffnete er die Tür und fuhr erschrocken zurück.

      Ein gewaltiger schwarzer Kater schnellte ihm von einem Schrank, auf dem er anscheinend bis jetzt gehockt hatte, entgegen.

      Im letzten Augenblick konnte Luke den Kopf noch wegziehen, so daß das Tier wie ein Geschoß an ihm vorbeizischte.

      Luke zog die Tür sofort hinter sich zu, und der angriffslustige Kater, der offenbar das Haus zu verteidigen hatte, stand draußen.

      Die Hütte bestand aus zwei Kammern. Hier vorn in dem winzigen Raum standen ein Bett, ein Stuhl und der eben erwähnte Schrank. Rechts war die Tür zum Nebenraum. Luke klopfte an.

      Auch jetzt erhielt er keine Antwort.

      »Mr. Gulbranson!« rief er.

      Niemand meldete sich.

      »Mr. Gulbranson! Ich möchte mit Ihnen sprechen. Mein Name ist Short, ich bin der Sheriff!«

      Da wurde die Tür aufgerissen.

      Im schwachen Licht, das durch ein winziges Fenster in den muffigen Raum fiel, konnte der Riese die gebeugte Gestalt eines Mannes erkennen, dessen Gesicht völlig eingefallen und zerfurcht war. In tiefen Höhlen lagen die Augen, und die Spitze der Nase bog sich schon dem Kinn entgegen. Der Mund schien völlig zahnlos zu sein. Der Mann hatte langes, wirres, schütteres Haar, das von weißgelblicher Farbe war. Die Jacke, die er trug, war von zahllosen Flicken übersät. Das Hemd war kragenlos und schmierig, und die viel zu weite Hose schlotterte ihm um die Beine. Seine nackten Füße steckten in ledernen Pantoffeln.

      Die Rechte, die jetzt den Türgriff hielt, zitterte.

      Dann öffnete der Alte seinen zahnlosen Mund. Sein Unterkiefer schob sich dabei gefährlich weit der Nase entgegen. Heiser kamen die Worte aus seiner Kehle: »Der Sheriff? Wir haben doch hier keinen Sheriff. Von diesem Lappmann, diesem Behan, kann doch niemand im Ernst behaupten, daß er ein Sheriff wäre.«

      »Mein Name ist Short, Mr. Gulbranson. Luke Short.«

      Da ließ der Alte die Klinke los und trat einen Schritt zurück.

      »Luke Short? Damned, ich suche die ganze Zeit Ihren Kopf. Der hängt ja oben an der Decke. Wie groß sind Sie denn um Himmels willen? Ich habe ja schon vieles gesehen, aber einen solchen Goliath noch nicht.«

      »Mr. Gulbranson, bei mir im Office liegt ein Mann mit einer lebensgefährlichen Verletzung in der Brust. Ich vermute, es ist ein Messerstich…«

      »Und?« stotterte der Alte. »Was habe ich damit zu tun?«

      »Aber, Mr. Gulbranson, der Mann stirbt.«

      »Und? Hahahaha!« Der Alte lachte meckernd. »Glauben Sie vielleicht, daß ich ihm helfen könnte? Holen Sie doch Doc Holliday, der versteht sich auf diese Dinge viel besser als jeder andere. Ich kann dem Verletzten nicht helfen. Hier, sehen Sie sich das an!«

      Er hielt dem Texaner ein Händepaar entgegen, dessen knotige Finger auseinanderstanden und fürchterlich zitterten.

      »Damit kann ich keinem mehr helfen! Kaum noch mir selbst. He, hehehe!«

      Da packte Luke ihn an den Schultern und schüttelte ihn.

      »Gulbranson, der Mann stirbt! Sie müssen ihm helfen!«

      »Warum holen Sie dann nicht Doc Holliday?« geiferte der Alte.

      »Doc Holliday ist nicht in der Stadt!«

      »Und? Da sind doch noch Sommers und Keenan.«

      »Die sind beide nicht da. Kommen Sie mit, Gulbranson.«

      Luke packte ihn am Kragen und wollte ihn hinausschleifen.

      »Augenblick, Augenblick!« krächzte der Alte. »So geht das nicht. Erst muß Vater Gulbranson noch einen Schluck nehmen.«

      Er schlurfte in die Ecke, nahm aus einer alten hochgestellten Kiste eine schmierige Flasche und setzte sie an den Mund. Der Schluck, den er nahm, leerte die Flasche zu einem Drittel. Zitternd stellte er sie dann zurück, wandte sich um und ging an einen Tisch, dessen Lade er herauszog.

      »Was suchen Sie denn noch, um Himmels willen, Gulbranson? Nun kommen Sie doch schon!«

      »Was wollen Sie denn, ich muß doch wenigstens etwas Kram mitnehmen.«

      »Etwas Kram, was denn?«

      »Na ja, ein paar Messer und Scheren und Lappen, die ich hier liegen habe.«

      »Lassen Sie bloß Ihre dreckigen Lappen und rostigen Messer hier. Ich besorge das Zeug bei Sommers. Kommen Sie!«

      Er schleifte den Alten hinaus.

      »Aber ich kann doch nicht in Pantoffeln gehen. Sie bilden sich doch nicht ein, daß ich damit den weiten Weg zurücklegen werde.«

      »Haben Sie denn keine Schuhe?«

      »Ja, ja, wenn ich bloß wüßte, wo sie wären. Vielleicht hat sie der Kater verschleppt, oder Mr. Billinger.«

      »Herrgott, so suchen Sie schon Ihre Stiefel!«

      Der Alte bückte sich, kroch unter den Tisch, schob ein paar Wäschebündel zur Seite, zwei Säcke, die mit Holzstücken gefüllt waren, und andere Dinge. Aber das, was er suchte, fand er nicht.

      »Wo haben Sie bloß Ihre Schuhe?«

      »Ich weiß es doch nicht. Vielleicht sollten wir den Kater fragen, ähähähäh, oder Mr. Billinger.«

      »Verdammt, wo steckt dieser Billinger?«

      »Der wohnt drei oder vier Häuser weiter, so genau weiß ich das nicht. Warten Sie, ich muß noch einen Schluck aus der Flasche nehmen.«

      Als er sich erhoben hatte, packte Luke ihn und stieß ihn zurück, daß er krachend gegen den Tisch prallte.

      »Sie kommen jetzt mit, Gulbranson! Oben im Office liegt ein Mensch im Sterben!«

      Der Alte schien durch den Aufprall ernüchtert worden zu sein.

      Aus glanzlosen, geweiteten Augen blickte er den Texaner an.

      »Im Sterben? Well, der liegt – und ich stehe. Und beide machen wir trotzdem das gleiche durch: ich sterbe auch, sehen Sie mich doch an. Ich sterbe im Stehen!«

      »Kommen Sie mit!« Der Texaner packte ihn am Arm und zerrte ihn aus der Hütte.

      Als er mit ihm in der Chestnutstreet ankam, blieben einige Schuljungen stehen und fingen an laut zu lachen.

      Als sie aber den Blick des Sheriffs sahen, huschten sie wie die Ratten davon.

      Keuchend schleppte sich der Alte neben dem Texaner her. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, und seine Knie schlotterten fürchterlich. Er rang röchelnd nach Atem. Oben an der Allenstreet knickte er plötzlich neben einer Pferdetränke zusammen und kauerte sich, auf allen vieren gestützt, am Boden.

      »Kommen


Скачать книгу