Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      »Ich kann nicht weiter, Sheriff, ich kann nicht, sehen Sie es denn nicht?« schrie er gurgelnd. »Meine Beine tragen mich nicht mehr. Einen so weiten Weg habe ich Jahre nicht mehr gemacht!«

      Er war ein menschliches Wrack, obgleich er erst dreiundfünfzig Jahre zählte, und der Vergleich, den er vorhin gezogen hatte, war gar nicht so falsch, denn auch er lag gewissermaßen im Sterben.

      Sein Körper war schon im Übergang begriffen. Da packte ihn der Riese kurzentschlossen, hob ihn hoch und trug ihn auf seinen starken Armen die Straße hinunter.

      Es scherte ihm dabei nicht, daß die Menschen auf den Gehsteigen erschrocken stehenblieben und ihm nachstarrten.

      Als er das Office erreichte, stellte er ihn wieder auf die Füße. »Kommen Sie, Gulbranson, er liegt drüben in der Schlafkammer.«

      Der Alte torkelte vorwärts, mußte sich an der Wand festhalten, dann am Schreibtisch, am Gewehrständer und schließlich im Türrahmen. Keuchend und mit gesenktem Kopf stand er da und japste verzweifelt nach Luft wie ein Fisch, der aufs Trockene gespült worden war.

      Luke beugte sich über Donegan.

      »Hump! Hump! Hören Sie mich?«

      Der Mann am Boden hatte die Augen aufgeschlagen.

      »Ja…, Boß!« kam es röchelnd aus seiner Kehle. »Haben Sie… einen Doc gefunden?«

      Luke wandte sich um. Seine Augen brannten in dem jetzt angehobenen Gesicht des Arztes.

      »Ja, ich habe einen gefunden, er ist mitgekommen. Da steht er. Kommen Sie schnell, Doc, kommen Sie. Helfen Sie ihm.«

      Gulbranson wagte es nicht, den Türrahmen loszulassen, weil er genau wußte, daß er dann hingefallen wäre.

      Luke bemerkte es. Er stand auf, ergriff ihn am Arm und führte ihn zu dem Schwerverletzten.

      Gulbranson deutete auf das Bett.

      »Können Sie ihn nicht darauf legen, Sheriff?«

      »Natürlich.«

      Luke hob den Verletzten auf und legte ihn auf Virgil Earps alte Pritsche.

      Gulbranson hockte auf der Bettkante, weil er nicht stehen konnte. Auf beide Hände mußte er sich stützen.

      Luke öffnete dem Verletzten die Jacke. »Da, sehen Sie selbst!«

      Gulbranson nickte keuchend. »Ja, ja, ich…« Mit dem Kopf winkte er den Riesen zu sich heran. »Ich brauche… einen Whisky, Sheriff, einen Whisky«, röchelte er.

      »Damned!« entfuhr es dem Riesen. »Sie sollen dem Mann helfen!«

      »Ja, aber ich brauche erst einen Whisky!«

      Luke stürmte hinaus, lief in Harpers Bar nebenan und nahm eine Flasche Whisky von dem Tresen: »Ich bezahle sie nachher, Fred!«

      Der Keeper nickte: »All right, Sheriff.«

      Auf dem Weg zum Office riß der Texaner den Korken aus der Flasche, und als er in die Schlafkammer kam, sah er, daß der Arzt dem Verletzten schon das Hemd geöffnet hatte.

      »Geben Sie her!« Gulbranson hob die Flasche mit zitternder Hand und nahm einen gewaltigen Schluck. Seine Augen begannen allmählich zu glänzen. »So, jetzt können wir der Sache nähertreten. Jetzt braucht er erstmal einen Schluck.«

      Luke mußte Donegans Kopf anheben, und der Alte versuchte, ihm einen Schluck Whisky einzuflößen, was auch gelang.

      Dann machte er sich daran, mit Hilfe des Whiskys und sauberen Lappen, die Luke aus Virgils alten Beständen hervorgeholt hatte, die Wunde zu reinigen.

      Als er schließlich mit seinen zitternden Händen einen dicken Verband angelegt hatte, meinte Luke: »Was war es denn nun?«

      Der, Alte schüttelte den Kopf: »Ich weiß es nicht. Eine Verwundung ist es.«

      »Aber Mann«, stieß Luke hervor. »Kann es etwa auch ein Schuß gewesen sein?«

      »Natürlich, es kann alles gewesen sein…«

      Da packte Luke den Alten an der Schulter und zerrte ihn herum.

      »Gulbranson, wenn es ein Schuß war, dann kann die Kugel vielleicht noch in seiner Brust stecken?«

      Der Alte zuckte zusammen. »Ach so? Das… glaube ich nicht. Das, nein, ich weiß es nicht. Ich, ich… Es sah aus wie ein Stich, wie Sie schon richtig sagten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es eine Kugel gewesen sein soll…« Und dann schien ihm ein Gedanke zu kommen: »Man müßte ihn vielleicht fragen!«

      »Fragen! Er hat die Augen geschlossen. Er ist ohnmächtig. Wie sollen wir ihn fragen?«

      Mit gesenktem Kopf erhob sich der Alte und torkelte zur Tür.

      Dort hielt er sich fest und griff nach dem Gewehrständer draußen, um sich zu stützen. Dann aber besann er sich, kam plötzlich wieder zurück und griff, mit einem lauernden Blick auf den Sheriff, nach der Flasche.

      »Kann ich die mitnehmen?«

      »Ja, nehmen Sie sie mit, und kommen Sie mir nie wieder unter die Augen!«

      Der Trinker schaukelte davon.

      Verzweifelt starrte der Texaner auf den Verwundeten. Er stand am Fußende des Bettes und beobachtete ihn.

      Es waren mehrere Minuten vergangen, da wurde vorn die Tür des Offices geöffnet. Luke konnte von seinem Platz aus – am Fußende des Bettes – den Eintretenden sehen.

      Es war ein vielleicht achtundzwanzigjähriger Bursche in Cowboytracht, der sich im Office umsah. Als er den Sheriff nicht entdecken konnte, stieß er einen Fluch aus und wollte wieder verschwinden.

      Da tauchte Luke in der Tür der Schlafkammer auf.

      »Was gibt es?«

      Der Cowboy, der sich schon abgewandt hatte, fuhr herum.

      »Sheriff, Sie müssen sofort kommen! Auf der Wilkins Ranch brennt es!«

      »Hören Sie, Mann. Meinetwegen kann die Ranch abbrennen. Ich kann jetzt nicht weg. Ich bin einmal weggegangen heute, da sind mir vier Gefangene entkommen. Und der Deputy liegt drinnen in der Kammer und ist schwer verwundet.«

      Der Cowboy trat von einem Bein auf das andere.

      »Was soll ich dem Boß berichten, Sheriff? Was soll ich ihm sagen?«

      Da stieß der Texaner einen ellenlangen Fluch aus, griff aber nach seinem Hut und stülpte ihn sich auf den Kopf.

      »All right, ich komme mit.« Er trat noch einmal an das Bett des Verwundeten. Der hatte die Augen geschlossen. »Hump«, kam es leise über die Lippen des Riesen. Aber Donegan rührte sich nicht.

      Der Texaner ging mit dem Cowboy hinaus.

      »Warten Sie, ich muß noch einmal hinüber zu Doc Sommers. Dann komme ich.«

      Der Arzt war natürlich noch nicht daheim. Aber die Frau kam an die Tür.

      Der Riese verdunkelte mit seiner Gestalt den ganzen Eingang.

      »Hören Sie, Miß«, er deutete mit dem linken Daumen über die Schulter: »Drüben im Office liegt ein Sterbender. Vielleicht können Sie einmal nach ihm sehen. Ich muß weg. Irgendwo auf einer Ranch brennt es. Ich komme so schnell wieder, wie es geht.«

      »Ja, ich werde nach ihm sehen, aber ich kann ja auch nicht helfen.«

      »Egal, nehmen Sie einen Medizinkasten mit und gehen Sie hinüber, vielleicht können Sie ihm doch helfen. Und dann lassen Sie wieder nach Doc Keenan schicken, vielleicht ist er inzwischen zurückgekommen.«

      Er holte seinen Rapphengst aus dem Stall und ritt zusammen mit dem Cowboy nach Osten davon aus der Stadt.

      Erst als er mehrere Meilen hinter sich hatte, kam ihm der Gedanke, daß er Nellie Cashman hätte verständigen lassen sollen, sie hätte bestimmt helfen können.


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