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zu geben.
Da traten die beiden noch näher an die Treppe heran und blickten Holliday herausfordernd an: »Was wollen Sie hier?«
»Ich suche den Boß.«
»Ja«, rief jetzt Migola, »das sagte er mir schon.«
Die Zwillinge musterten den Georgier aus kalten Schlangenaugen.
»Wenn Sie dem Boß etwas zu sagen haben, dann können Sie es auch uns sagen. Wir sind mit ihm verwandt. Mein Name ist Mike Flanagan, und das ist mein Bruder Cole.«
Hollidays Gesicht verriet nichts von der Verblüffung, die der Name Flanagan in ihm hervorgerufen hatte. Sollte er es hier etwa mit den Brüdern aus der vielköpfigen Tombstoner Banditenfamilie zu tun haben?
Das wäre kein angenehmes Zusammentreffen!
Zu oft waren Wyatt Earp und er mit den Flanagans zusammengeraten. Diese beiden Burschen, die nur wenige Jahre jünger als Hal und Ed zu sein schienen, kannte er jedoch nicht. Vielleicht waren es auch nur Vettern der Tombstoner Flanagans oder auch gar nicht mit ihnen verwandt.
Diese letzte Hoffnung allerdings sollte dem Spieler sogleich genommen werden. Denn Mike, der offenbar für die beiden das Wort führte, warf den Kopf ins Genick und stellte sich in Positur. Dennoch hatte diese Geste etwas lächerlich Spatzenhaftes an sich.
»Sie werden von uns gehört haben. Unser Bruder Jack ist ein bekannter Mann in Arizona. Er hat Larry Custom aus den Stiefeln geschossen. Bestimmt haben Sie davon gehört.«
Also waren es doch Brüder von Hal und Ed. Denn Jack, der älteste der Flanagans, gehörte ja zu dieser Familie. Allerdings hielt er sich zur Zeit nicht hier in der Gegend auf, sonst wäre er ganz sicher längst in Tombstone aufgetaucht.
Aber daß dieser Bursche die Stirn hatte, davon zu sprechen, daß sein Bruder Jack den bekannten Sheriff Custom erschossen hatte, war eine Frechheit ohnegleichen. Und es zeigte dem Georgier eindeutig, mit was für einem Charakter er es hier zu tun hatte. Dieser Mike Flanagan war ein gefährlicher Bursche, und Cole, der neben ihm stand, ließ jetzt beide Hände auf seine Revolverkolben fallen und warf den Kopf in der gleichen Manier ins Genick wie vorhin sein Zwillingsbruder Mike und krächzte: »Haben Sie etwa noch nichts von ihm gehört?«
Holliday nickte der Wahrheit gemäß und entgegnete: »Doch, Cole, ich habe schon von ihm gehört.«
»Also, dann wissen Sie ja, mit wem Sie es zu tun haben.«
»Ja«, antwortete der Spieler zweideutig, »das weiß ich nun.«
»Und?« krächzte Cole.
»Was und?«
»Sagen Sie schon, was Sie von Ike wollen.«
Der Georgier schüttelte den Kopf.
»Nein, Cole. Ich bin ja nicht hierhergekommen, um mit einem Flanagan zu sprechen, sondern mit Ike Clanton.«
Die Gesichter der Zwillinge wurden augenblicklich, wie auf ein stummes Kommando hin, um einen Schein blasser.
Jetzt war es wieder Mike, der sprach.
Und seine Stimme klang schon bedeutend schärfer als er feststellte: »Offenbar wissen Sie doch nicht, mit wem Sie es zu tun haben, Mister?«
Da mahnte Mogila aus dem Hintergrund: »Vorsicht, Mike, der Mann hat einen verdammt flotten Schuß am Leib.«
Ohne sich nach dem Kameraden umzudrehen, entgegnete Mike Flanagan, dem jetzt die Gefährlichkeit aus den Augen blitzte: »Das überlaß nur mir, Migola. Ich weiß mit solchen Leuten umzugehen.«
Der flachsblonde Hawkins hatte das Gespräch bis jetzt schweigend verfolgt, schien aber doch nicht daran interessiert zu sein, die beiden Flanagans den scharfen Schüssen dieses Strangers auszusetzen, denn er trat jetzt vor und zog die beiden an den Armen zurück.
»Hört auf. Seht euch lieber das Schild da oben an.«
Die beiden blickten auf das Schild. Aber es fiel ihnen nichts auf.
»Seht ihr die Löcher in den Buchstaben?«
»Ja, und?«
»Die hat er reingeschossen.«
»Na und? Sollen wir vielleicht deshalb den Hut vor ihm ziehen?«
Hawkins zog sie beide herum und deutete auf die Indianerlanze neben dem Brunnen.
»Wißt ihr, wie groß die noch vor ein paar Minuten war?«
»He, wer hat denn die abgesägt?« fragte Cole verblüfft.
Der Flachsblonde deutete mit dem Daumen über die linke Schulter.
»Der da.«
Da wirbelten die beiden Flanagans herum und zeigten schon mit dieser Bewegung, daß sie gefährlicher als die vier anderen zusammen waren. Geduckt, wie Raubkatzen vorm Beutesprung, standen sie jetzt da und stierten den Fremden an.
»Wer ist das?« zischte Mike.
Doc Holliday hatte kein Interesse an einer Schießerei mit den Banditen. Und wenn er jetzt seinen Namen genannt hätte, so mußte er damit rechnen, daß die Flanagans Rache für ihre in Tombstone festgesetzten Brüder Ed und Hal nehmen wollten. Was die beiden besonders gefährlich machte, war ihre Bedenkenlosigkeit. Was an den vier Cowboys, die hinter ihnen standen, noch plump war, war bei ihnen zu blitzschnellem, rücksichtslosem Handeln konzentriert.
»Ihr habt absolut nichts davon, wenn ihr meinen Namen wißt, Gents. Ich will mit Ike Clanton sprechen.«
Da trat Mike zwei Schritte vor und tippte sich mit dem Mittelfinger seiner Linken an die Brust.
»Du wirst mit mir sprechen!«
Da kam Bewegung in die Gestalt des Spielers. Er verließ die Treppe, und Mike wich behende drei Schritte zurück.
Aber der Georgier ging nur zu seinem Pferd, machte ohne Hast die Zügelleinen los und wollte sich in den Sattel ziehen.
In dem Augenblick, als er mit der Linken nach dem Sattelholm griff, stießen die beiden Flanagans zu gleicher Zeit ihre Hände nach den Revolvern in den rechten Halftern. Sie hatten beide das gleiche vor: einen Schuß durch den Halfterboden.
Mit der Schnelligkeit eines schwarzen Pumas flog der Georgier herum. In seinen Fäusten blinkten die großen, vernickelten Frontier-Revolver. Und als er jetzt sprach, hatte seine Stimme auf einmal einen fremden, scharfen, klirrenden Ton angenommen, der den Banditen bis in die Nerven drang: »Ihr müßt beide noch eine Menge lernen, bis ihr es mit einem Mann wie Larry Custom aufnehmen könnt.«
Immer noch hatten die Twins ihre Hände an den Revolverkolben.
»Nehmt die Hände von den Waffen.«
So eindringlich, so dämonisch war der Ton dieser Stimme, daß die beiden Desperados die Hände tatsächlich von den Knäufen ihrer Colts gleiten ließen.
Mit blitzschnellen Handsaltos ließ der Gambler seine Sixguns in die Halfter zurückfliegen.
Ohne Hast und ohne sich umzudrehen, zog er sich in den Sattel und nahm die Zügelleinen auf.
Da wurde oben die Fliegentür am Haus aufgestoßen, und Ikes Mutter trat auf den Vorbau.
»Was ist denn hier los?« rief sie aufgeregt. »Warum seid ihr nicht an der Arbeit, ihr Tagediebe! Wofür bezahlt Ike euch? Bestimmt nicht dafür, daß ihr hier auf dem Hof herumknallt…« Jäh brach ihre Stimme ab.
Ihr Blick war auf den Georgier gefallen.
»Doc Holliday!« entfuhr es ihr.
Der Schock, der die Männer auf dem Hof traf, hätte nicht größer sein können. Fassungslos starrten sie auf den Mann, der sie minutenlang mit seinen Revolvern und dann auch mit seiner Stimme in Bann geschlagen hatte.
Es war Mike Flanagan, der einen Schritt zur Seite sprang und bellte: »Doc Holliday? Hell and devils! Das kann doch nicht wahr sein!«
Der