Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      »Keine Ahnung.«

      »Wir müssen sie suchen.«

      »Sie wissen doch, wo sie hinreiten müssen.«

      Nach dieser kurzen Beratung gingen sie zur Hauptstraße hinauf und wollten gerade ihre Pferde aus dem Mietstall holen, als sie durch die Stimmen zweier Männer, die links auf einem Vorbau standen, zurückgehalten wurden.

      Sie blieben stehen und hörten dem Gespräch der beiden zu.

      »Ja, er hat sie festgenommen. Sie sollen einen Rancher niedergeschossen haben.«

      Hart klammerte sich die Rechte Halbots um den linken Unterarm Hiltons. »Hast du das gehört«, zischte er.

      Hilton nickte nur.

      »Er hat Ferkas und Balthasar erwischt.«

      »Nichts wie weg hier.«

      »Wir müssen doch über die Straße zum Mietstall.«

      »Nein, das ist zu gefährlich.«

      »Willst du ohne Pferde flüchten?«

      »Nein, wir werden uns andere besorgen.«

      »Aber unsere Sättel. In den Taschen habe ich alles drin. Auch mein Geld.«

      »Du hast Geld genug gewonnen beim Spiel vorhin.«

      »Aber mein ganzes Zeug ist in den Satteltaschen und aufgeschnallt. Das geht nicht.«

      »Dann lauf meinetwegen hinüber. Wie ich Wyatt Earp kenne, hat er schon einen Posten bei unseren Pferden stehen.«

      Hilton nagte an seiner Unterlippe. Er sah ein, daß Halbots Argwohn nicht unbegründet war.

      Aber er wollte nicht aufgeben.

      »Warum rennen wir eigentlich vor ihm davon. Greifen wir ihn uns doch.«

      Halbot lachte heiser. »Du redest ein Zeug daher! Andere Leute unseres Schlages sehen zu, daß sie in den Sattel kommen, um möglichst tausend Meilen zwischen sich und diesem Kerl zu bringen. Und du willst ihn dir greifen. Meinetwegen, greif ihn dir. Aber ohne Jake Halbot!«

      Er wandte sich um.

      Hilton holte ihn mit zwei raschen Schritten ein und zog ihn zu sich herum. »Warte, ich verstehe dich nicht, Jake. Auch bei ihm wird nur mit Wasser gekocht. Er ist ein einzelner Mann. Was soll er denn gegen uns machen? Die Bevölkerung hier ist bestimmt nicht auf seiner Seite. Hier sind doch eine ganze Menge Freunde von uns. Wavers zum Beispiel und Honegger und Thruman und die Snyders und die Bolegans. Wir stehen doch nicht ganz allein.«

      »Einerlei, wenn ich den Namen dieses Wolfs nur höre, habe ich schon genug. Nein, ich denke nicht daran, mich mit ihm abzugeben. Wer sich erst mit ihm eingelassen hat, der geht unter gegen ihn. Das sage ich dir!«

      »Aber Mann, wir können doch ein halbes Dutzend Leute gegen ihn aufbringen.«

      »Und wenn du mir ein Dutzend an die Seite gibst, ich denke nicht daran, mit ihm zu kämpfen.«

      »Dann hau ab!«

      Hilton ging langsam zur Hauptstraße hinab und überquerte die Straße im gleichen Augenblick, in dem Wyatt Earp aus dem Sheriffs Office kam.

      Da die Straße leer war und die Distanz zum Office kaum mehr als zwanzig Yard betrug, sah ihn Hilton sofort.

      Und selbst wenn er ihn nicht vor Jahren einmal oben in Wichita gesehen hätte, würde er jetzt gewußt haben, daß er es war.

      Groß, breitschultrig, schmalhüftig, mit federndem Gang.

      Der Desperado Jimmy Hilton war stehengeblieben.

      Mitten auf der Straße. Im grellen Licht eines Küchenfensters, das seinen Schein über die ganze Breite der Straße warf.

      Wie angewurzelt stand der Outlaw da und stierte zu dem Marshal hinüber.

      Wyatt Earp hatte die Vorbaukante erreicht und sah ihn.

      Der dritte Mann! blitzte es in seinem Hirn auf.

      Er ging langsam auf die Straße hinunter und blieb in ihrer Mitte stehen.

      Nur noch etwa zehn Yard trennten ihn jetzt von dem Verbrecher.

      Eisige Kälte schien das Blut in den Adern des Verbrechers stocken zu wollen.

      »Wo ist der Bursche mit dem roten Haar?« Hart und metallen drangen die Worte über die Straße an das Ohr des Galgenmannes.

      Hilton lachte spröde auf.

      »Ich weiß nicht, was Sie wollen, Earp.«

      »Das wissen Sie ganz genau. Heben Sie die Hände hoch!«

      Aber Jimmy Hilton dachte nicht daran, die Hände hochzuheben. Im Fallwurf schleuderte er sich nach links hinüber, zog den Revolver und – aber auch er kam nicht zum Schuß.

      Das glühende Blei spie ihm entgegen und riß ihm den rechten Arm wie mit einem Axthieb zurück.

      Sein Revolver lag, anderthalb Yard weggeschleudert, neben ihm. Er kniete am Boden, preßte die Linke auf den rechten Arm und stierte zu dem Mann aus Missouri hinüber.

      »Das werden Sie büßen, Earp!«

      »Steh auf.«

      Jimmy Hilton erhob sich und kam langsam näher.

      Wyatt trat rasch auf den Vorbau, um aus den Lichtern der Straße zu kommen.

      Der fünfte Gefangene wurde in das Jail von Bisbee eingeliefert.

      Als die Tür zum Gefängnistrakt geöffnet wurde, und Balthasar Hilton erkannte, schrie er auf:

      »Wo ist Halbot?«

      »Halt’s Maul«, geiferte ihm der Bandit entgegen.

      Aber zu spät.

      Wyatt Earp, der oben in der Tür zum Office stand, hatte den Namen gehört. Der vierte Mann, der Rothaarige, hieß also Halbot.

      Es gab niemanden in dem Banditennest Bisbee, der auf den Gedanken gekommen wäre, ins Office zu laufen, um dem Marshal zu berichten, daß der Taylor Morton von einem Falschspieler niedergeschossen worden wäre.

      Es war eine halbe Stunde vergangen, seit der Mord geschehen war, als Wyatt Earp durch puren Zufall diese Schenke betrat. Er war auf der Suche nach dem Galgenmann Halbot.

      Der Lärm, der in der Schenke getobt hatte, verstummte sofort, als der Missourier den Eingang betrat.

      Zu bekannt war der Marshal noch von seinem Gefecht mit der Curtis-Bande in dieser Stadt.

      Der Wirt beugte sich weit über die Theke und rang die Hände.

      »Es ist ein Falschspieler gewesen, Mr. Earp. Er hat ihn rücksichtslos niedergeknallt auf eine Entfernung von zweieinhalb Yard über den Tisch.«

      Wenige Minuten später kannte der Marshal den vierten Galgenmann, nämlich den roten Halbot, und wußte, daß Jimmy Hilton einen zweiten Mord begangen hatte.

      Am Westausgang der Stadt wohnte in einem etwas abgelegenen Haus, das von einer hohen fortartigen Fenz umgeben war, der junge Richter Ferguson. Wyatt kannte ihn nur flüchtig, denn Richter Holman war damals nach dem Mord an dem jungen Sheriff aus der Stadt verschwunden. Niemand wußte, was den alten Richter bewogen hatte, Bisbee zu verlassen. Jedenfalls war er eines Morgens nicht mehr da. Mit seiner Frau und seinem Sohn hatte er heimlich die Stadt verlassen und war nie wieder gesehen worden. Es gingen Gerüchte um, daß die Banditen ihn und seine Familie geholt hätten – aber das ist nie bewiesen worden. Und da niemand ein Interesse daran hatte, den Richter zu suchen, blieb er ganz einfach verschollen. Derartige Dinge waren im weiten Westen leider möglich.

      James Ferguson war zweiunddreißig Jahre alt, groß, hager, trug eine goldgeränderte Brille und hatte einen schmalen, strichdünnen Mund, der ganz zu seiner übrigen Erscheinung paßte.

      Als der späte Besucher vorn die Hausglocke betätigte, kam Ferguson


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