Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Sie sich sonst noch an irgend etwas erinnern? Wenn die Fackel in den Hof fiel, dann wird Ihr Vater sie sicher so geworfen haben, daß die Männer vom Lichtschein getroffen wurden?«

      Das Mädchen nickte, ohne zu antworten.

      »Der eine der Männer trug also einen weißen Verband um den Hals? Und die drei anderen? Können Sie sich an ihre Kleidung erinnern?«

      Ireen schüttelte den Kopf.

      »Hatte einer von ihnen vielleicht einen Kinnbart?« forschte Holliday.

      Das Mädchen nickte. »Ja, ich erinnere mich jetzt genau. Einer von ihnen hatte einen struppigen roten Bart. Ja, ich glaube ganz sicher, daß er rot war…«

      »Die Gesichter der Männer konnten Sie natürlich von oben nicht besonders gut sehen?«

      »Doch«, erklärte Ireen plötzlich, »ich habe sie sogar ziemlich gut sehen können in dem grellen Licht: weil sie zum Vorbau hinaufblickten und die Köpfe also etwas hoben. Einer trug eine Augenbinde…«

      »Sie erinnern sich genau daran?«

      »Ja, ganz genau!«

      Ireen Parker hatte den Männern gesagt, was sie ihnen sagen konnte. Um sie nicht weiter mit Fragen zu quälen, verabschiedeten sich die beiden.

      Draußen standen die Cowboys und blickten ihnen erwartungsvoll entgegen.

      Der Vormann trat auf den Marshal zu.

      »Was sollen wir tun, Mr. Earp?«

      »Hierbleiben und die Arbeit auf der Ranch nicht vernachlässigen.«

      »Und der Mörder…?«

      »Ich werde ihm folgen.«

      Sie ritten nach Süden. Der ursprüngliche Kurs zum San Pedro Valley lag bedeutend weiter südöstlich.

      Aber Wyatt Earp hielt nach Süden, weil er hinter dem Haus die Spuren mehrerer Pferde gefunden hatte, die nach Aussagen der Cowboys nicht von Tieren der Ranch stammen konnten.

      Und diese Fährte wies nach Bisbee!

      »Das kann ja heiter werden«, meinte der Georgier, als er die Richtung bemerkte, die der Marshal einschlug.

      Und beide dachten sie das gleiche: an jenen heißen Julitag vor zwei Jahren, an dem sie in Bisbee in der McKeenzystreet das wilde Gefecht mit der Curtis-Bande hatten. Wyatt Earp und Doc Holliday wußten, daß Ernie Curtis in Bisbee zu Hause war, zwar befand sich der Bandit zur Zeit in Fort Worth, um dort seine fünfzehnjährige Straflagerhaft abzusitzen, aber seine Familie lebte in der Stadt. Und das war gefährlich.

      Es war Abend, als sie Bisbee erreichten. Sechsundzwanzig Meilen trennten sie von Tombstone, und schon wieder saßen sie auf einem Pulverfaß. Hier in dieser Stadt mußten sich die vier Graugesichter aufhalten, die Joe Parker ermordet hatten. Wyatt Earp war fest entschlossen, diesen Männern erst auf die Spur zu kommen, ehe er den Weg ins San Pedro Valley fortsetzte. Es war nicht eben viel, was sie von den Banditen wußten – aber oft hatten sie noch sehr viel weniger von einem Mörder gewußt und ihn dennoch gefunden und zur Strecke gebracht.

      Links in der Mitte der sonderbar schmalen McKeenzystreet schob sich ein Bau etwas vor in die Fahrbahn. Das große Norman Hotel. Damals hatten Wyatt Earp und Doc Holliday in ihm Quartier genommen.

      Auf der rechten Straßenseite war Donegans Drugstore. Ein ziemlich großer Laden, durch dessen drei Fenster das Licht auf die Straße fiel.

      Wyatt Earp hielt sein Pferd an, stieg aus dem Sattel und warf Doc Holliday die Zügelleinen zu.

      Er hatte im Drugstore einen Mann bemerkt, der ein helles Halstuch trug. Zwar machte dieser Mann nicht den Eindruck, als ob er ein Bandit wäre, denn er war gut gekleidet, aber der Marshal mußte der kleinsten Spur nachgehen. Er trat auf den Vorbau und blieb an der Tür stehen.

      Der Mann mit dem hellen Halstuch kaufte sich einen Hut.

      In diesem Augenblick redete ihn der Besitzer des Stores an. Durch die offenstehende Tür konnte der Marshal die Unterhaltung verstehen.

      »Noch immer Halsschmerzen, Mr. Conally?«

      Conally nickte. Und als er das Gesicht jetzt etwas zur Seite wandte, sah Wyatt, daß er sicherlich mehr als sechzig Jahre alt sein mußte. Schon wollte er sich abwenden, da sah er in das Gesicht eines Mannes, der auf der anderen Seite des Stores stand und in den bunten Hemden herumwühlte.

      Der Mann hatte nur ein Augen und sein Gesicht wirkte böse und gefährlich.

      Wyatt trat in den Store und blickte zu dem Mann hinüber.

      Der Zyklop hatte ihn jetzt gesehen und wurde offensichtlich unruhig. Mit hastigen Schritten eilte er dem Seitenausgang zu, der in die Quergasse führte, und damit hatte er sich Wyatt Earp verraten: »Warten Sie, Mister!«

      Schneidend drang der Ruf des Missouriers durch den Raum.

      Der Mann wandte sich um. In seinem Auge funkelte der Zorn. »Was wollen Sie?«

      »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

      »Ich habe nichts mit Ihnen zu sprechen! Lassen Sie mich in Ruhe.«

      Er wandte sich um und wollte hinaus.

      Mit drei Sätzen war der Marshal bei ihm und ergriff seinen linken Unterarm.

      Da riß der Mann seinen Revolver heraus.

      Aber Wyatt Earp hatte ihm die Waffe mit einem Handkantenschlag aus der Faust geschleudert:

      »Kommen Sie mit!«

      »Wohin?«

      »Zum Sheriff.«

      »Was soll ich da?«

      »Das werden Sie schon erfahren.«

      »Ich habe nichts mit dem Sheriff zu tun! Was wollen Sie überhaupt von mir? Ich habe Ihnen nichts getan! Lassen Sie mich zufrieden. Wer sind Sie überhaupt?«

      »Mein Name ist Earp.«

      »Earp? Wyatt Earp?«

      »Ja.«

      Wyatt packte ihn am Arm und schob ihn hinaus.

      Doc Holliday hielt noch mit den beiden Pferden neben dem Eingang des Stores.

      Während Wyatt Earp die Straße überquerte und auf das etwas entfernt liegende Sheriffs Office zuhielt, rutschte der Spieler aus dem Sattel und warf die Zügelleinen über den Querholm des Stores.

      Es war purer Zufall, daß er auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Mann bemerkte, der ein helles Tuch um den Hals gewickelt trug. Es war nicht nur die Tatsache, daß der Georgier jetzt ein scharfes Auge für Leute mit hellen Halstüchern hatte, es war vielmehr die Art, in der der Mann drüben dem Marshal und dem Einäugigen nachblickte, die den Spieler frappierte.

      Da wandte der andere den Kopf zur Seite und sah drüben vor dem Store den Spieler zwischen den Pferden stehen. In diesem Augenblick machte der Desperado Mike Ferkas den gleichen Fehler, den vor wenigen Minuten sein Kumpan Pat Balthasar gemacht hatte: er wandte sich mit einem Ruck um und rannte über die Straße davon und verschwand in einem offenen Hoftor.

      Doc Holliday war sofort hinter ihm und erreichte das Tor nur wenige Sekunden später. Obgleich es jetzt schon ziemlich dunkel war, vermochte er den Mann mit dem weißen Halstuch im Hintergrund des Hofes genau zu erkennen. Der erklomm eine Leiter und verschwand in der Bodenluke einer Scheune.

      Holliday hatte kaum vier Schritte in den Hof getan, als hinter ihm von der Galerie des Wohnhauses her ein Schuß aufbrüllte.

      Die Kugel traf ihn wie mit einem Keulenschlag, ließ ihn nach vorn torkeln und niederstürzen.

      Wyatt Earp hatte mit Balthasar das Office des Sheriffs betreten.

      Hardy Tilman war ein Mann von sechsundfünfzig Jahren und hatte das Sheriffsamt hier nach dem Tod des jungen, tüchtigen Sheriffs Jimmy McLean übernommen. Sheriff McLean war vor anderthalb Jahren


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