Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Sie die Hand runter und kommen Sie herein«, forderte ihn Capite flüsternd auf.

      Cornfelder nickte. Dann machte er zwei Schritte vorwärts, und die Tür wurde hinter ihm geschlossen.

      Das hatte Ferguson besorgt.

      Brinkman war schon mehrere Schritte von der Tür entfernt, auf dem Weg zu der Klappe, die hinter die Schalterwand führte.

      Aber vorn durch die Tür des Schalterraums war eben der kleine Billy Ovarim gekommen. Der dreizehnjährige Bursche war der Sohn einer weißen Frau, die als Wäscherin am Ostrand der Stadt in einer winzigen Hütte ihr Leben fristete; man erzählte sich in der Stadt, daß Billys Vater ein Indianer gewesen sei, ein Apache. Vielleicht war das nur Gerede, aber das dunkle Gesicht, die wohlgeformten schwarzen Kohlenaugen und vor allem das blauschwarze, kräftige Haar des Jungen deuteten darauf hin. Auch die große Wachsamkeit und die Ausdauer des Kleinen schienen diese Vermutung zu bestätigen.

      Bill hatte beobachtet, wie der Chef in sein Zimmer getreten war, dabei aber nicht wie sonst mit der Linken nach der Tür gegriffen hatte, um sie zuzuziehen; und dennoch war die Tür geschlossen worden.

      Bill schüttelte den Kopf. Den leeren Papierkorb noch in der Hand, ging er auf die Klappe der Schalter zu und kroch darunter hinweg. Das trug ihm von dem schnauzbärtigen und mürrischen Kassiere Hastings den Tadel ein:

      »Du sollst die Klappe hochheben und wie jeder gesittete Mensch hier hereinkommen.«

      Hastings konnte es nicht leiden, wenn einer unter der Klappe hindurchkroch. »Vor sechs Jahren kroch Phin Clanton hier durch die Klappe…« Nun wollte der Kassierer wieder die alte Story erzählen vom Banküberfall, bei dem angeblich Phineas Clanton den Angriff geführt hatte, der hier unter dem Schalterbrett hindurchgekrochen war.

      Aber von anderen Bankangestellten, die ebenfalls damals schon hier arbeiteten, hatte Bill erfahren, daß Phineas Clanton bei dem Überfall überhaupt nicht dabeigewesen war, ja, daß es sehr zweifelhaft war, ob der Überfall überhaupt von den Clantons ausgeführt worden war. Aber damals mußte ja alles, was geschah, auf das Konto der Clantons kommen. Es war am praktischsten. Vor allem für die Sheriffs, die sich dann leicht hinter der Behauptung verschanzen konnten: »Was sollen wir machen; es waren die Clantons! Und gegen die kommen wir nicht auf!«

      Hastings Story war uralt und längst abgeleiert, sie interessierte den kleinen Billy Ovarim überhaupt nicht.

      »Ich muß Ihnen etwas sagen, Mr. Hastings«, unterbrach er den Kassierer.

      »Du setzt dich hinten in die Ecke und spitzt Bleistifte an, wie ich es dir befohlen habe.«

      »Ich habe die Bleistifte schon angespitzt, Mr. Hastings. Und außerdem muß ich Ihnen etwas sagen. Als der Boß eben in sein Zimmer ging…«

      »Ich habe dir gesagt, du sollst deinen Rand halten. Vorwärts, verschwinde!«

      Der Junge wandte sich um und ging knurrend weiter.

      Als er an dem hinten offenen Schalter des zweiten Kassierers vorbei kam, flüsterte er: »Mr. Horbace, ich habe etwas beobachtet.«

      Der junge Kassierer wandte sich um. »Na, was hast du denn beobachtet?«

      »Also, es ist so gewesen: als der Chef in sein Zimmer ging…«

      Vorn trat ein Kunde an den Schalter von Horbace. Der mußte sich nun der Arbeit zuwenden.

      Bill drehte sich um.

      Den dritten Kassierer brauchte er gar nicht anzusprechen. Der alte Watkins hatte sowieso kein Herz und niemals ein Ohr für den Jungen gehabt.

      Hinten links an einem Tisch saß der sechsundzwanzigjährige Clerk Matisen. Aber auch der war, seit er vor einem Jahr geheiratet hatte, unansprechbar geworden. Komisch, dachte der kleine Bill, wie eigenartig die Menschen doch werden, wenn sie verheiratet sind – und wenn sie alt werden.

      »Ich will niemals heiraten«, flüsterte er, »und auch niemals alt werden.« Nach diesem unerfüllbaren Gelübde ging er am Tisch des Bureauvorstehers Brinkman vorbei.

      Der Alte hatte den Klemmer tief auf der Nasenspitze sitzen und blickte über die dickrandigen Gläser auf den Jungen.

      »Na, Billy Boy, nichts zu tun?«

      »Doch, doch«, meinte der Stift rasch. »Ich muß noch Bleistifte anspitzen.«

      Der Bureauvorsteher zwinkerte mit dem linken Auge.

      »Aha, ich habe eben auf deinem Platz nachgesehen. Du hast ja schon einen ganzen Berg gespitzt. Das ist ja ein Vorrat, der bis über Weihnachten ins nächste Jahr hinein reicht.«

      Da wurde der Kleine dunkelrot und faßte sich ein Herz.

      »Mr. Brinkman, ich muß Ihnen etwas erzählen.«

      »Aha, dann schieß los, aber mach schnell, ich habe viel Arbeit, Bursche.«

      »Nein, nein, es geht doch noch weiter. Also, als der Chef die Tür aufgeschlossen hatte – ich muß natürlich noch sagen, daß er erst den Schlüssel aus seiner Tasche nahm und ihn dann ins Schloß steckte, um…«

      Da griff Brinkman zu und packte mit dem Daumen und dem Zeigefinger der Linken das Ohr des Jungen und zupfte es unter dem blauschwarzen strähnigen Haar hervor.

      »Hör zu, Bengel, wenn du mich hier auf den Arm nehmen willst, dann setzt es was!«

      »Aber ich will sie doch gar nicht auf den Arm nehmen«, empörte sich Bill. »Es ist doch tatsächlich so, als der Chef ins Zimmer ging, hatte er die Tür nicht selbst zugemacht!« Die letzten Worte hatte er schnell ausgestoßen.

      Aber Mr. Brinkman schien sich nicht dafür zu interessieren. Er hatte etwas dagegen, von irgend jemandem auf den Arm genommen zu werden. Und jetzt fühlte er sich auf den Arm genommen.

      »Los, an die Arbeit.«

      »Ja, ich gehe ja schon!« Und leiser fügte Bill hinzu: »Ich werde euch Bleistifte bis Ostern spitzen!«

      Dann ging er an den Schrank und nahm den Karton mit den Bleistiften heraus.

      Als er am Tisch saß und das Messer an einen schönen roten Bleistift setzte, murmelte er: »Und doch ist es komisch – er hat die Tür nicht selbst zugemacht.« Er hob den Kopf und suchte einen Blick durch den engen Schalter des alten Watkins hinüber in den Besucherraum zu werfen. Aber die dicken Gitterstäbe standen so eng beieinander, daß er nur wenig von dem Raum sehen konnte.

      »Ich wette, da steckt irgend etwas dahinter«, murmelte der Kleine. »Vielleicht sollte ich mal ums Haus herumlaufen und nachsehen.«

      Wenn man um das Haus herum ging, konnte man hinten von dem Baum, auf dem Bill früher, als sie hier noch nicht so streng mit ihm waren, oft herumgeklettert war, einen Blick in das Zimmer des Chefs werfen. Ob er das riskieren konnte? Aber was würde der Chef sagen, wenn er ihn plötzlich da auf dem Baum sah?

      Bill verließ seinen Platz und mußte an Brinkman und Matisen vorbeigehen. Die beiden beachteten ihn nicht.

      Wohl aber der Kassierer Hastings, der auch hinten Augen zu haben schien. Er wandte sich um und knurrte, als der Lehrling an seinem Schalter vorbeiging:

      »Wo willst du denn schon wieder hin? Gehst du wohl auf deinen Platz! Ich werde Mr. Brinkman Bescheid sagen…«

      »Aber Mr. Hastings, ich muß mal hinaus.«

      »Hinaus? Du bist ja eben draußen gewesen.«

      »Aber ich muß…, ich muß…«

      »Dazu hattest du vorhin Zeit. Los, an die Arbeit.«

      »Nein, ich muß hinaus!« rief Bill, verschwand vorn unter der Klappe und war gleich darauf im Schalterraum und an der Tür.

      Mr. Hastings konnte ihm nichts mehr nachrufen, da in diesem Augenblick zwei Männer den Schalterraum betraten.

      Bill war kaum im Hof, als er schon um das Haus herumlief und den Nußbaum fixierte.

      Ich käme schnell hinauf, dachte


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