Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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mit unseren Gewohnheiten einverstanden war. Er hat heute einen hübschen, kräftigen Sohn, der wirklich ein hoffnungsvoller Sproß war – bis er eben mit dem Brandreisen Bekanntschaft machte.«

      »Mit dem… Brandeisen?« stammelte der Bankier.

      »Ja, wir haben ihm ein eigenes Brandzeichen aufgebrannt, aber nicht irgendwo auf dem Rücken, sondern im Gesicht. Genauer gesagt auf beiden Augen. Mit dem Sehen ist es zwar jetzt vorbei, aber dafür hat er zwei schöne gestirnte Brandmale im Gesicht.«

      »Scheusale!« entfuhr es dem Bankier.

      Da hieb Ferguson, der hinter ihm stand, zu.

      Der Handkantenschlag entriß dem Getroffenen einen erstickten Schmerzensschrei. Wie gelähmt war die rechte Seite Cornfelders. Er vermochte die Hand nicht einmal mehr zur Faust zusammenzuballen.

      »Macht, was ihr wollt, ich verschwinde!« krächzte der einstige Chirurg aus Chicago und ging zum Fenster.

      Hacatt schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen das Geld haben!«

      Unschlüssig stand Capite vor den beiden und blickte in das bebende Gesicht des Bankiers.

      »Hör zu, Freund, du wirst uns jetzt auf dem schnellsten Wege die Schlüssel herbeischaffen!«

      Cornfelder vermochte den Kopf nicht mehr zu heben. Er konnte ganz einfach nicht mehr in die kalten Augen des Verbrechers sehen, konnte ihm keine Lügen mehr ins Gesicht sagen.

      Da packte Capite die lederne Zigarettentasche. Er hatte gar nichts Besonderes damit vor. Es war nur Nervosität, daß er nach diesem Gegenstand griff.

      James Cornfelder hatte den Kopf hochgeworfen und starrte fassungslos auf die Hand des Verbrechers, die das lederne Etui zerknautschte.

      Der Desperado fing diesen Blick auf – und deutete ihn in seinem Argwohn nicht falsch. Er zuckte regelrecht zusammen, riß plötzlich mit beiden Händen das Etui auf und kippte es um.

      Erst beim zweiten Aufstoßen auf den Tisch fielen die drei kleinen Schlüssel auf die Platte.

      Entgeistert stierten die drei Galgenmänner auf die Schlüssel und dann in das wachsbleiche, jetzt totenähnliche Gesicht des Bankiers.

      Klatschend fiel Capites Hand in das Gesicht des Mannes, der sie so geblufft hatte.

      »Damned! Das hast du nicht schlecht gemacht, Halunke! Fast wäre es dir geglückt. Dafür wirst du sterben!«

      Capite warf Ferguson die Schlüssel zu und öffnete das Fenster. Er dachte nicht mehr an den Schuß, der vor wenigen Sekunden gefallen war. Es war eben noch nicht die große Zeit des später so gefürchteten Desperados Frederic Capite.

      Er hatte das Fenster aufgerissen und sprang hinaus in den Hof. Vorsichtig ging er bis zur Wagenklappe und öffnete sie um Handbreite.

      Wie von einem Peitschenschlag getroffen, zuckte er zurück.

      Der kleine Billy hatte hinter dem Wagen gestanden. Sein Mißtrauen war von Sekunde zu Sekunde gewachsen. Unter halbgesenkten, langen, seidigen Kinderwimpern hatte er unauffällig die andere Straßenseite beobachtet und die Gesichter der beiden Männer am Fenster gesehen.

      Dann war einer dieser Männer auf dem Vorbau erschienen, hatte ihn wie mit einem unbeabsichtigten Blick gestreift und war dann in der Bar neben der Bank verschwunden.

      Der kleine Mischling hatte ein derart unbehagliches Gefühl, daß er seinen Platz neben dem Wagen augenblicklich verließ und in der Mündung einer Quergasse verschwand.

      So schnell ihn seine Füße tragen wollten, rannte er davon, sprang über kleine Mauerstücke, zog sich an einer Fenz hoch, schwang sich hinüber, jumpte über umgekippte Wagenböden und hastete hinter den Höfen entlang, bis er bei den letzten Häusern am Ortsende der Stadt angekommen war.

      Aber wie angewurzelt blieb er hinter einem Wagenschuppen stehen und starrte auf die Straße, die hinüber nach Osten führte. Unweit vom letzten Haus, das direkt vorn an der Mainstreet stand, hatten sich zwei Männer aufgebaut. Mittelgroße, hagere Burschen, die ihre Pferde neben sich stehen hatten. Vielleicht wäre der kleine Bill gar nicht auf sie aufmerksam geworden, wenn er nicht gesehen hätte, wie der eine von ihnen in der linken Hand ein graues Tuch bereithielt und die Rechte auf dem Revolverkolben liegen hatte.

      Galgenmänner! blitzte es im Hirn des Jungen auf.

      Er preßte seine kleine Faust zwischen die Zähne und überlegte verzweifelt.

      Da vorn in dem Haus wohnte der Reverend. Ihn hatte er aufsuchen wollen. Mr. Conally war ein freundlicher, verständnisinniger Mensch – und leider der einzige Mann in der ganzen Stadt, zu dem der kleine Billy Ovarim wirkliches Vertrauen besaß.

      Und der Weg ausgerechnet zu diesem Mann wurde ihm von den beiden Graugesichtern versperrt.

      Während sein Boß, der Bankier James Cornfelder, unten im Bankhaus in seinem Office in höchster Gefahr schwebte – eine Gefahr, die der kleine Halbindianer sozusagen mit angesehen hatte – stand er hier und konnte nichts tun.

      In diesem Augenblick sah er unten im Westen aus der Talmulde, aus der die Overlandstraße aufstieg, eine Staubwolke hochziehen.

      Wenige Sekunden später sah er zwei grauschwarze Punkte in der Ferne auftauchen.

      Zwei Reiter!

      Sie kamen so schnell näher, daß er ihre Pferde schon bald unterscheiden konnte.

      Der Mann, der auf der nächsten Seite ritt, saß auf einem falbfarbenen Tier, und der andere ritt einen Rappen.

      Sie kamen rasch näher, so rasch, daß der kleine Pferdefreund Bill die Augen und den Mund weit aufgerissen hatte. Was waren das für Pferde! Niemals zuvor hatte der Junge zwei Tiere in so ungeheurer Geschwindigkeit dahergaloppieren sehen.

      Je näher die beiden Reiter dem Stadteingang kamen, desto unruhiger wurden die beiden Graugesichter, die sich neben dem letzten Haus postiert hatten.

      Plötzlich schien ein Zucken durch den Körper jenes Mannes zu gehen, der das graue Gesichtstuch in der linken Hand hielt. Er duckte sich tief an den Boden nieder und stieß dann den anderen an, wobei er auf die beiden Reiter deutete.

      Blitzschnell wandten sie sich um und krochen hinter die Mauerecke, um sich da tief niederzuducken.

      Der kleine Bill hatte noch niemals in seinem Leben so sehr gewünscht, ein großer Mann zu sein, wie in diesem Augenblick. »Wenn ich jetzt einen Revolver hätte«, flüsterte er tonlos vor sich hin.

      Er hatte den Blick wieder zur Straße gewandt und sah jetzt deutlich die beiden Reiter.

      War vorhin nur Bewunderung in seinen Augen gewesen, so wich die plötzlich einer Verblüffung. Der Reiter auf dem Falbpferd hatte sich um zwei Pferdelängen von seinem Begleiter gelöst und kam allein auf den Eingang der Stadt zugesprengt.

      Es war ein großer, breitschultriger Mann im schwarzen Lederanzug und mit einem wehenden leuchtendroten Halstuch.

      Es war fast zwei Jahre her, daß der kleine Mischling diesen Mann hier in der Stadt gesehen hatte. Aber nie würde er ihn vergessen können!

      Seine zusammengepreßten Lippen sprangen auf und formten nur die zwei Worte:

      »Wyatt Earp!«

      Und dann stieß er sich von der Ecke des Schuppens ab und sprintete querfeldein los, der Straße entgegen.

      Mit hochgerissenen Armen stieß er schrille Schreie aus und machte dadurch den Reiter auf sich aufmerksam.

      Ja, der kleine William Ovarim hatte sich nicht getäuscht.

      Der Reiter auf dem schnellen Falbhengst war niemand anders als der Missourier Wyatt Earp, der berühmte Marshal aus Dodge City. Und sein Begleiter, der Reiter des schwarzen Hengstes, war der große Gunfighter Doc Holliday!

      Wyatt Earp hatte sein Pferd angehalten und wartete, bis der Junge herangekommen war.

      Der Kleine hatte sich trotz seiner Jugend so sehr in der Gewalt,


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