Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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wandte sich um und hob die Hand. Und dann stimmten sie in einem sehr unmelodiösen Chor den alten amerikanischen Geburtstagssong an: »Happy birthday to you, happy birthday to you…«

      Die drei Galgenmänner zuckten zusammen.

      »Was hat das zu bedeuten?« zischte Ferguson vor sich hin.

      Hacatts Gesicht war leichenblaß geworden, jedenfalls der Teil davon, den man sehen konnte.

      Nur Capite war völlig ruhig geblieben. Er wandte keinen Blick von der Gestalt des Bankiers.

      »Wenn das ein Trick ist, Bursche«, flüsterte er, »dann bist du schneller tot, als dir lieb ist!«

      Aber niemand war verdutzter als Cornfelder selbst. Er hatte seinen Geburtstag längst vergessen. Aus großen ungläubigen Augen blickte er Brinkman und die anderen an.

      »Vielen Dank, vielen Dank«, sagte er, ohne die Tür weiter zu öffnen. »Ist…, es ist sehr nett… Aber im Augenblick bin ich sehr beschäftigt… Sie müssen verstehen, Brinkman. Ich…, wir sprechen später darüber… Das heißt, vielen Dank.«

      Capite stieß die Tür zu. Das Holz der geriffelten Füllung traf die linke Wangenseite des alten Bankvorstehers Brinkman und stieß ihm den Klemmer von der Nase.

      »Oh«, entfuhr es dem alten Mann.

      Drinnen im Raum herrschte tödliche Stille. Da sagte der Bankier leise zu Capite. »Das hätten Sie nicht tun sollen.«

      »Halt’s Maul!« zischte der Bandit. »Los, setz dich in deinen Stuhl. Was soll das ganze Theater? Willst du uns vielleicht erzählen, daß du Geburtstag hast?«

      Cornfelder schüttelte müde den Kopf.

      »Nein, das will ich Ihnen nicht erzählen. Aber es ist die Wahrheit. Ich habe heute wirklich Geburtstag. Ich hatte es nur schon selbst vergessen.«

      »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, schnarrte Ferguson. »Sieh zu, daß die Schlüssel herkommen. Los, ruf den Jungen.«

      Cornfelder nickte und erhob sich wieder. Es schien dem mißtrauischen Frederic Capite, daß der Bankier etwas zu hastig auf die Tür zuging. Sofort schnappte seine Hand wieder um den Unterarm des Gefangenen.

      »Du hast es merkwürdig eilig, Freund. Ich warne dich! Wenn du irgendeine Schweinerei planst, durchsiebe ich dich mit Kugeln, verlaß dich darauf. Ich habe meine Worte immer noch wahr gemacht!«

      Cornfelder war stehengeblieben und senkte seinen Blick in die kalten gelben Augen des Verbrechers.

      »Ich plane keine Schweinerei. Ich rufe den Jungen und werde ihn zu mir nach Hause schicken.«

      Fieberhaft überlegte der Bankier seit Minuten, wie er die drei Banditen aufs Glatteis locken konnte. Aber das war fast aussichtslos. Die drei waren mißtrauischer als Präriewölfe, und besonders dieser junge Bursche, der ihm ständig folgte, war argwöhnisch wie ein Apache.«

      Was konnte er sagen, um Brinkman zu warnen? Eigentlich hätte der alte Bureauvorsteher schon gewarnt sein müssen. Aber Cornfelder wußte, daß der greise Buchhalter in solchen Dingen nicht schalten würde. Und Watkins? Nein, der mürrische Kassierer kam erst recht nicht in Frage, er war die Steifheit in Person. Hobace? Nein, auch er würde es nicht verstehen. Und Hastings ganz sicher nicht. Matthisen? Den konnte er auch abschreiben. Cornfelder war die Reihe seiner Leute durchgegangen und kam zu dem trüben Entschluß, daß keiner von ihnen wach genug war, um die Gefahr zu begreifen, die er ihnen durch seinen Blick hatte andeuten wollen.

      Und dann fiel ihm plötzlich der Junge ein. Der kleine William Ovarium war zweifellos der wachsamste im ganzen Bankhaus. Und ausgerechnet ihn sollte er ja rufen. Das mußte die Rettung sein.

      Er öffnete die Tür einen Spalt und rief:

      »Bill!«

      Es blieb einen Augenblick still, dann erhob sich Brinkman von seinem Platz. Auch Hastings war aufgestanden. Sie kamen beide vorn in den Kundenraum und riefen dem Boß von weitem zu: »Bill ist in den Hof gegangen. Aber… wir wissen nicht, wo er ist, Mr. Cornfelder.«

      »Aber was soll denn das heißen? Sie müssen doch wissen, wo der Junge steckt!« Die Stimme des Bankiers zitterte deutlich.

      Aber die beiden Männer bemerkten es nicht.

      Das heißt, dem von Natur aus mißtrauischen Kassierer Hastings war das sonderbare Gebaren seines Herrn schon vorhin an der Tür aufgefallen, aber zu deuten wußte er es auch nicht.

      »Vorwärts, Matthisen soll ihn suchen!« befahl der Bankier.

      Die beiden knickten wie Taschenmesser in devoten Verbeugungen zusammen und wandten sich um.

      Cornfelder ließ die Tür eine Handbreit offen.

      Aber Ferguson, der jetzt im Türwinkel stand, schob sie zu.

      Capite fauchte ihn an: »Was fällt dir ein! Wie kommst du dazu, die Tür zuzuschieben? Das kannst du ruhig mir überlassen.«

      »Du hast die Tür ja selbst zweimal zugeschoben.«

      »Egal, aber jetzt stand er da, und die Leute haben ihn angesehen.«

      »Das war vorhin auch nicht anders«, verteidigte sich Ferguson, ließ sich in den Sessel nieder und legte die staubigen Stiefel auf den Schreibtisch.

      Ratlosigkeit stand in den Gesichtern der Galgenmänner.

      »Los, mach die Tür wieder auf«, forderte Capite den Bankier auf.

      Cornfelder öffnete wieder und blickte in den Kundenraum.

      Brinkman kam ihm entgegen.

      Cornfelder winkte mit der Linken ab und deutete ihm mit dieser Geste an, daß er stehenbleiben solle.

      Wie angenagelt blieb der Bureauvorsteher mitten im Raum stehen.

      »Er ist nirgends zu finden, Mr. Cornfelder«, entschuldigte er sich. »Es tut mir leid. Aber mag der Teufel wissen… Pardon… Pardon… Ich weiß wirklich nicht, wo er hingelaufen ist! Er ist ein schrecklicher Bengel. Ich werde ihn bestrafen, wenn er zurückkommt.«

      Cornfelder winkte ab. »Nein, nein, lassen Sie nur.« Langsam schloß er die Tür.

      Als er in die Augen der Verbrecher sah, stieß er auf diamantharte, drohende Blicke.

      »Du willst uns reinlegen, Bursche!« knurrte Capite.

      In diesem Augenblick krachte draußen auf der Straße ein Schuß.

      Die drei Graugesichter zuckten zusammen und griffen augenblicklich nach ihren Revolvern.

      »Was hat das zu bedeuten?« zischte Hacatt.

      Ferguson zog die Schultern hoch.

      Capite trat ans Fenster und suchte einen Blick in den Hof zu werfen.

      »Es muß auf der Straße gewesen sein. Aber ich kann von hier aus nicht hinaussehen.«

      Er wandte sich um und blickte in Fergusons Augen.

      Der zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen.

      Capite zischte: »Die Sache kommt mir nicht geheuer vor. Los, wir verschwinden.«

      »Ohne das Geld?« krächzte Hacatt.

      »Es wird uns kaum etwas anderes übrigbleiben.«

      Hacatt straffte seine lange, hagere Gestalt und bohrte seinen Blick in die Augen des Bankiers.

      »Hör zu, Brother, ich weiß, daß du Frau und Kinder hast«, begann er, wobei er die Daumen hinter den Waffengurt hakte und auf den Zehenspitzen wippte.

      »Wie meinen Sie das?« stotterte der Bankier.

      »Wenn dir was am Leben deiner Frau und deiner Brut liegt, dann wirst du jetzt auf dem schnellsten Weg den Schlüssel herbeischaffen.«

      »Was soll diese Drohung, was haben Sie vor?«

      »Das wirst du schon noch erfahren.


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