Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
harte metallische Geräusch drang dem Banditen bis ins Mark.

      »Doc!« schrie er mit sich überschlagender Stimme.

      »Ja?« kam es sehr leise von den Lippen des Gamblers.

      »Nicht…, ich…, was wollen Sie von mir?«

      »Nur einen Namen!«

      »Wessen Namen?«

      »Den Namen des Mannes, der Sie zu Shibell schickte.«

      Da sank der Kopf des Chandlers auf die Brust herunter.

      »Sehen Sie«, drang die klirrende Stimme des Spielers an sein Ohr. »Sie haben also nichts dagegen. Fare well, Nash!«

      »Halt!« schrie der Coltman, »ich werde Ihnen den Namen nennen.«

      »Rasch, Chandler. Von ihm hängt es nämlich ab, wie wichtig unser Ritt nach Nogales ist.«

      Der Verbrecher schluckte und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Sollte er einen falschen Namen nennen? Welchen? Es fiel ihm keiner ein.

      »Die Zeit ist um«, mahnte ihn der Georgier, der gar nicht die Absicht hatte, ihn etwa wirklich niederzuschießen.

      »Phin…«, kam es da zur Verblüffung aller aus der Kehle des Revolvermannes.

      Der Georgier entspannte seinen Colt und ließ ihn mit einem brillanten Handsalto ins Halfter zurückfliegen. Während er sich nach dem Missourier umdrehte, fragte er, als handelte es sich um die gleichgültigste Sache der Welt: »Haben Sie noch irgendwelche Einwände gegen den Weiterritt, Mister Earp?«

      Wyatt preßte die Lippen aufeinander, nahm dann seinen Sattel auf und legte ihn auf den Rücken des Falbenhengstes.

      »All right«, sagte er nur.

      Wenige Minuten später verließen sie das unbequeme Nachtquartier und trabten durch das Geröll auf die schmale Straße nach Südwesten zu.

      *

      Ganz Nogales bebte vor Angst.

      Angst vor Phin. Vor dem Bruder des gefürchteten Bandenführers, von dem die Menschen in diesem Land je gehört hatten.

      Es gab niemanden mehr in der Grenzstadt, der nichts von dieser Angst gewußt hätte.

      Nur einer wußte nicht, was die Leute in bleiernen Schrecken gebannt hielt.

      Phin selbst.

      Er saß im Frontier Saloon und pokerte mit dem Richter.

      Croydon trank und trank. Er hatte ja einen gönnerhaften Freund gefunden, der zahlte.

      Phins Gesicht war verschlossen. Er redete kaum.

      Am späten Nachmittag nahm er plötzlich seinen Gewinn, stopfte ihn in die Taschen und schnarrte: »Ich habe für siebzehn Dollar Drinks ausgegeben, vierzig Dollar haben Sie an mich verloren. Die Rechnung ist also glatt.«

      Croydon prallte gegen die Stuhllehne zurück.

      Er war mit einem Schlag nüchtern.

      So hatte er nicht gerechnet. Er sah nur immer, wie Phin zahlte. Daß er indessen eine ganze Reihe Dollars an den Tombstoner verloren hatte, war ihm dabei gar nicht recht zum Bewußtsein gekommen.«

      »Sie… verdammter Betr…!«

      »Vorsicht!« mahnte ihn der Cowboy. »Keine Beleidigung, Richter. Ich mache ganz kurzen Prozeß. Noch kürzer als Sie.«

      Croydon sprang auf. In einer Spielpause hatte er draußen auf dem Hof vom Wirt erfahren, was sich in den letzten vierundzwanzig Stunden in der Stadt ereignet hatte. Er wußte auch, wem die Stadt die Schuld an den Geschehnissen gab und vor wem sie gleichzeitig zitterte.

      Croydon war zwar jetzt ernüchtert, aber dennoch entfuhr es ihm: »Ihnen wird das Handwerk noch gelegt werden!«

      Phin trat nahe an ihn heran. In seinen Augen glimmte ein gefährliches Licht.

      »Ich habe Sie gewarnt, Richter!«

      »Well. Sie können mich niederknallen. Es würde niemanden in der Stadt wundern.«

      Da packte ihn Phin und schleuderte ihn mit einem derben Stoß krachend gegen die Theke.

      »Was faseln Sie da, Mensch? Sie, der Sie mir gesagt haben, daß Sie hergekommen sind, um diese Stadt auf den Kopf zu stellen!«

      Der Richter stierte den Banditen aus weit aufgerissenen Augen an.

      Was war das?

      Dieser Gangster versuchte, den Spieß umzudrehen! Ihm alles in die Schuhe zu schieben.

      »Das Kind… Phin! Wo ist das Kind?« keuchte er.

      »Ich weiß nicht, was du da jaulst, Gesetzesverdreher! Aber ich gebe dir einen guten Rat: Sieh zu, daß du auf dem schnellsten Weg verschwindest. Ich werde nämlich dem Sheriff jetzt die Augen über dich öffnen!«

      Croydon zerrte sich an der Wand der Theke hoch, torkelte zum Tisch, stützte sich mit beiden Händen auf die grüngestrichene Platte und vermochte den stieren Blick nicht von dem pockennarbigen Gesicht des Banditen zu reißen.

      Plötzlich aber bückte er sich, nahm seinen Hut und rannte wie vom Teufel gejagt davon.

      Phin stand in der Hoftür, blickte ihm nach, wie er aufs Pferd stieg, und lachte blechern hinter ihm her.

      Es drang den Menschen hinter den Gardinen bis ins Mark.

      Was wollte er hier in Nogales, dieser Phineas Clanton?

      Weshalb versetzte er eine ganze Stadt in Angst?

      Als er jetzt aus der Schenke trat und an der Vorbaukante stehen blieb, auf den Zehenspitzen wippend, die Hände tief in die Taschen geschoben, lief den Menschen, die ihn so stehen sahen, ein eisiger Schauer über den Rücken.

      Phin stieg langsam vom Vorbau und schlenderte die Straße hinunter. Ständig bewegte sich sein überstark entwickeltes Kinn auf und ab; er kaute wie gewöhnlich auf einem Zündholz herum. Herausfordernd langsam ging er genau über die Mitte der Mainstreet, kam am Seiteneingang des Anwesens des Viehhändlers Cox vorbei und auch an der Front des schmalbrüstigen Häuschens, in dem die Wäscherin Morrison wohnte.

      Phin ging vorüber, ohne auch nur einen einzigen Blick seitwärts zu schicken.

      Es gab Hunderte geballter Fäuste und zahlreiche Hände, die sich um Waffenknäufe krampften.

      Und dennoch ging keiner auf die Straße, um diesen Mann, der doch ganz allein war, anzugreifen.

      Er hatte einen Partner, der stärker war als alles andere: die Angst!

      *

      Weiße Feder hatte recht gehabt: der Mann aus Georgien verfügte tatsächlich über eine eisenharte Natur. Er saß bereits wieder im Sattel wie eh und je.

      Die Gefährten warfen hin und wieder einen verstohlenen Blick auf ihn. Aber dem Spieler war nichts mehr von dem anzumerken, was er durchgestanden hatte.

      Wyatt sorgte indessen dafür, daß nicht zu schnell geritten wurde.

      Da sie erst am Vormittag aufgebrochen waren, senkte sich jetzt, als sie in das Gebiet von Nogales kamen, die Sonne schon im Westen dem Horizont entgegen.

      Trotz des späten Oktobertages herrschte noch große Hitze, die auch zu dieser Abendstunde noch flimmernd über dem gelbbraunen Sand der Savanne lag.

      Hin und wieder wurde die Eintönigkeit der Landschaft durch hohe Turmkakteen unterbrochen, die zwei- oder höchstens dreiarmig im Gelände standen, zuweilen überschattet von den riesigen roten Sandsteinpyramiden, die vom Schmirgelsand der Jahrtausende zu skurrillen Figuren verschliffen, typisch für das Landschaftsbild des südlichen Arizonas waren.

      Der wolkenlose Himmel färbte sich blauviolett und leuchtete am Horizont, dort, wo die Sonne jetzt hinter den Bergen untergegangen war, in strahlendem Purpur.

      Da gewahrte das scharfe Auge


Скачать книгу