Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
ist… geschehen?« kam es kaum vernehmlich über seine Lippen.
»Sie folgten Shibell und…«
Da nickte der Georgier wieder. »Yeah…,?ich weiß. Und der… tapfere Sheriff… hat mich… von hinten… mit einem Stein…«
Da schoß Shibell vor und rief: »Was wollen Sie, Doc! Ich hatte doch keine andere Wahl…«
»Das Maul sollst du halten!« brüllte der Tex und riß Shibell rauh zurück. »Wenn du dich jetzt noch einmal von meiner Seite weggetraust, Amigo, siehst du nur noch gelbe Frösche mit Papierkragen, das verspreche ich dir!«
Der Indianerchief war neben den Marshal getreten und blickte verblüfft auf den Georgier.
»Dieser Mann muß die Natur eines Pumas haben, daß er aus dem Reich der Toten wieder aufgestiegen ist. Vor wenigen Stunden war sein Herzschlag so schwach, daß ich sicher war, der Große Geist würde ihn noch vor Aufgang der Sonne zu sich holen.«
Holliday schloß die Augen wieder.
Wyatt blickte besorgt auf ihn nieder.
Da erklärte der Häuptling: »Unser Lager befindet sich nicht sehr weit von hier. Wenn Wyatt Earp will, kann er seinen Freund dorthin bringen.«
Der Marshal schüttelte den Kopf.
»Nein, danke. Du meinst es gut. Aber wir bleiben lieber hier.«
»Wie du willst!« Der Häuptling reichte ihm die Hand, nickte dem Riesen zu und zog sich auf sein Pferd. Gefolgt von seinen Leuten, trabte er aus der Gesteinsenge in die Savanne hinaus.
Wyatt blickte ihm nach, bis er in der Ferne verschwunden war.
Curle Shibell sagte heiser, wobei er sich vorsichtshalber aus dem Bereich der Arme des Herkules begab: »Und jetzt müssen wir machen, daß wir auf dem schnellsten Weg hier wegkommen. Ich wette, daß die Bande in Kürze mit der zehnfachen Zahl von Kriegern zurückkommt.«
Niemand gab ihm eine Antwort.
Wyatt holte aus der Satteltasche des Spielers die kleine Whiskyflasche, die Holliday immer für Notfälle mit sich führte, entkorkte sie und flößte dem Freund einige Schlucke ein.
Wieder schlug er die Augen auf.
»Damned, der Stoff wird mich… eines Tages noch aus dem Sarg aufstehen… lassen.«
Wyatt atmete auf, als er diese Worte hörte. Der Gambler scherzte also schon wieder.
Holliday versuchte sogar, sich etwas aufzurichten, was ihm jedoch nicht gelang.
Wyatt eilte ihm zu Hilfe, richtete ihn auf und schob zwei Decken unter ihn und eine in seinen Rücken.
»Wie sieht’s aus?«
Holliday zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen.
Wyatt nahm ihm das Zigarettenetui aus der Tasche und steckte ihm eine seiner geliebten langen russischen Zigaretten zwischen die Lippen und riß ein Zündholz an.
Aber der Spieler war einfach zu schwach, die Flamme in die Tabakfäden zu ziehen.
Wyatt wechselte einen betroffenen Blick mit dem Texaner.
Er rieb sich unbehaglich das Kinn und drohte Shibell mit der Faust.
»Bete!« stieß er flüsternd hervor. »Bete, Curle, daß er nicht in die Wolken reitet!«
Dicke Schweißperlen standen auf der Stirn des Sheriffs. Er stand jetzt neben dem Marshal und lispelte: »Ich habe es nicht gewollt! Das schwöre ich Ihnen! Ich war so fertig, so… mit den Nerven am Ende… Glauben Sie mir, Wyatt, ich habe das nicht gewollt!«
Der Marshal schwieg.
Luke Short postierte sich am Eingang. Chandler hatte er vor sich auf einen Stein bugsiert, wo er ihn im Auge hatte.
»Da bleibst du sitzen, Kurzer. Und wenn du Wau machst, machst du gleich hinterher Au! Kapiert?«
Die Hände des Schießers waren immer noch gefesselt. Er starrte brütend vor sich hin. Da war er nun mehr als siebenhundert Meilen durch den Westen geflüchtet – und rannte ausgerechnet dem schärfsten und gefürchtetsten Banditenjäger des Westens, dem Marshal Earp, in die Hände!
Wyatt hatte seinen Sattel abgenommen und blickte mit müden Augen vor sich hin.
Shibell allein stand an der Wand und vermochte den Blick nicht von Hollidays Gesicht zu wenden.
So vergingen zwei Stunden.
Plötzlich stieß sich Shibell von der Wand ab und kniete vor Holliday nieder.
»Wyatt! Da, er hat die Augen offen! Doc! Doc! Damned, sagen Sie doch was! Die halten mich hier schon für Ihren Mörder…«
Ein unsäglich verächtliches Lächeln flog um die Lippen des Spielers.
»Nehmen Sie sich nicht zuviel Ehre heraus, Shibell!« Seine Stimme hatte jetzt schon einen bedeutend festeren Klang.
Und zur grenzenlosen Verblüffung der anderen setzte er sich aufrecht hin, tastete über seinen Schädel, nahm den Verband ab, roch an den Blättern und nickte.
»Seravelo.«
»Was ist das?« kam es heiser über die spröden Lippen des Marshals.
»Ein wahres Zauberkraut. Selten wie Schnee in diesem Land und ein Heilmittel ohnegleichen.«
»Geht’s Ihnen wirklich schon besser?«
Der Gambler nickte und tastete wieder über die verletzte Stelle. Dann griff er nach seinem Hut, der neben ihm lag.
»Ein Glück, daß ich den harten Deckel aufhatte, der hat das Schlimmste abgehalten.«
Dann sah er die angesengte Zigarette neben sich auf seiner Instrumententasche liegen, die Wyatt verzweifelt nach einer Arznei durchsucht hatte.
»He, hab’ ich das gute Kraut etwa verschmäht?«
Wyatt lachte, als er sah, daß der Spieler sich das Mundstück zwischen die weißen Zähne schob, mit der Linken ein Zündholz aus der Westentasche nahm und es in unnachahmlicher Manier am Daumennagel der selben Hand anriß.
Er rauchte ein paar Züge und richtete sich dann auf. Aber er stand noch nicht sicher auf den Beinen und lachte leise in sich hinein.
»Wacklig – wie diese ganze verdammte Welt! He, Shibell, was ist mit Ihnen? Haben Sie Zahnschmerzen?«
»Sieht schon mehr nach Darmverschlingung aus!«, meinte der Texaner, während er auf den Spieler zukam, und ihm die Hand reichte. »Damned, Doc, ich hätte Steaks aus diesem Hammel gemacht, und er wußte es. Daher ist er noch etwas grün um die Nase.«
Holliday streichelte den Kopf seines Rappenhengstes. »Na, du, wann wollen wir denn in Nogales sein?«
Wyatt hatte sich erhoben und schüttelte den Kopf. »Das wird nichts mehr.«
Holliday wandte sich um. »Wollen Sie hier siedeln?«
»Das nicht, aber ich bleibe genauso lange hier, bis ich weiß, daß Sie wieder auf dem Damm sind.«
»Das werden Sie sofort erfahren.«
Der Georgier nahm einen der beiden Colts aus dem Halfter, die ihm Wyatt in die Lederschuhe gesteckt hatte, packte den Schießer am Arm und sagte rauh: »Haben Sie etwas dagegen, daß Sie jetzt sterben werden, Nash?«
Das grelle Licht der Morgensonne blendete den Schießer, dennoch war deutlich zu sehen, daß er ob dieser seltsamen Frage jäh erbleichte.
»Ich verstehe Sie nicht, Doc«, stieß der mit rostiger Stimme hervor.
»Sie verstehen mich sehr gut. Also?«
»Ich… hatte noch nicht die Absicht, zu sterben, wenn Sie das meinen.«
In Hollidays Gesicht regte sich kein Muskel.
»Schade,