Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Jetzt wandte er den Kopf und sah den Missourier an.

      »He, Marshal!« rief er krächzend dem neben ihm reitenden Mann zu. »Wie haben Sie sich das gedacht? Bilden Sie sich etwa ein, daß ich noch weiter mit Ihnen reite? Das ist doch Wahnsinn!«

      Wyatt Earp wandte den Blick nicht vom Weg, der ohnehin nur schlecht zu sehen war.

      Shibell röhrte ihm zu: »Marshal! Merken Sie nicht, daß der Wind immer stärker wird!«

      »Doch«, entgegnete der Missourier jetzt, »ich merke es.«

      »Und? Bestehen Sie immer noch darauf, diesen Irrsinnsritt fortzuführen?«

      »Wenn es ein Irrsinnsritt wäre, Shibell, hätte ich ihn erst gar nicht angetreten.«

      »Sie wollen also wirklich immer noch nach Nogales?«

      Jetzt blickte der Marshal ihn an. »Was haben Sie denn gedacht? Glauben Sie, ich ritte zum Spaß hier durch die Nacht?«

      »Nein, das habe ich wirklich nicht angenommen, aber ich hielt Sie bisher für einen vernünftigen Mann. Das, was uns da entgegenkommt, verstärkt sich doch von Minute zu Minute. In einer Viertelstunde ist es der reinste Orkan.«

      »Nicht ausgeschlossen – trotzdem – wir müssen nach Nogales!«

      »Aber wir haben doch höchstens ein Viertel unseres Weges hinter uns.«

      »Ich weiß.«

      Der Marshal blickte wieder nach vorn, und Shibell gab es auf, ihn weiter anzusprechen, da es offensichtlich zwecklos war.

      Der Ritt ging weiter nach Südwesten dem fernen Ziel an der mexikanischen Grenze entgegen.

      Der Wind wurde stärker, wuchs sich zum Sturm aus und trieb den Männern den scharfen Sand in die Gesichter.

      Wyatt hatte schon eine ganze Weile die links aus dem Tiefland ansteigenden Steinplateaus beobachtet, schwenkte jetzt etwas vom Kurs ab und hielt auf die Felsen zu.

      Holliday, der links neben ihm ritt, blickte ihn an.

      Wyatt rief ihm zu: »Vielleicht kommen wir da auch vorwärts!«

      Der Spieler zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen.

      Luke Short, der den anderen folgte, die hinter Wyatt Earp und Doc Holliday ritten, schwieg. Auch er ahnte, was der Marshal vorhatte, als die Richtung geändert wurde.

      Das Land vor den Felsen war sandig und wurde von Meile zu Meile steiniger und unwegsamer; dennoch hielt der Marshal auf die Felsen zu.

      Kurz bevor sie sie erreichten, wurde der Boden so unwegsam; daß sie von den Pferden steigen mußten.

      Wieder schrie Shibell durch den Sturm: »Earp! Das ist doch Unsinn! Was haben Sie denn vor? Hier kommen wir doch niemals vorwärts!«

      »Lassen Sie das meine Sorge sein«, entgegnete er Marshal und war in seinem Innern doch nicht davon überzeugt, daß er hier in diesem Steingewirr noch vorwärts kommen würde.

      Aber sie hatten ja keine Wahl. Draußen auf der freien Savanne konnten sie nicht bleiben, da sich der Wind tatsächlich zum Sturm entwickelt hatte und nicht abzusehen war, was noch daraus werden konnte. Die Luft war so staubgeladen, daß sie selbst durch die Halstücher nur noch mit Mühe atmen konnten.

      Zufällig sah der Marshal, als er einen Blick zurück in die Savanne warf, etwa dort, wo sie jetzt sein müßten, wenn sie auf dem alten Kurs geblieben wären, einen schwarzen, steilen Strich von der Erde aufsteigen.

      Eine Windrose!

      Also ein Orkan, ein trockener Blizzard!

      Wyatt ging jetzt rascher vorwärts, um den anderen das drohende Bild zu ersparen.

      Aber Shibell hatte den Blick des Marshals verfolgt und wohl den Schrecken in seinen Augen gesehen.

      »Da! Ein Blizzard!« brüllte er mit sich überschlagener Stimme »Sehen Sie sich das an, Earp!«

      Der Marshal gab ihm keine Antwort. Das wäre auch gar nicht notwendig gewesen, denn in diesem Augenblick erfüllte ein ohrenbetäubendes Donnergetöse die Luft und ließ den Boden erzittern.

      Die Männer waren unwillkürlich stehengeblieben. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie auf die Windrose hinüber, die sich jetzt nach oben zusehends verbreiterte.

      Im fahlen Mondlicht wirkte das Bild besonders unheimlich und gespenstisch.

      Der Marshal wandte sich ab und setzte seinen Weg fort.

      Shibell blieb noch stehen. Da bekam er von Doc Holliday einen derben Stoß in die Seite.

      »Gehen Sie weiter!«

      Der Kopf des Sheriffs flog herum. Er blitzte den Spieler an: »Was fällt Ihnen ein! Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bleibe hier!«

      Es machte nur Klick hinter ihm – und Curle Shibell sah in der rechten Faust des Spielers einen Revolver blinken.

      »Ihr seid ja alle wahnsinnig«, fauchte er. Dann wandte er sich, zerrte seinen Gaul hinter sich her und folgte dem Marshal.

      Jetzt gingen die Männer im Gänsemarsch auf die von ihnen aufsteigenden kahlen Felsen zu, die hier schon eine Höhe von mehr als hundert Fuß erreichten.

      Der Marshal hielt beharrlich auf eine Kluft zu, die sich wie ein schwarzer Strich durch das kreidig wirkende Gestein zog.

      Als er sie erreicht hatte, gähnte ihm aus der kaum fünf Yard breiten Schlucht fast völlige Finsternis entgegen.

      Shibell, der ihm dichtauf gefolgt war, blieb wieder stehen.

      »Mann, Sie haben doch nicht etwa die Absicht, uns da hineinzuführen?« brüllte er.

      Der Missourier stampfte vorwärts.

      Shibell hatte keine andere Wahl, da er den Spieler dicht hinter sich wußte, und ging auch weiter.

      So zogen sie denn in die schmale Schlucht, deren Wände, je tiefer sie eindrangen, himmelanstiegen. Unheimlich wurde das Hufgeräusch der Pferde von ihnen zurückgeworfen, brach sich in vielfachem Echo und schleuderte donnerndes Getöse in die Enge der Kluft.

      Die Männer sahen nichts mehr. Sie folgten nur noch einer dem anderen, immer dicht dem vorantrottenden Pferd folgend.

      Der Boden der Schlucht, der anfangs noch verhältnismäßig glatt gewesen war, wurde plötzlich steinig, und zwar so sehr, daß ein Hinübersteigen immer schwieriger wurde und schließlich fast ausgeschlossen zu sein schien.

      Der Marshal blieb stehen.

      Nach und nach kamen auch die anderen zum Stehen.

      Da meldete Shibell sich wieder: »Was jetzt? Jetzt stecken wir hier mitten in einer Schlucht! Was weiter, Marshal? Ich will es Ihnen sagen, Ihr großartiger Weg ist hier zu Ende!«

      »Ende… Ende… Ende!« hallte es donnernd von den Felswänden zurück.

      Doc Holliday zündete sich eine Zigarette an.

      »Halten Sie endlich den Mund, Shibell, sonst läuft mir die Galle über. Seien Sie froh, daß wir aus dem Sturm heraus sind.«

      »Wenn wir diesen Ritt nicht angetreten hätten, wären wir gar nicht in diesen Sturm gekommen.«

      »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen den Mund halten«, fuhr ihn der Spieler an.

      Wyatt hatte indessen unentwegt die sich scharf in den Himmel abhebenden Konturen der Felskanten beobachtet. Plötzlich machte er eine seltsame Entdeckung: Links über ihm bogen die Felskanten scharf ab.

      Was hatte das zu bedeuten?

      Er ließ die Zügelleinen seines Pferdes fallen, ging vorwärts, bis er die Wand erreicht hatte, und tastete sich an ihr entlang weiter. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, daß die Schlucht hier einen Seitengang hatte, einen Felsspalt, der scharf nach Westen führte und der von der Hauptschlucht aus nicht so leicht in der Dunkelheit entdeckt werden konnte, da die Felsen oben


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