Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Weshalb?«

      »Waren Sie nicht in Nog…«

      »Wo?« fragte er rasch.

      »Ich hörte, daß Sie in Nogales waren.«

      »Aha, das hörten Sie?«

      Der Missourier griff mit der Linken in die Westentasche, zog sein Lederetui hervor und entnahm diesem eine seiner großen, starken schwarzen Zigarren, schob sie zwischen seine kräftigen weißen Zähne und riß ein Zündholz unter der Thekenkante an.

      Durch die blaue feine Rauchwolke hindurch sah er in die Augen der Frau.

      »Haben Sie mir etwas zu sagen, Rozy?«

      Er hatte Rozy gesagt! Ihr Herz begann wild zu hämmern. Sie senkte den kopf. Wie sie sich vor ihm schämte!

      Er hatte ihr damals das Leben gerettet – und von dieser Stunde an hatte er einen Platz in ihrem Herzen, den niemand mehr einnehmen könnte. Aber um nichts in der Welt hätte sie dieses Geheimnis verraten.

      Damals, als sie die Aushilfsstellung im großen Crystal Palace bekommen hatte, war er eines Tages gekommen. Wie hatte ihr Herz gehämmert, als er plötzlich in der Tür erschienen war. Und dann hatte sie seinen Blick gespürt, der sie nur kurz streifte. Ein Blick voller Verachtung.

      »Nein.« Sie hatte es leise und mit belegter Stimme gesagt.

      »Schade.«

      Sie wagte nicht aufzusehen, weil sie genau wußte, daß sie dem Blick seiner Augen niemals standgehalten hätte. Sie wandte die Augen von den blutroten Tropfen des Fire point und starrte auf die große, braune, kantige Männerhand, die plötzlich von der Theke verschwand.

      Wyatt Earp ging auf die Tür zu. Da blieb er noch einmal stehen und sagte, ohne sich umzudrehen: »Ich bin von Nogales bis hierher einem Verbrecher gefolgt, der ein führendes Mitglied der Galgenmänner zu sein scheint. Sein Name ist Cornelly. Jeff Cornelly. Er war drüben Sheriff. Leider.«

      Er wartete noch zwei Sekunden, dann schob er die Schwingarme der Tür auseineinander und ging hinaus.

      Rozy hatte den Kopf hochgeworfen. Ihr Atem ging heftig. Schreien hätte sie mögen. Schreien!

      Aber sie brachte die Lippen nicht auseinander. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

      Zu viele Männer gab es in Tombstone, die jeden Schritt des Marshals beobachteten. Und wenn er jetzt irgend etwas wußte, dann wußte er schon jetzt auf jeden Fall zuviel.

      Und wie schnell man in Tombstone sterben kann, hatte sie ja erst vor wenigen Stunden erlebt.

      Wenn sie sprach, hätte sie nicht nur von dem Mörder Kilby, sondern auch von Kirk McLowery reden müssen. Und sie wußte, daß der Marshal vor dem Ritt nach Nogales Kirk McLowery in Tombstone gesucht hatte.

      Wyatt blickte die Straße hinunter. An ihrem Ende hielten zwei Reiter. Beide saßen auf blanken Rapphengsten. Der eine war groß, fast wie der Marshal selbst, trug einen nach neuester Mode geschneiderten Anzug, ein weißes Rüschenhemd und eine schwarze Halsschleife. Er hatte ein blaßbraunes, aristokratisch geschnittenes Gesicht, das von einem eisblauen Augenpaar beherrscht wurde.

      Doc Holliday!

      Der andere Reiter war ein Mann wie ein Scheunentor: riesengroß, von wahrhaft herkulischem Körperbau, sein Gesicht war gebräunt, hart, kantig, eckig; in intensivstem Grün flimmerten die Augen. Sein Haar war schwarz wie das des Marshals.

      Der gewaltige Sechsgalonenhut auf seinem Schädel war blütenweiß und schien eben erst gekauft. Der Hüne trug ein gelbes Hemd ohne Weste; ein schwarzes Halstuch, einen breiten Waffengurt, enganliegende schwarze Levishosen, die über die hochhackigen Stiefel ausliefen, und einen schweren Kreuzgurt, der über beiden Oberschenkeln zwei gewaltige Revolver hielt, deren dunkelrote Läufe seltsamerweise nach vorn gerichtet waren. Wer den Mann so sah, konnte sich nicht vorstellen, daß er einen dieser Colts wirklich schnell aus dem Halfter befördern konnte. Aber wer ihn kannte, den Texaner Luke Short, der dachte anders über diesen Punkt.

      Langsam ging der Marshal vom Vorbau auf die Straße hinunter, und während er auf die beiden Gefährten zuschritt, beobachtete er unauffällig die rechte Häuserfront.

      Luke Short hatte sich mit dem rechten Ellbogen auf den Sattelknopf gestützt.

      »Nun?« fragte er.

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Nichts.«

      »Das ist doch ausgeschlossen!« versetzte der Goliath. »Wir haben doch seine Fährte bis in die Gasse verfolgt. Und wie ich Sie kenne, waren Sie auf der richtigen Fährte.«

      »Ganz sicher.«

      »Aber der Kerl kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«

      »Natürlich nicht.« Wieder streifte der Blick des Missouriers die gegenüberliegende Häuserwände. »Nein, in Luft hat er sich nicht aufgelöst. Er ist hier irgendwo in den Häusern verschwunden.«

      Sie wußten, daß es im Augenblick sinnlos war, weiter nach Cornelly zu suchen; er hatte sich versteckt – oder war versteckt worden. Gerade hier in der Gasse, in der Rozy Gingers Bar lag, gab es viele Leute, die ganz sicher zu den Banditen hielten. Es war damals schon eine berüchtigte C-Street (Clanton-Straße).

      Da sahen die drei Freunde einen Mann auf sich zukommen, den sie hier am allerwenigstens erwartet hätten. Er war mittelgroß, schmächtig. Mitte der Dreißig, hatte ein blasses, käsiges Gesicht und einen Backenbart, der ihm überhaupt nicht stand. Der schwarze Stetson unterstrich die Blässe seines Gesichts noch, und der dunkelgraue Anzug sowie das weiße Hemd und die braune Schleife wirkten nicht gepflegt.

      Auf der linken Seite seiner Jacke blinkte ein großer sechszackiger Stern.

      Das war Jonny Behan, der Mann, der sich selbst Sheriff von Tombstone nannte, aber nichts weiter war als ein vor mehreren Jahren von Sheriff Shibell vorübergehend eingesetzter Hilfssheriff. Daß er heute noch den Stern trug, verdankte er zweifellos den Machenschaften von Leuten, die einen schwachen Sheriff in der Stadt brauchten, nicht aber einen Mann mit Persönlichkeit, Fähigkeiten oder Leistungen. Dieser Jonny Behan war einer der seltsamsten Männer, die es im Westen je gegeben hatte. Niemals hatte er den Mut gehabt, gegen Banditen vorzugehen. Die Clanton Gang beispielsweise hatte sich in der Stadt bewegt, wie sie wollte. Tat, was sie wollte, und scherte sich einen Dreck um diesen Sheriff. Was immer auch in Tombstone Ungesetzliches geschah, Sheriff Behan hatte sich stets erst dann darum gekümmert, wenn die Gefahr vorüber war.

      Jetzt stand er da, mit hängenden Armen, und blickte nicht sehr zuversichtlich auf den Marshal.

      »He, Earp!« rief er plötzlich mit seiner dünnen Stimme.

      Wyatt, breitbeinig und mit verschränkten Armen, blickte ihm entgegen.

      »Schon zurück aus Phoenix? Ich hoffe, Sie haben die Gefangenen alle abgeliefert.«

      Da drehte sich der Hilfssheriff sofort um und trippelte davon. Es wirkte so komisch, daß Luke Short in ein schallendes Gelächter ausbrach.

      Da blieb Behan stehen, wandte sich ihnen zu und rief zur Verwunderung des Marshals: »Earp, wenn Sie Cornelly suchen…«

      Wyatt war sofort bei ihm, packte ihn am Arm und zerrte ihn zu sich heran. »Was haben Sie da eben gesagt, Behan?«

      Der Sheriff sah ihn unsicher an. »Ich habe gesagt, wenn Sie Cornelly suchen… ich könnte Sie zu ihm führen.«

      Wyatt ließ ihn los.

      »All right, Behan, tun Sie das!«

      Der Marshal war gespannt, wohin ihn der Sheriff führen würde. Seiner Ansicht nach konnte Cornelly sich nur in dieser Straße aufhalten.

      Aber zu seiner größten Verwunderung steuerte Jonny Behan auf die Allenstreet zu.

      Schräg gegenüber vom Occidental Saloon lag etwas zurück aus der Häuserzeile ein kleiner Holzbau, unansehnlich und verwittert. Das Tor hing nicht mehr fest in den Angeln. Und als Jonny Behan es jetzt aufzog,


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