Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
von ihm gefordert: Wyatt Earp als Mörder von Jeff Cornelly festsetzen zu lassen.
Das war natürlich leicht gesagt und schwer getan.
Und als er hörte, daß Jonny Behan zurückgekommen war, suchte er ihn auf und erklärte ihm, was die Leute von ihm verlangten.
Jonny Behan zog sich in seiner Schneckenmanier sofort zurück und entgegnete, daß er mit all diesen Dingen nichts zu tun hatte, weil er nicht Zeuge der Schießerei gewesen sei.
»Das müssen Sie schon selbst erledigen, Mayor«, hatte er geantwortet. Aber McIntosh war zumindest so gerissen wie er und verstand es, ihm klarzumachen, daß es nicht die Sache eines Bürgermeisters, sondern die des Sheriffs sei. So hatte er ihn zu Wyatt Earp geschickt.
Wyatt blickte den Mayor eine Weile nachdenklich an, dann schob er die Hände in die Taschen und fragte halblaut: »Mich interessiert nur noch eines, McIntosh: Woher wußten Sie und woher wußten die anderen, daß ich in Tombstone bin?«
McIntoshs Gesicht wurde von flammender Röte übergossen. »Das geht mich nichts an, Mr. Earp. Ich habe nur meines Amtes zu walten.«
Wyatt wandte sich um und ging zur Tür. Da blieb er noch einmal stehen und sagte über die Schulter zurück: »Sie wissen genau, daß ich Jeff Cornelly nicht ermordet habe, McIntosh. Aber das sage ich Ihnen: Ich werde den Mörder finden und jeden, der mit ihm unter einer Decke steckt, zur Rechenschaft ziehen.«
Die schwere Zimmertür fiel krachend ins Schloß.
Draußen schreckte das bleiche Mädchen, das im Flur gelauscht hatte, zusammen und preßte sich an die Wand, als der Mann an ihr vorbei zur Tür ging.
Wyatt ging die breite Straße hinauf, der Freemontstreet, und suchte seinen alten Freund John Clum auf.
Der weißhaarige Gründer mehrerer Indianerreservate in Arizona und langjährige Bürgermeister von Tombstone lag im Bett und blickte dem Marshal mit frohen Augen entgegen.
Er war vor einigen Tagen hier vor seinem Haus nachts schwer angeschossen worden, hatte sich aber zusehends von der Schußverletzung erholt.
»Hallo, Wyatt.Da sind Sie ja.«
Der Missourier ließ sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder, nahm seinen Hut ab und berichtete dem Freund, was er inzwischen erlebt hatte.
Clum winkte ab. »Der Teufel soll dieses Nest holen. Ich habe ja gewußt, daß es hier wieder losgehen wird. Vor anderthalb Jahren war meine Tochter bei mir zu Besuch und wollte mich hinauf nach St. Louis mitnehmen. Wäre ich nur mitgefahren, dann säße ich heute in meinem Lehnstuhl oben in ihrem Haus oder hinten im Garten, spielte Karten und könnte den Herrgott einen guten Mann sein lassen.«
»Aber das können Sie hier auch, Mr. Clum. Sie sind ja nicht mehr der Mayor von Tombstone und brauchen sich nicht mehr mit diesen Dingen abzugeben.«
Mit einem Ruck setzte sich der Genesende auf. In seinen Augen leuchtete es plötzlich auf.
»So, ich bin nicht mehr der Mayor. Das ist richtig. Aber vielleicht haben wir beide uns zu früh gefreut. Übermorgen ist in Tombstone Bürgermeisterwahl.«
»Aber Sie werden sich doch nicht aufstellen lassen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber glauben Sie, die fragen mich? Vor einer Stunde ist Bret Lancona hiergewesen und hat mir die Listen gezeigt. Ich dachte, mich laust der Affe, als ich meinen Namen unter denen der drei Kandidaten entdeckte. Ich sagte, du bist verrückt, Lancona, das kommt nicht in Frage. Außerdem bin ich krank, und bin alt und will nicht mehr. Aber der Bursche lächelte nur und meinte, auf mich käme es dabei gar nicht an. Wenn die Bevölkerung mich haben wolle, dann müsse ich da sein, sonst brauchte ich ja nicht hier zu leben.« Der Zeitungsmann seufzte tief und fuhr dann fort: »So geht es einem, wenn man solch einem Kaff nicht ade sagen kann.«
Der Missourier blickte nachdenklich durch das Fenster hinaus in den Garten. »Wissen Sie, John, es gibt hier einiges, worüber ich mir gern klar würde. Einmal ist da die Beschuldigung gegen mich. Und dann ist da der Tote. Wer hat ihn erschossen?«
»Einer, dem er im Wege war.«
»Es ist nicht ausgeschlossen, daß er Nogales mit Cornelly zusammen verlassen hat. Mit Sicherheit weiß ich das natürlich nicht. Wir haben unterwegs mehrere Leute gefragt, die Cornelly gesehen haben. Es war ein Reiter bei ihm, aber nur bis Silver Grown etwa. Von dieser Siedlung an muß er allein geritten sein. Wir haben in der kleinen Siedlung Nachforschungen angestellt, aber völlig ergebnislos. Die Leute dort sind verschüchtert und reden nichts. Trotzdem bin ich überzeugt, daß es nicht Phin Clanton war, der ihn ermordet hat. Cornelly ist dieses ganze Stück über vierzig Meilen allein in die Stadt geritten. Vielleicht ist er beobachtet worden, als er durch die Miner-Camps kam und in die Stadt ritt. Aber wer hatte ein Interesse daran, ihn zu töten?«
Clum lehnte sich in die Kissen zurück und schloß die Augen. »Das mag der Teufel wissen«, kam es leise über seine welken Lippen.
Wyatt erhob sich, ergriff seine Hand, drückte sie leicht und erklärte: »Ich sehe gelegentlich wieder nach Ihnen, John.« Dann ging er.
Es war kurz vor zwölf Uhr, als er mit Doc Holliday vor McLowells Schmiede ankam.
Die Schmiede stand links vom Totenhaus.
McLowell war ein bärtiger Mann in den Fünfzigern, der weniger redete als ein Fisch. Er hatte keinen schlechten Ruf in der Stadt, und Wyatt wußte von seinem Bruder Virgil, der ja lange hier in Tombstone Marshal gewesen war, daß der Blacksmith sich nie mit den Clantons abgegeben hatte.
»Haben Sie zufällig gesehen, wann der Tote nach nebenan gebracht worden ist?«
Der Blacksmith hatte in der Linken eine riesige Zange, mit der er ein glühendes Eisenstück über den Amboß hielt, während er mit einem schweren Vorschlaghammer, den er mit der Rechten handhabte, bearbeitete.
Er schüttelte nur den Kopf.
Da meinte der Spieler, während er sich der Straße zuwandte: »Kommen Sie, Marshal, wir vertrödeln nur Zeit. Vielleicht hat Jonny Ahslan etwas gesehen.«
Da hob der bärtige Blacksmith den Kopf. »Ahslan«, knurrte er. »Wie kann diese lahmte Ente etwas gesehen haben. Der Bursche wohnt ja oben in der Freemmonstreet.«
Er konnte also doch reden!
Holliday wandte sich um und blickte den Schmied an.
»Nun, wenn Sie nichts gesehen haben, ist es doch nicht ausgeschlossen, daß vielleicht Mr. Ahslan etwas gesehen hat.«
»Wie sollte denn das möglich sein? Ich wohne neben dem Totenhaus und nicht er.«
»Trotzdem. Der Marshal wird ihn fragen.«
Da richtete sich der Schmied auf und schleuderte das Eisenstück in die glühende Esse, stellte den Hammer ab und hob die Zange, während er auf die linke Wand deutete, wo das Totenhaus an seine Werkstatt anschloß.
»Ich kümmere mich nie um die Dinge, die da vorgehen. Aber heute morgen habe ich zufällig gesehen, wie sie einen Mann hineinschleppten.«
»Wer schleppte ihn hinein?«
»Ich kannte die Burschen nicht.«
»Wie viele waren es?«
»Drei.«
»Und Sie kannten wirklich keinen von ihnen?« fragte der Missourier eindringlich.
Der Schmied schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Wie spät war es?«
»Ich glaube, sechs Uhr.«
»Seit sechs Uhr liegt er also dort«, meinte der Missourier und fuhr fort: »Haben Sie Jonny Behan kommen sehen?«
»Nein.«
»Erinnern Sie sich bitte genau.«
Der Schmied schüttelte den Kopf.
Da sagte der Georgier. »Kommen Sie, Marshal. Ahslan wird sich bestimmt genau daran erinnern.«