Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
ein Pferd angetrabt kam. Es war der Schwarzfalbe Wyatt Earps. Der Spieler nahm ihn an die Zügelleine und folgte dann mit Luke Short dem Marshal.
Wyatts Gesicht verfinsterte sich, als Behan ihn auf den scheunenartigen Bau zuführte.
Er blieb stehen und packte den Sheriff am Arm.
»Was soll das bedeuten? Er ist doch nicht im Totenhaus!«
»Kommen Sie nur.« Der Hohn in der Stimme Behans war unüberhörbar. Er öffnete das Tor noch weiter, machte eine einladende Bewegung mit der linken und zischelte grinsend: »Hier ist Ihr Mann!«
Wyatt ging an ihm vorbei und blickte in den Schuppen, der der Stadt Tombstone seit vielen Jahren als Totenhaus diente.
Auf einem umgekippten Wagenkasten lag der Körper eines Mannes. In dem Halbdunkel, das hier herrschte, war sein Gesicht nicht sofort zu erkennen.
Als der Marshal jedoch an die mehr als dürftige Bahre herantrat, erkannte er den Toten.
Es war Jeffrey Cornelly, der ehemalige Sheriff von Nogales. Der Mann, dem er über siebzig Meilen gefolgt war.
Cornelly hatte drüben in Nogales an der mexikanischen Grenze mehrere schwere Verbrechen begangen, die ihm der Missourier hätte nachweisen können.
Und nun lag er da auf dem Karrenboden mit marmornem, verzerrtem, entstelltem Gesicht, weitaufgerissenen Augen und offenstehendem Mund. Ein Bild fürchterlichen Todeskampfes.
Da vernahm der Marshal hinter sich die näselnde Stimme Behans.
»Er ist ermordet worden, Wyatt.«
Der Missourier rührte sich nicht.
Behan war nahe an den Marshal herangetreten und blickte ihm über die Schulter.
Da öffneten sich die Lippen des Missouriers. Heiser stieß er hervor: »Wer hat ihn gebracht?«
Behan zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß es nicht.«
Wyatt fuhr herum und ergriff ihn am Arm. »Ich habe Sie gefragt, wer ihn hergebracht hat.«
Hündische Angst stand in den Augen des wankelmütigen Mannes. »Das weiß ich nicht. Als ich vorhin kam, muß er schon hier gelegen haben. Ich bin ja erst heute morgen zurückgekommen. Ich habe das Office aufgeschlossen, und als ich dann hier im Totenhaus nachsah…«
»Sie haben sofort im Totenhaus nachgesehen?«
»Was? Nein… sofort natürlich nicht. Aber nach einer Weile…«
»Wann?«
»Ich kann das nicht mehr genau sagen. Vielleicht um acht – oder um…«
»Sie müssen es genau wissen.«
»Es kann auch halb neun gewesen sein. Jedenfalls, als ich hier hereinkam, sah ich ihn da liegen.«
»Und Sie wußten sofort, wer es ist?«
»Ja, natürlich. Ich kannte ihn doch. Er ist ein paarmal hiergewesen mit den Boys und…«
Jäh brach er ab. Wyatt zog ihn dicht zu sich heran.
»Behan«, in den Augen des Marshals stand ein dunkles Feuer. »Sie werden mir jetzt die Wahrheit sagen, sonst gnade Ihnen Gott.«
Der Papier-Sheriff versuchte, sich von dem eisenharten Griff des Missouriers zu befreien.
»Earp! Ich bitte Sie, was fällt Ihnen ein? Sie würgen mich ja. Ich habe gesagt, was ich weiß…«
Der Marshal ließ ihn los.
»Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie sofort, nachdem Sie in die Stadt gekommen sind, hier in dem Totenhaus nach dem Rechten gesehen haben? Das ist doch so unglaubwürdig wie nur irgendwas, Behan!«
»Aber es war so!« beharrte der Mann.
»Das werde ich noch feststellen. Und wehe, Sie hängen mit der Geschichte zusammen.«
Wyatt wandte sich zurück zur Tür, die jetzt durch die Riesengestalt des Texaners verschattet wurde.
Doc Holliday war draußen bei den Pferden stehengeblieben und sah sich forschend auf der Straße um.
War es ein Zufall, daß drüben neben dem Eingang des Occidental Saloons ein junger Mann vorn auf dem Geländer lehnte und mit hängendem Kopf die Straße hinunterblickte?
Er hatte einen Grashalm im Mund und kaute darauf herum.
Es war dem Georgier, als beobachte der Mann heimlich unterm Hutrand hervor den Eingang des Totenhauses.
Das konnte jedoch auch ein Irrtum sein, denn jemand, der zufällig auf der anderen Straßenseite stand, brauchte nicht einmal besonders neugierig zu sein, geschweige denn, eine dunkle Absicht zu verfolgen, wenn er den Männern zusah, die das Totenhaus betraten.
Was dem Georgier nicht gefiel, war die Tatsache, daß der Mann es zu verbergen suchte.
Der Spieler hatte die drei Pferde an den Zügelleinen, führte sie hinüber an die Halfterstangen, wo er sie unangebunden stehenließ. Dann trat er auf den Vorbau und ging auf den Eingang der Schenke zu. Ehe er die Tür erreicht hatte, wandte er den Kopf.
»Ein Bekannter von dir, der Mann, der da drüben liegt?«
Der Angesprochene wandte den Kopf und richtete sich langsam auf. Er mochte vielleicht achtzehn Jahre alt sein, hatte breite Schultern und eine wuchtige, untersetzte Gestalt. Affenartig lang waren seine Arme, deren schwere Hände bis über die Kniegelenke herunterhingen.
»Wie meinen Sie das, Mister?«
»Ich fragte, ob er ein Bekannter von dir ist, der Stumme, der da drüben liegt.«
Der Bursche zog die Brauen zusammen und knurrte: »Ich kenne den Mann überhaupt nicht. Ich weiß nicht, wer da liegt. Ich kümmere mich nicht um das, was hier in der Stadt vorgeht. Und Fremde, die interessieren mich erst recht nicht. Schon gar nicht solche Strolche wie der da…«
Er brach ab, weil er merkte, daß er sich versprochen hatte.
Holliday tat, als habe er es nicht mitbekommen. »Du bist aus der Stadt hier?«
»Natürlich.«
»Also hast du auch ein Quartier hier?«
»Ja, sicher.«
»Du hast die Stadt heute nicht verlassen?«
»Nein. Wie kommen Sie darauf? Was soll überhaupt die ganze Fragerei, Mister.«
»Nichts weiter, Boy. Ich dachte nur, weil du dir die Augen nach uns aussiehst. Wenn du ihn sehen willst, den Mann, den du angeblich nicht kennst, dann geh doch hinüber. Er liegt auf dem Karren, auf dem schon viele Männer mit Blei im Leib gelegen haben. Es ist Jeff Cornelly, der ehemalige Sheriff von Nogales. Du weißt es genau.«
Da stieß der Bursche sich vom Geländer ab, machte drei Schritte auf den Spieler zu, ballte die Fäuste und fauchte: »Hören Sie zu, Mister. Ich weiß nicht, wer Sie sind. Und es ist mir auch egal. Und wenn Sie glauben, daß ich Angst vor Ihnen habe, weil sich all die anderen vor Ihnen fürchten, dann haben Sie sich ge…« Und wieder brach er ab, weil er merkte, was er sich da geleistet hatte.
Holliday lachte spöttisch. »Du machst mir Spaß, Sonny.«
Er trat in die Kneipe, ließ sich einen Brandy geben, zahlte und ging wieder hinaus.
Der Bursche lehnte immer noch am Geländer und starrte auf die Straße.
Soeben hatte Wyatt Earp das Totenhaus verlassen. Luke Short folgte ihm. Und dann kam Jonny Behan, der den Riegel vorwarf.
Doc Holliday überquerte die Straße und blieb vor dem Marshal stehen.
»Kennen Sie den Burschen da drüben?«
»Nein.«
Behan meldete sich sofort: »Ich kenne ihn. Es ist Elvis Huxley.«
»Wohnt