Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      »Wie kommen Sie darauf?«

      »Er hat behauptet, daß er heute die Stadt noch nicht verlassen habe. Das ist eine Lüge, denn den großen Binsenhalm, den er da zwischen den Zähnen hält, kann er in ganz Tombstone nicht finden. Dazu müßte er sogar ein ziemliches Stück hinaus in die Prärie reiten. Außerdem hat er behauptet, daß er nicht wüßte, wer hier im Totenhaus liegt. Dabei blickt er unablässig herüber, um ja alles genau mitzubekommen, was seinen Boß interessiert.«

      Die drei letzten Worte hatten Behan zusammenzucken lassen. »Was soll das heißen?« krächzte er.

      Holliday sah ihn erstaunt an. »Nanu, Sheriff, ich habe doch nicht von Ihnen gesprochen, sondern von ihm und seinem Boß.«

      »Sie meinen doch etwas Bestimmtes.«

      Der Spieler nahm seinen Hut ab und klopfte den Staub heraus.

      Behan wich zurück, bis er gegen die Treppe seines eigenen Office stieß, ging dann hinauf, trat auf den Vorbau, und ehe er die Tür öffnete, rief er: »Earp. Man weiß, daß Sie Cornelly verfolgt haben. Und jetzt ist er tot. Eine Kugel im Rücken.«

      Mit zwei, drei Sätzen war der Marshal auf dem Vorbau, sprang dem Hilfssheriff entgegen, riß ihn von der Tür weg und preßte ihn gegen die Wand.

      »Behan, was wollten Sie damit sagen?«

      »Ich? Gar nichts. Aber es fragt sich nur, was die Leute dazu sagen werden. Die Bürger von Tombstone und die anderen…«

      Wyatt stieß den Laumann derb gegen die Tür.

      »Das haben Sie sich fein ausgedacht!«

      Er wandte sich ab und ging mit den beiden Freunden zu den Pferden hinüber.

      Der Bursche, der drüben gestanden hatte, war verschwunden.

      Doc Holliday sah sich verblüfft um. »He! Wo ist der Mann denn geblieben?«

      Luke Short knurrte: »Der ist zu seinem Boß geritten, genau wie Sie es vermutet haben.«

      Wyatt zog sich in den Sattel. Holliday folgte seinem Beispiel.

      Luke Short stand noch unschlüssig neben seinem Pferd. »Also, Marshal, wenn Sie mir jetzt erzählen, daß Sie nach Flagstaff oder nach Phoenix oder meinethalben auch nach Santa Fé reiten wollen, dann bin ich dabei – aber erst, wenn ich ein paar Eier und fünf Schinkenbrote verdrückt habe.«

      In den Augen des Missouriers stand ein Lächeln. »All right, Luke. Wir sind auf dem Weg zu den Schinkenbroten.«

      »Wo wollen Sie denn hin?«

      »Wo es den besten Schinken gibt: zu Nellie Cashman.«

      Die Inhaberin des Russian Hauses, eines eleganten Etablissements am Südrand der Stadt, freute sich sehr, als sie die drei Ankömmlinge gewahrte.

      Jeder bekam wieder sein altes Zimmer, und dann saßen die drei um den Frühstückstisch, um sich zunächst einmal zu kräftigen.

      Gleich nach dem Frühstück erhob sich der Marshal.

      »Sie wollen schon weg?« fragte der Texaner.

      »Ja, ich muß mit dem Mayor sprechen.«

      Holliday winkte ab. »Das können Sie sich sparen.«

      »Ich weiß, aber ich muß es trotzdem tun.«

      Burt McIntosh hatte den Missourier schon vom Fenster aus kommen sehen.

      Er hörte das Klopfen an der Haustür und schickte seine Tochter hinaus, ihn einzulassen.

      Mary McIntosh war eine bläßliche, unansehnliche junge Frau mit einem von Sommersprossen bedeckten Gesicht. Sie errötete, als sie den Marshal erkannte, und führte ihn sofort ins Haus.

      Der Mayor hatte sich neben seinen Schreibtisch gestellt, die Linke auf die helle Eichenplatte gestützt, die Rechte in die Hüfte gestemmt. So blickte er dem Missourier entgegen.

      »Aha, Mr. Earp«, tat er überrascht. »Was führt Sie denn zu mir?«

      »Ich nehme an, daß Sie das wissen«, antwortete Wyatt. »Ich war eben im Totenhaus und habe Jeff Cornelly gesehen.«

      »Ja, ich hörte davon, daß er ermordet worden ist.«

      »Von wem hörten Sie das?«

      »Na – die ganze Stadt weiß es doch.«

      »Mich würde interessieren, wer es Ihnen mitgeteilt hat.«

      »Das weiß ich nicht mehr. Hat es Behan gesagt oder war es…?«

      »Wer?«

      McIntosh wandte sich um, ging um seinen großen Schreibtisch herum und ließ sich in seinen Lehnstuhl fallen. Er lehnte den Kopf zurück gegen das Holz, fuhr mit der Zunge nachdenklich unter der linken Wange her und meinte dann wie nebenbei: »Wissen Sie, Marshal, es ist eine sonderbare Stadt, dieses Tombstone. Manche Leute brauchen Jahre, bis sie sich hier eingewöhnen. Ich habe auch fast ein Jahrzehnt gebraucht, um hier Fuß zu fassen. Und nun bin ich Mayor dieser Stadt.«

      »Was soll die Einleitung?« unterbrach ihn der Missourier. »Also erzählen Sie schon, was Sie sagen wollen.«

      »Was ich Ihnen sagen will, Wyatt Earp, ist folgendes: Es wohnen viele Leute hier in der Stadt, die Sie nicht mögen.«

      »Das interessiert mich nicht und beruht ganz sicher auf Gegenseitigkeit.«

      McIntosh lächelte süßlich und entgegnete: »Ich möchte nicht behaupten, daß auch ich zu diesen Leuten gehöre, Mr. Earp. Aber Sie haben hier sehr viele Feinde. Vor allem seit dem unseligen Tag des O.K.-Corrals sind die Gemüter doch sehr gegen Sie eingenommen…«

      Der Marshal trat an den Schreibtisch heran und schlug mit der Faust auf die Platte, daß die beiden Tintenfässer hochsprangen.

      »Lassen Sie endlich die Katze aus dem Sack, McIntosh.«

      »Nun, wenn Sie so darauf bestehen – Sie hätten es ja ohnehin erfahren müssen. Es liegt eine schwere Beschuldigung gegen Sie vor.«

      Der Marshal blickte ihn entgeistert an. »Eine Beschuldigung gegen mich? Von wem denn?«

      McIntosh lehnte sich noch weiter zurück, schob die Arme weit über die Lehnen vor und trommelte auf der Tischkante herum.

      »Sie werden des Mordes an Sheriff Jeffry Cornelly beschuldigt, Mr. Earp.«

      Wyatts Gesicht versteinerte. »Das ist doch wohl nicht möglich. Und Sie glauben das?«

      McIntosh zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken. Ölig entgegnete er: »Es ist nicht meine Aufgabe, etwas zu glauben oder nicht zu glauben. Ich bin der Mayor dieser Stadt und habe den Sheriff zu unterstützen.«

      »Den Sheriff?« rief Wyatt. Dann lachte er. »Jetzt geht mir ein Licht auf. All right, McIntosh, wie Sie wollen. Aber eines sage ich Ihnen: von dieser Geschichte hätten Sie besser die Hände weggelassen.«

      Der Mayor wurde plötzlich um einen Schein bleicher. Er mußte an das denken, was er soeben noch erwähnt hatte: an den mörderischen Kampf im O.K.-Corral. Daran, daß dieser Mann, der da vor ihm stand, den härtesten Kampf nicht fürchtete, und rücksichtslos sein Leben für das Gesetz einsetzte. Das hatte er jedenfalls in dem mörderischen Fight gegen die Clantons einwandfrei bewiesen.

      Und er, Burt McIntosh, war kein Mann, der einen solchen Fight durchstehen würde. Überhaupt war er kein Mann des Kampfes, und so wenig für den Posten eines Mayors geeignet wie etwa Jonny Behan für den eines Gesetzesmannes in dieser Stadt.

      Aber er hatte sich im Stadtrat um diesen Posten gerissen. Es ging ihm um das Ansehen, das damit verbunden war, und nicht zuletzt auch um die Dollars, die außerdem dafür gezahlt wurden. Aber wie alles seine zwei Seiten hat, so offenbarte auch der Posten eines Bürgermeisters von Tombstone jetzt seine Schattenseiten.

      In den Stunden, die seit dem Besuch Kirk McLowerys vergangen waren, hatte sich einiges ereignet. Zunächst


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