Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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hat mir neulich sogar etwas gebracht. Und er hängt an den Kindern.«

      »Nun verteidigst du ihn auch noch«, warf ihre Mutter ihr vor.

      »Was recht ist, muß recht bleiben«, sagte Helga. »Es muß etwas passiert sein«, fügte sie dann mit bebender Stimme hinzu.

      Und so war es auch. Nur eine Stunde hatte es gedauert, bis Isabel es in Erfahrung gebracht hatte, daß der Wagen von Heinz Moll auf der Straße nach Garmisch von einem anderen Wagen beim Überholen gerammt worden war. Sie waren in das nächstliegende Kreiskrankenhaus gebracht worden. Heinz Moll hatte erhebliche Verletzungen, Peter stand noch unter einem schweren Schock. Daß die Angehörigen noch nicht benachrichtigt worden waren, lag daran, daß Peter die Adresse nicht angegeben hatte.

      »Jetzt wird er natürlich ein schlechtes Gewissen haben«, sagte Sabine, die erst mal erleichtert war, daß Peter gefunden und nicht schwer verletzt war.»Und dann hängt er ja auch immer noch an Papa, wenn er es auch vor Mutti nicht zugibt.«

      Geschiedene Ehen, dachte Isabel. Die Kinder sind die Leidtragenden. Sie stehen zwischen den Eltern. Vielleicht war es besser, wenn man gar nicht heiratete und vor allem keine Kinder in die Welt setzte.

      »Ihre Eltern sind schon länger geschieden, Sabine?« fragte sie, als sie zur Wohnung zurückfuhren, um Helga Moll persönlich die Nachricht zu bringen.

      »Fünf Jahre. So ging es auch nicht mehr. Ich kann Mutti verstehen. Sie hat sich abgerackert, und Papa hat das Geld verjubelt. Krank war er nie. Jetzt hat er Zeit, über alles nachzudenken, wenn er lange im Krankenhaus liegen muß.«

      Das klang fast ein bißchen herzlos, aber Isabel war gerecht. Sie hätte diese Situation wohl ebenso realistisch betrachtet.

      Helga war nun sehr gefaßt. Natürlich wollte sie gleich zum Krankenhaus fahren. Isabel bot sich an, sie dorthin zu bringen.

      »Das kann ich nicht annehmen«, sagte Helga. »Den ganzen Sonntag habe ich Ihnen verdorben.«

      »Ach was«, meinte Isabel gleichmütig. »Dabei lerne ich meine Volontärin gleich ein bißchen näher kennen.«

      Sabine errötete. Für sie war dies ein erhebender Tag trotz aller Aufregungen. Noch fester war sie jetzt entschlossen, Isabel nachzueifern.

      Sie ist nett, dachte Isabel, wirklich ganz reizend. Ein bißchen verspielt noch, aber doch realistisch.

      Helga sprach während der Fahrt kein einziges Wort. Sie war auch noch immer nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

      Peter saß am Krankenbett seines Vaters, als man Helga in das Zimmer führte. Er hatte nur ein paar Schrammen abbekommen, aber der Schock saß ihm noch immer in den Gliedern. Er war totenblaß, als seine Mutter eintrat. Er blieb aber an dem Bett sitzen und senkte den Kopf.

      »Papa war nicht schuld«, murmelte er. »Der andere war schuld.«

      »Warum hast du uns keine Nachricht gegeben, Peter?« fragte Helga tonlos, ihren Arm um den Jungen legend.

      »Du warst doch nicht zu Hause. Oma ist sowieso gegen Papa. Ich konnte ihn doch nicht allein lassen, Mutti. Zum ersten Mal konnte ich so gut mit ihm reden. Er hat eingesehen, was er falsch gemacht hat. Er hätte morgen eine Stellung antreten können, und das wollte er mir alles sagen. Es war nicht seine Schuld.«

      Immer wieder wiederholte er es. Hans Moll konnte sich nicht dazu äußern. Er war noch immer bewußtlos. Still lag er in dem Bett. Von seinem Gesicht war unter den dicken Verbänden kaum etwas zu erkennen.

      »Ich konnte ihn nicht allein lassen«, sagte Peter wieder. »Er ist doch unser Vater.« Und da kamen ihm die Tränen.

      Er ist der Vater meiner Kinder, ging es Helga durch den Sinn. Man kann es nicht wegreden. Er war mein Mann. Fast dreizehn Jahre war er mein Mann, und einmal haben wir uns versprochen in guten und in schlechten Zeiten zueinander zu stehen.

      »Da ist Papas Brieftasche, Mutti«, sagte Peter leise. »Es ist noch eine Menge Geld drin. Den Wagen hat er günstig bekommen. Nun ist er futsch, aber es ist doch wichtiger, daß Papa am Leben bleibt.«

      »Ja, mein Junge«, sagte Helga leise. »Wir werden ihn nicht im Stich lassen.«

      »Du solltest eine bessere Meinung von ihm bekommen, hat er gesagt. Jetzt wollte er es beweisen, und nun liegt er so hilflos da. Was machen wir jetzt nur?«

      Ja, was machen wir nun, dachte Helga. Ich kann Dr. Norden doch nicht Hals über Kopf im Stich lassen. Sabine kann sich allein helfen, aber Katrin ist auch noch da, und ob Mutter jetzt Verständnis für diese Situation hat und noch ein paar Tage bleiben würde? Ihre Gedanken überstürzten sich, aber wie man es auch drehte und wendete, sie fühlte sich in einer Zwickmühle gefangen.

      Die Entscheidung traf dann Felicitas für sie. Sie und Daniel hatten von Frau Schneider eben erfahren, was geschehen war, als das Telefon läutete und Helga vom Krankenhaus aus anrief.

      »Wollen Sie selber mit ihr sprechen?« fragte Frau Schneider und gab Dr. Norden den Telefonhörer.

      »Ich werde schon eine Aushilfe bekommen, Molly«, sagte Daniel. »Hetzen Sie sich nicht ab.«

      »Ich kann ja morgen für Frau Moll einspringen«, warf Felicitas ein.

      »Bleibst du hier, Omi?« fragte Katrin ängstlich.

      »Da wird mir wohl nicht anderes übrig bleiben«, sagte Frau Schneider. »Ich bin ja bloß froh, daß dem Buben weiter nichts passiert ist.«

      *

      »Nun bist du auch noch der rettende Engel, Fee«, sagte Daniel dankbar.

      »Du würdest ohne deine Molly wohl ganz schön rotieren«, meinte sie.

      »Wenn man so aufeinander eingespielt ist, wird es schwierig, sich umzustellen, aber wahrscheinlich werde ich mich nun doch nach einer anderen Hilfe umsehen müssen.«

      »Warte doch erst mal ab, bis sich der Schrecken gelegt hat. Für mich ist es ganz interessant, mal zu erleben, wie es in einer Sprechstunde zugeht.«

      »Hoffentlich geht es nicht zu sehr zu. Gerade der Montag ist meist ein turbulenter Tag.«

      »Du kannst mich ja schnell noch ein bißchen anlernen«, sagte sie lächelnd. »Oder hattest du heute noch was vor?«

      »Du liebe Güte, was hast du nur für eine Meinung von mir. Jetzt wird Lenchen erst mal schauen, wen ich da mitbringe.«

      Und wie Lenchen schaute! Ein Leuchten ging über ihr Gesicht, als sie Felicitas erkannte.

      »Ist schon lange her, daß ich die kleine Fee gesehen habe«, murmelte sie gerührt. Dann warf sie Daniel einen forschenden Blick zu, der ihn gewaltig in Verlegenheit brachte. Er konnte Lenchens Gedanken lesen und bemühte sich eilends, ihr eine Erklärung für Felicitas’ Anwesenheit zu geben.

      »Was Molly aber auch alles mitmachen muß«, sagte sie kopfschüttelnd, denn so schnell begriff sie die Zusammenhänge nicht und meinte, daß Fee nur deshalb gekommen sei, um Daniel in der Praxis zu helfen.

      »Wir brauchen ihr nicht alles auf einmal zu erklären«, raunte Daniel Fee zu. »Aber ist es nicht rührend, wie sie sich über dein Kommen freut?«

      »Es ist seltsam«, sagte Fee sinnend.

      »Was ist seltsam?« fragte Daniel. Fee errötete, aber dann raffte sie sich doch zu einer Begründung auf.

      »Daß du noch immer allein hier mit dem alten Lenchen lebst«, erklärte sie.

      »Hast du einen Harem erwartet?« fragte er amüsiert. Sie wich seinem Blick aus. »Das Penthouse ist zauberhaft«, lenkte sie schnell ab.

      »Für mich ist es vor allem praktisch, daß die Praxis im gleichen Haus liegt. Wenn ich mal verschlafe, kann ich schnell herausgeklingelt werden.«

      »Verschläfst du denn so oft?« fragte sie.

      Daniel lächelte hintergründig. »Wenn du es mir auch nicht zutraust, ich bin ein Frühaufsteher, ein absoluter Tagmensch.«


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