Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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umklammert.

      »Sie Schuft«, sagte er kalt. »Das wird Sie teuer zu stehen kommen!«

      Laurentis hatte doch sehr viel von seiner Überheblichkeit eingebüßt und das Mädchen heulte hysterisch und überhäufte ihn mit Vorwürfen.

      Er schrie sie an. Sie verstummte, um dann schleunigst wieder im Bad zu verschwinden.

      »Was wollen Sie eigentlich?«, fragte Laurentis nun. »Noch gehört die Wohnung mir. Ich habe sie Kerstin überlassen, aber nach allem, was vorgefallen ist, betrachte ich dieses großzügige Angebot als hinfällig. Sie können ihr das ausrichten, Herr Professor.« Dann kniff er die Augen zusammen und sagte drohend: »Verschwinden Sie!«

      Martin war die ganze Szene zu ekelhaft. Er war entschlossen, dieser schnellstens ein Ende zu bereiten. Er griff nach dem Telefon, doch mit einer heftigen Handbewegung schleuderte Laurentis dieses auf den Boden.

      »Wir werden uns in dieser Angelegenheit später wieder sprechen«, sagte Laurentis bebend vor Wut. »Über meinen Anwalt. Und im Übrigen würde ich Ihnen empfehlen, sich hübsch still zu verhalten, sofern Sie Frau Tors­tensen nicht in Schwierigkeiten bringen wollen.«

      Zu Martins Überraschung verließ er darauf eilends die Wohnung.

      »Tonio!«, schrie das Mädchen hinter ihm her.

      Martin maß sie mit einem verächtlichen Blick. »Ziehen Sie sich an und gehen Sie«, sagte er. Doch dann kam ihm plötzlich der Gedanke, dass Tonio Laurentis so schnell das Feld geräumt haben könnte, um eine neue Teufelei auszuhecken.

      Er beachtete das Mädchen nicht weiter, ging schnell durch die Räume, in denen eine ziemliche Unordnung herrschte, suchte Kerstins Aktenkoffer an der Stelle, die sie ihm aufgeschrieben hatte und fand ihn zu seiner Erleichterung auch.

      Dann raffte er noch ein paar Sachen zusammen, sich dabei aber nicht an Kerstins Merkzettel haltend.

      Das Mädchen hatte es wohl auch eilig gehabt, sich anzukleiden. Mit hochrotem Kopf raste sie an ihm vorbei aus der Tür, als er wieder in die Diele trat.

      Er hielt sie fest. »Möchten Sie mir nicht wenigstens Ihren Namen nennen?«, fragte er ironisch.

      »Das könnte Ihnen so passen. Aber gegen Tonio kommen Sie nicht an«, stieß sie hervor, und dann ließ er sie gehen. Was sollte es auch. Er wollte jetzt schnellstens zu Kerstin. Wieder trieb ihn eine innere Stimme dazu.

      Als er in die Klinik kam, wurde er von Dr. Schilling mit besorgter Miene empfangen.

      »Frau Torstensen geht es schlechter, Chef«, sagte er.

      »War jemand bei ihr?«, fragte Martin erregt.

      »Nein. Von ihrem Büro ist angerufen worden und da …«

      »Warum wurde das Gespräch durchgestellt?«, fiel ihm Martin ins Wort.

      »Ich weiß nicht. Hatten Sie auch angeordnet, dass das unterlassen werden soll?«

      Die letzten Worte hörte Martin schon nicht mehr. Im Laufschritt eilte er auf Kerstins Zimmer zu. Bleich lag sie im Bett.

      Als er ihre Hand ergriff, richtete sie einen kummervollen Blick auf ihn, der ihn erschütterte.

      »Dass du überhaupt noch zu mir kommst«, flüsterte sie.

      »Hat Laurentis dich angerufen, Kers­tin?«, fragte er atemlos.

      Sie nickte, dann drehte sie den Kopf zur Wand. »Er hat gesagt, dass er dich mit einem Mädchen in der Wohnung angetroffen hätte.«

      »Und du hast es geglaubt?«, fragte Martin bestürzt.

      »Kein Wort, aber was hat er dir gesagt? Dass er Rechte an der Wohnung und auch an mir hat?«

      Er beugte sich zu ihr herab. »Logisch denken kannst du wenigstens noch«, sagte er erleichtert. »Liebes, es ist zu hässlich, dass wir darüber auch noch sprechen. Wir überlassen das alles meinem Anwalt. Ich habe deinen Aktenkoffer geschnappt und ein paar Sachen und bin sofort hergefahren. Ahnte ich es doch, dass er etwas ausheckt.«

      »Du hast den Aktenkoffer?«, fragte Kerstin erregt. »Gott sei Dank. Ich dachte schon, er hätte ihn auch an sich genommen. Ist er noch verschlossen?«

      »Alles in Ordnung. Reg dich doch nicht so auf, dann musst du noch länger liegen.« Er legte den Arm um sie und presste seine Lippen an ihre Stirn. »Ich liebe dich, Kerstin, und daran wird niemand etwas ändern. Hast du deine privaten Papiere auch in diesem Aktenkoffer?«

      Sie nickte wieder. Und da bedeckte er ihr Gesicht mit zärtlichen Küssen.

      »Dann gib sie mir, damit ich gleich das Aufgebot bestellen kann. Und wir werden doch mal sehen, was Herr Laurentis gegen meine Frau unternehmen kann.«

      »Erzähle mir erst, was wirklich in der Wohnung vorgefallen ist«, bat sie.

      »Später einmal.«

      »Nein, ich will es wissen. Ich muss es jetzt wissen.«

      »Es ist schmutzig, Kerstin. Als Arzt muss ich darauf bedacht sein, meiner Patientin jede vermeidbare Aufregung zu ersparen.«

      »Dann sieh jetzt bitte nicht deine Patientin in mir, sondern deine zukünftige Frau, wenn du immer noch nicht abgeschreckt bist.«

      »Meinst du, dieser Pseudokavalier könnte mich abschrecken?«

      »Ich habe ihn einmal bewundert, Martin. Ich hielt ihn für ein Genie.«

      »Auch Genies sollen manchmal menschliche Schwächen haben.«

      »Du sollst mich nicht ablenken. Ich will wissen, was in der Wohnung passiert ist«, drängte sie.

      *

      Sie hatte, wohl dosiert, alles erfahren und es war das Tüpfelchen auf dem »i« gewesen. Martin hatte seinen Anwalt eingeschaltet. Laurentis war mit seinem gekommen. Doch geschlossen standen alle Mitarbeiter hinter Kers­tin. Man konnte wohl sagen, dass sich der berühmte Architekt Laurentis ins eigene Fleisch geschnitten hatte. Eines Tages konnte man in der Zeitung lesen, dass Tonio Laurentis sich in die Schweiz zurückgezogen hatte.

      An diesem Tage konnte Kerstin die Klinik verlassen. Nun war es schon kein Geheimnis mehr, dass sie Professor Albrechts Frau werden würde. Selbst Oberschwester Erika hatte sich damit abgefunden. Schwester Ruth war ganz still geworden. Für sie war es ein herber Schlag, dass Dr. Schilling sich mit Schwester Petra verlobt hatte.

      Noch viel mehr war in den drei Wochen, die bis zu diesem Tag noch vergangen waren, passiert. Stefan hatte die Nordens und Lenchen ein paarmal besucht, immer in Begleitung von Fanny Bürkel, die er schlicht Fanny nannte und die auch im Haushalt des Professors bleiben wollte, wenn die junge Frau Albrecht dort Einzug hielt.

      Fanny Bürkel brauchte ihren Lebensabend nicht einsam zu verbringen. Sie war zu einem Omi-Ersatz für Stefan geworden, der sich als glücklichstes Kind der Welt fühlte.

      Hella war im Sanatorium gestorben, ohne aus dem Koma zurückgeholt werden zu können. Ein verpfuschtes Leben hatte ein undramatisches Ende gefunden.

      Bei der Nachricht hatte Stefan nachdenklich gefragt: »Warum hat sie uns nicht gesagt, dass sie so krank ist, Papi? Sie hätte doch früher schon ins Sanatorium gehen können.«

      Dass er sie nicht vermisste, konnte man ihm nicht verdenken. Für Martin blieb die deprimierende Erkenntnis zurück, Jahre mit einem Menschen unter einem Dach gelebt zu haben, ohne ihn richtig gekannt zu haben. Aber Hella hatte ja nicht durchschaut werden wollen und die Täuschung war ihr gelungen, bis sie in sich selbst zerbrach.

      Für Dr. Norden und seine Frau Fee waren solche Fälle nicht ungewöhnlich. Ein Arzt für Allgemeinmedizin wurde öfter damit konfrontiert als ein Unfallchirurg. Und wie sehr man einen Menschen verkennen konnte, bewies die Ehe der Hankes.

      Daniel hatte Herrn Hanke ins Gebet genommen, er hatte auch den kleinen Christian besucht und ihm ganz diplomatisch klargemacht, wie schlimm es einem ergehen konnte, wenn man Schmerzen vortäuschte, die gar nicht vorhanden waren. Nun war er schon mit


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