Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Weh mir! denk' ich daran, bricht's Mutterherz

       Zusammen schier, »Dornröslein« heißt der Fluch! –

       Sconea, milde Fee, die du in erster Stunde

       Dem Kinde Huld und Schutz hast angelobt,

       Vermocht ich's, dich mit Mutterstimm' zu rufen

       Und Mutterschmerz dir an das Herz zu legen!

      (Es ertönt liebliche Musik.)

      Sconea. (in ros'gem Schimmer erscheinend.)

      Die Fee Sconea hört, ruft Mutterliebe!

       Dein Rösleln schütz' ich, wie ich es verheißen.

       Doch jeder Fee'nspruch muß sich erfüllen, Denn in ihm liegt der mächt'gen Weihe Kraft; Gut oder bös – es ist des Zaubers Recht. D'rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen. Der auf dem Haupte deines Kindes ruht: Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen – Mein Segen aber bringt einst Morgenroth. Der Blume Kelch, in myst'scher Ruh geschlossen, (Ein Bild des Schlummers) wird sich Einmal öffnen, Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entsteigen Gleich einem Minnelied zur Maienzeit. Getrost sei denn, gedenke meiner Worte: Des Zaubers Fluch wird sich in Segen wandeln!

      Verschwindet.)

      Hermeline.

      Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel,

       Mir milden Thau auf meine Wunde träufelst.

       Ich will vertrau'n dir; muthig seh' entgegen

       Ich dem Geschick, das unvermeidlich ist.

      Röslein (erwacht.)

      Wo bin ich? Mutter, welch' ein schöner Traum

       Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein,

       Das einsam still in einem Garten stand;

       Ein böser Sturm erhob sich, mich zu brechen,

       Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel.

      Hermeline.

      Fürwahr, mein Kind, du sah'st ein herrlich Bild;

       Doch laß' den Schlummer jetzt und seine Spiele.

       Wir geh'n zurück, es steht schon hoch die Sonne.

      Röslein.

      Sag, Mutter, was ist Leben, was ist Traum?

       Zerschäumt das Leben nicht in luft'gen Träumen,

       Und wird der Traum nicht einst der Wahrheit Leben?

      Hermeline. Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind.

      (Beide ab.)

      (Wiltrud und Scohlint fahren durch die Luft von zwei Seiten herab.)

      Scohlint. Wiltrud!

      Wiltrud. Scohlint!

      Scohlint. Nun muß es sich erfüllen!

      Wiltrud.

      Die Zeit ist um! Wie aber wird's geschehen,

       Die Spindel ist im ganzen Land verpönt?

      Scohlint.

      Ei, blinde Hexe daß du's noch nicht weißt!

       Die taube Alte, die im Königsschloß,

       Vergessen schier, im grauen Erker wohnt

       Und unbeachtet an der Spindel sitzt – –

      Wiltrud.

      Bei Satans Dreifuß – daran dacht' ich nicht.

       Wie aber lenken Röslein wir zu ihr?

      Scohlint.

      Oft steigt das Mägdlein heimlich auf die Zinnen

       Der Königsburg, um still hinauszuschau'n

       Mit träumerischem Blick ins weite Land.

       Ihr Auge wandert mit den Silberflüssen,

       Versenkt mit ihnen sich in tiefe Seen

       Und hanget gern am Tiefblau ferner Berge.

       Ein Stufengang führt sie vorbei am Pförtlein

       Des Erkers, wo die alte Spinn'rin schnurrt.

      Wiltrud.

      Und wahr muß werden, was wir angedroht;

       Der Giftqualm rauscht' es aus dem Hexenkessel,

       Der Zauberspiegel zeigt es uns im Bild.

      Scohlint.

      Darum Geduld, Geduld! Es kann nicht fehlen;

       Ein Mal lockt sie der Spindel Schnurren doch

       Und in die Falle geht sie!

      Wiltrud.

      Laß' uns bleiben

       Dem Orte nah, am Sieg uns zu erfreu'n,

       Der sicher ist.

      Scohlint. Der Augenblick ist da.

      (Beide verschwinden.)

      Gemach im Schlosse des Königs. Honig Purpur. Der Herold.

      Herold.

      Vollzogen ist, was du befahlst, ich meld es:

       Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward,

       Füllt bald darauf der Marktplatz sich mit Weibern

       Und Mägdlein jeden Standes, haufenweise

       Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen

       Des Reiches schleppen Boten schwerbeladen

       Das Frau'ngeräth, das dein Geheiß verpönt.

       Allüberallher folgt man dem Befehle;

       Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung.

       Wie manch Gespinnst ward schleunig abgebrochen,

       Wie mancher Faden ward entzwei gerissen;

       Ungern zwar mocht's gescheh'n, doch es geschah;

       Wer wollte widersetzen sich der Drohung

       Des Königs, die sein Herold hat verkündigt?

      Purpur.

      So kann beruhigt ich sein; denn wenn im Lande

       Nicht Eine Spindel mehr, wie wär es möglich.

       Daß Röslein sich an einer Spindel stäche?

       Bei aller Milde ist oft Strenge nöthig,

       Wenn sich's um Dinge handelt, die gefährlich.

       Du weißt's: des Volkes Wohl liegt mir am Herzen,

       Doch auch der Dynastie bin ich verpflichtet,

       Die seit Jahrhunderten dieß Reich beherrscht.

       Spinnt nicht das Weibervolk, so bleibt noch Andres

       Genug zu thun im Haus und in der Küche,

       Und 's ist kein Grund vorhanden zur Beschwerde.

      Herold.

      So denk auch ich, mein König; 's ist kein Zweifel,

       Daß Ihr in eu'rem Rechte seid, und sollte

       Es Einer wagen, etwa


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