Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Bravo, bravo! Ihr Humor gefällt mir. Waren Sie vielleicht schon Schauspieler?

      Christoph. Ei bewahre! Unter das Comödiantenvolk mischt sich ein Mann wie ich nicht. Ich habe bisher nur auf der großen Weltbühne mitagirt, mitgelitten, mitgehungert, mitgedurstet und mit meinem Herrn Stoff gesucht, möglichst viel Stoff!

      Lautenklang. Verzeih'n Euer Majestät diesem ungeschliffenen Burschen.

      Christoph. O, ich bin ein ungeschliffener Diamant, welcher Witz bei einer Gelegenheit in einem Gedichte meines Herrn vorkömmt. Hört nur:

      (pathetisch deklamirend.)

      Dort in Brasilien ein Diamant

       Liegt unbeachtet in dem Sand,

       Den noch kein menschlich Wesen fand

       Gleich der Corall' am Meeresstrand.

      – da hab'n wirs schon –

      Dort leuchtet hell ein Diamant

       An meines Mädchens Busenband,

       Und die Coralle am Gewand,

       Die beide schliff des Menschen Hand.

      – Jetzt kommt's eigentlich –

      So ist Natur denn wohl verkannt,

       Der Werth nur an den Schliff gebannt?

       Dort in Brasilien ein Diamant

       Und die Corall am Meeresrand!

      Habt Ihr den Witz verstanden? – Ja, ich bin auch ein verkanntes Genie, wie der ungeschliffene Diamant in Brasilien!

      Lautenklang. Ich bitte Euer Majestät das ungeeignete Benehmen dieses Hanswursten nicht zu beachten; sollten jedoch Allerhöchstdieselben eines Hofpoeten bedürfen, so wage ich es, meine Dienste anzubieten.

      Purpur. Ich bin gar nicht abgeneigt, Ihrem Gesuche Gehör zu geben, um so mehr da der Meistersänger, den ich an meinem Hofe hatte, an Mittelaltersschwäche gestorben ist; auch waren seine Leistungen nicht mehr zeitgemäß, weßhalb ich ihn längst pensionirt hatte.

      Lautenklang. Unendlich glücklich wäre ich, könnten meine geringen Kräfte Eurer Majestät dienlich sein. Meine Ansprüche sind in jeder Beziehung höchst bescheiden.

      Christoph. Ei, der lügt! – Still, still! Je mehr wir kriegen, desto besser!

      Purpur. Gut denn, es sei! Von heut an sind Sie in meinen Diensten. Sie sollen mit Ihrer Stellung zufrieden sein. Und ihr Diener kann auch bleiben. Ich ernenne ihn zum Hofnarren extra statum.

      Christoph. Extra statum oder extra status, das heißt eine Extrastatur, wohlgenährt und überhaupt gut gehalten!

      Purpur. Auch Er wird zufrieden sein. Doch verbitte ich mir alle plumpen Spässe, denn ich dulde nur den feinen Humor.

      Christoph. Einen feinen Rumor hab' ich noch nicht gehört. Wenn's einmal wo einen Rumor gibt, da muß es schnallen und krachen.

      Purpur (zu Lautenklang.) Kommen Sie, Lautenklang! Ich will Sie der Königin vorstellen. Sie können gleich Ihr Talent in Anwendung bringen und ein Gedicht auf die Geburt meiner Tochter Prinzessin Röslein schreiben.

      Lautenklang. Herrlicher Stoff zu einem graziösen Schlummer- oder Wiegenliede!

      (Purpur und Lautenklang ab.)

      Christoph. »Sein oder nicht sein – das ist die Frage.« Wo wird hier zu Land ein gutes Wirthshaus sein oder nicht sein, in welchem man von dem anstrengenden Hofleben einigermassen bisweilen stillvergnügt ausruhen kann?

      Trinken, »schlafen und nichts weiter?! denn wer zu viel getrunken hat, schlaft gern. Also ist's trinken schlafen. Daß aber »ein Schlaf« das Herzweh und »die tausend Stöße endigt, dieß ist ein Ziel auf's Innigste zu wünschen!« – »Schlafen, vielleicht auch träumen?« Neulich träumte mir, ich hätte Prügel bekommen. »Stolze Mißhandlungen!« Ich erwachte und »stöhnte und schwitzte unter Lebensmüh!« Ha, Schicksal! »das unentdeckte Land – nemlich das Wirthshaus – von deß Bezirk kein Wanderer wiederkehrt« ohne daß er seine Zeche hätte bezahlen müssen – dieß Land oder dieß Haus vielmehr sei der Zweck meiner »Unternehmungen voll Mark und Nachdruck!« (Ab.)

      Königin Hermeline, ihr Kind Prinzessin Röslein auf den Armen tragend.

      Hermeline.

      O herzig Kleinod laß dich an mich drücken

       So inniglich! bist ja ein Theil von mir,

       Das beßte wohl aus meinem eignen Ich,

       Ja selbst mein »Ich,« gleichwie der Blume Duft,

       Der aus dem Kelch sich hebt so würzig rein,

       Zu ihr gehört. Denn wär' die Rose Rose,

       Haucht' nicht ihr rother Mund so süßen Ruch?

       Wär' Lilie Lilie, stünd sie duftlos da?

       So bist du mein und ich bin wieder dein:

       Ein Leben und Ein Sinn, schier unzertrennlich!

       Und doch, wie bang ist mir, blick ich dich an

       Und schaust du auf zu mir mit deinen Sternlein,

       Die aus dem Himmel mein so lieblich leuchten.

       Ein dunkler Schleier liegt auf dir, ich seh's;

       Ich möchte weg ihn küssen, doch er bleibt,

       Umhüllt die Zukunft mir in trüben Nebel.

       Ich fühl' es! Drohend sah ich jene Frau'n

       Vor mir steh'n oft in dunkler Nächte Traum!

      (König Purpur mit Lautenklang eintretend.)

      Purpur. Ich suchte dich, o Königin.

      Hermeline. Hier bin ich!

      Purpur.

      Und hier ein Gast, der Hausgenosse worden:

       Der Dichter Lautenklang, mein Hofpoet,

       Mög' er der Königin willkommen sein.

      Hermeline.

      Ist nicht die Poesie des Lebens Schönstes?

       Sie windet Blumen in den dunklen Kranz,

       Der ernst sich oft um unsre Stirne wölbt;

       Ist sie nicht auch der Regenbogenschimmer,

       Der düstre Lebenswolken überspannt?

      Lautenklang.

      Ihr zeichnet sinnig, edle Königin,

       In schönen Bildern, was ich tief empfinde.

       Fürwahr, ich tret in's Reich der Poesie;

       Der Dichter hat die Heimath hier gefunden,

       Die er vergebens sich so lang gesucht;

       Die Welt ist öd' und kalt sind alle Herzen,

       Verschlossen höh'rem Sinn nach Irdischem trachtend.

      Purpur.

      Vortrefflich! – Ja die Kön'gin war geneigt

       Der Poesie und ihren Jüngern stets.

      Lautenklang.

      Gestattet, daß der Königin ich bringe

      


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