Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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da muß ich mich erst b'sinnen – – – –

      Polizeicommssär. Nun, wi-wi-wirds bald?

      Casperl. Ich bin Budlbienter beim Herrn Maler Schmierpinsel und privilegirter Farbenreiber.

      Polizeicommssär. Gut! – Gebo-bo-bo-boren?

      Casperl. Allerdings, sonst war ich nicht auf der Welt.

      Polizeicommssär. Ich frage wo-wo-wo-wo-und wa-wa-wa-wann?

      Casperl. Halten's, daß Ihnen's Radl nit laufend wird! Ich bin ein sogenanntes Findelkind; meinen Vater hab ich net gekannt und meine Mutter hab' ich nit g'sehn. Der Ort meiner Geburt liegt zwischen St. Niklas und Nimmermannstag, grad eine Viertelstund hinter dem ersten April.

      Polizeicommissär. Ma-ma-ma-man verbittet sich alle Spasse vor Gege-ge-gerichtspersonen.

      Casperl. Ich mach aber kein G'spaß.

      Polizeicommissär. Wie-wie-wie-wie verhält sich der Vorfall mit der Dame, die sich bei Ihnen hat ma-ma-ma-malen wollen la-lassen?

      Casperl. Die G'schicht war so: da hab ich einen Pinsel genommen, (er nimmt einen großen Pinsel) und hab'n in eine Farb eintaucht (tunkt den Pinsel in Farben) und hab die Madam abgemalt, wie jetzt den Herrn Po-po-po-polizeico-co-co-commissär.

      (Schmiert dem Polizeicommissär das Gesicht voll Farbe.)

      Polizeicommissär. No-no-no-no, wa-wa-wa-was ist denn da-da-da-das – –?

      Casperl (immer schmierend.) Jetzt machen S', daß hinauskommen, miserabler Protokollist, sonst schütt ich Ihnen auch noch den Terpentin über'n Kopf!

      (Balgerei, der Polizeicommissär entflieht.)

      (singt)

      Trallirala, trallirala,

       Zu was wär'n denn die Farben da? Jetzt bin ich schnell ein Maler wor'n,

       Hab g'malt den Kerl bis über d'Ohren!

       Ich geb das Farbenreiben auf,

       Pallett und Pinsel mir gleich kauf!

      (zum Publikum)

      Und woll'n Sie schön bemalet sein,

       So kommen's nur zu mir herein!

      Der Vorhang fällt.

      Dornröslein.

      Romantisch-humoristisches Märchen in drei Aufzügen.

      Personen

      König Purpur. Königin Hermeline, dessen Gemahlin. Prinzessin Röslein, ihre Tochter. Minnamunt, ein Königssohn. Lautenklang, Dichter. Christoph, dessen Diener. Die gute Fee, Sconea. Wiltrud, Scohlint, böse Fee'n. Eine alte Frau. Ein Herold. Der Riese Schlafdorn.

      I. Aufzug.

      Romantischer Wald.

      Lautenklang mit einem Lorbeerkranz geschmückt tritt ein, Christoph folgt ihm.

      Lautenklang. Sei mir gegrüßt, o Wald romant'scher Dichtung, Wo mystisch Dunkel oder helle Lichtung Dem Eingeweihten je nach Stimmung winkt! Gegrüßt seid Tannengrün und schlanke Buchen, Bei euch will ich die inn're Ruhe suchen, Wenn müd' gehetzt der Leib auf's Moos hinsinkt. Umarmt mich, schlingt um mich die üpp'gen Zweige, Wenn ich mein Haupt ermattet auf euch neige; Versenken will ich mich in's tiefe Grün; Zur stillen Klause soll der Wald mir werden, Daß ich vergessen kann die irdischen Beschwerden, Vergessen all' den Tand mit seinen Müh'n.

      Christoph. Auch recht, nun sind wir einmal wieder im beliebten grünen Wald – immerhin eine Abwechslung mit dem Stubenhocken! Allein ob da heraußen oder ob dort drinnen, überall sperren wir das Maul auf. Ihr, mein theurer Herr, um Lieder zu singen, ich meinerseits um, in Ermanglung von etwas Anderem, Mücken zu schnappen. Vielleicht fallen mir hier doch ein paar reife, lebensmüde Haselnüsse in den Rachen, die einigermaßen meinen ausgehungerten Verdauungs- Werkzeugen Beschäftigung geben. Was hab ich an Euern schönen Poesien? Das sind nur Luftbilder und Träume, von welchen kein mit Vernunft begabtes zweibeiniges Thier satt wird!

      Lautenklang.

      Weh mir! unsäglich ist mein inn'res Leiden,

       Vergebens such' ich längst nach einem Stoff,

       Nach einem Stoff, der sich zum Drama eignet;

       Bisher schuf ich nur immer Lyrisches:

       Sechs Bände liegen auf in allen Laden,

       Doch hat der Lesekreis längst g'nug daran;

       Dramatisches verlangt von mir die Welt,

       Und bring' nicht bald ein Stück ich für die Bühne,

       So ist's gescheh'n um meinen alten Ruhm.

       Schon will der Kranz auf meinem Haupte welken,

       Ein Blatt um's andere wird dürr und bleich,

       Und endlich steh' ich da mit kahlem Scheitel –

       Wohl selber gar vergessen und vergriffen!

      Christoph. Das war einmal ein vernünftig Wort! Der Stoff, ja der Stoff! der ist und bleibt die Hauptsache. Allein unsere Ansichten darüber sind sehr verschieden. Mit Euerm Stoff locke ich keinen hungrigen Hund unter dem Ofen heraus; aber mein Stoffbegriff ist praktisch. Stoff, wie ihn unser lieber Herrgott geschaffen hat; Stoff der zur Erhaltung der Menschheit da ist: Eßbares, Trinkbares und dergleichen. Ich will Euch Euern Stoff lassen, laßt Ihr mir den Meinen, oder gebt mir vielmehr Solchen. Aber Euch scheint der Stoff in jedweder Beziehung ausgegangen zu sein; denn wir hungern alle zwei, so daß wir nächstens zum Urstoff zurückkehren und Speise der Würmer werden, wenn es nicht bald anders kömmt. Ich halt's nicht mehr aus; ich werd' so dünn wie ein Blatt Papier; dann könnt Ihr wirklich auf mich selbst einen Reim schreiben.

      Lautenklang (in sich versunken)

      Wohin, wohin soll ich das Dichterauge wenden?

       Historisches ist ziemlich abgethan;

       Verlassen ist auch der romant'sche Boden,

       Man liebt die Märchen nimmer und dergleichen;

       Hat Classisches sich nicht auch überlebt,

      Seit Göthe seine Iphigenia schrieb?

       Der Dichter soll nach Realistik greifen

       Und auf culturhistor'schem Felde schweifen.

       Woher dieß nehmen, da die Phantasie,

       Gewohnt in duftigen Räumen auszuschweben,

       Nicht gern den Pegasus zur Erde senkt

       Und lieber ihn durch lichte Höhen lenkt?

       Ihr Musen und ihr Nymphen dieses Haines,

       Die ihr im Abendgolde über Wiesen schwebt,

       Helft, wenn ihr je den euern mich genannt,

       Wenn ihr mich je als Dichter habt erkannt! (Ab)

      Christoph. Da geht er wieder! Wenn es aber so fort geht, so geht mir die Geduld aus, und ich werde aus dem Dienst gehen. War er mir nicht den Lohn seit zwei Jahren schuldig, so wäre ich schon längst wieder mein eigener Herr und könnte mich auf mich selbst verlassen; allein besagter Umstand


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