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War es nothwendig? Hätte er nur den Schlüssel bei sich behalten! – es ist und bleibt eine grausame Männerlaune! Ich wag's und habe ein Recht dazu. (Sperrt auf und tritt hinein; nach kurzer Pause furchtbarer Schrei und sie stürzt verzweifelt heraus.)

      Herr im Himmel! ich bin verloren! – Weh mir! weh mir! (sinkt zusammen) – – – Wie ist mir? War's ein Traum? Was hab' ich gesehen? Es ist fürchterlich! die Leichen meiner Vorgängerinnen an der Wand hangen! zu ihren Füssen ihre Köpfe! Alles voll Blut! Schauerlich! Schauerlich!

      (Pferdegetrappel im Hof unten.)

      Ach! Blaubart kömmt! Was fang' ich an? – – zusperren, zusperren! – Wenn er mich in diesem Zustande findet! wo ist der Schlüssel? wo? wo? – Ich hab' ihn fallen lassen. Schnell, schnell, daß ich wieder zuschliesse! –

      (Stürzt hinein und wieder heraus, den Schlüssel in der Hand)

      Da ist er – aber blutbefleckt! Rasch die Thüre zu! (stürzt ab, man hört Tritte) Er kömmt! weh mir! ich muß Fassung gewinnen. (Eilt hinaus.)

      (Blaubart tritt stürmisch ein.)

      Blaubart. Heda! wo ist mein Weib! Bertha, Bertha! – Warum ist sie nicht hier? – – Will doch sehen, ob auch sie mich getäuscht hat. Du sanftes Täubchen nicht wahr mein Geschäft war bald abgemacht; vielleicht zu früh für dich? (ruft) Bertha, liebes Weibchen, komm doch in die Arme deines Gemahls.

      Bertha (tritt befangen ein) Ei, schon zurück, lieber Blaubart?

      Blaubart (mit Verstellung.) Ja, liebes Weibchen! Als ich ein paar Stunden geritten war, kam mir ein Bote entgegen, der mir die Kunde brachte, daß das Geschäft abgemacht sei und daß man meiner Gegenwart nicht mehr bedürfe. Da bin ich denn heimgejagt, um baldigst bei dir zu sein.

      Bertha. O, wie freut es mich, daß du wieder da bist!

      Blaubart. So, so? Aber du bist so sonderbar. Bist du vielleicht nicht ganz wohl? du siehst blaß aus, als wärst du krank.

      Bertha. O nein, ich bin ganz wohl und es fehlt mir gar Nichts, lieber Mann.

      Blaubart. Du zitterst am ganzen Leibe. Hast du Fieber?

      Bertha. Nein, es ist die freudige Ueberraschung, die mich bewegt, dich so bald wieder zu sehen.

      Blaubart. Eine curiose Art, sich zu freuen. (Im gebieterischen Tone) Gib mir die Schlüssel zurück.

      Bertha (zitternd). Hier sind sie.

      Blaubart. Es sind nicht alle.

      Bertha. Ich wüßte nicht, daß Einer fehlte.

      Blaubart. Wo ist der goldene, der dieß Gemach aufsperrt.

      Bertha. Er muß dabei sein.

      Blaubart (immer zorniger.) Er ist nicht dabei. Her damit!

      Bertha (stotternd) Ei, ja, ich hatte ihn bei Seite gelegt, weil du befahlst – – – hier, da – –

      Blaubart. Was stotterst du (nimmt den Schlüssel) Wie? Ein Flecken darauf?

      Bertha. Ein Flecken? ich wüßte nicht wie?

      Blaubart (wüthend.) Ha, Schlange! ich weiß es! du warst ungehorsam, du warst neugierig, du hast das Gemach betreten, hast das Schicksal derjenigen gesehen, welchen du nun folgen sollst. Weh dir, Treulose! die Strafe, ist verhängt. Morgen wirst du sterben!

      (Bertha sinkt mit einem Schrei um.)

      Der Vorhang fällt.

      III. Aufzug.

      Halle wie im vorigen Aufzuge.

      Casperl (um seine Mütze eine große Trauerschleife.) Jetzt heißts den Kopf hängen! Arme Bertha! Unglückliche gnädige Frau! Nein, daß ich in einem solchen Trauerspiel mitspielen müßt', das hätt' ich niemals geglaubt! – Ich lauf davon! das heißt: ich thät's, wenn ich könnt, aber der Kerl laßt mich nit fort; eher schlagt er auch mich noch todt, wie er's jetzt seiner Frau angekündigt hat. Sein großes Ritterschwert hab' ich ihm schon schleifen müßen heut. Das gibt eine furchtbare G'schicht! Wenn die nicht vor's nächste Schwurgericht kommt, so ist keine Gerechtigkeit mehr auf Erden! – Auweh! da kommt sie ja ganz erbärmlich! (weint) Ich glaub's gern. Ich geh, das halt ich nicht aus. (ab.)

      Bertha. Anna.

      (Erste in Trauerkleidern und mit fliegendem Haare, auf den Arm ihrer Schwester gestützt.)

      Anna. Arme Schwester! setz dich hier, du kannst ja kaum weiter.

      Bertha. Den Tod vor mir! Furchtbares Schicksal! Solch' eine grausame Strafe für ein kleines Vergehen!

      Anna. Siehst du nun, wohin dich deine romantische Entführungs-Geschichte gebracht hat?

      Bertha. O schweige! In diesem Augenblicke –

      Anna. Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schwester! Mein Brief an Hugo von Hohenfels ist jetzt in dessen Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier sein.

      Bertha. Gebe es Gott! – Wenn nicht, so muß ich sterben.

      Anna. Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als deine letzte bestimmt hat, werde ich mich auf jenen Söller begeben, um die Strasse zu beobachten, auf welcher Hugo mit seinen Reisigen hieherreitet. Vielleicht wird es dir möglich, dir von deinem grausamen Gatten Aufschub zu erflehen, bis die Retter da sind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein Leid zu thun.

      Bertha. Blaubart wird aber alle Zugbrücken aufziehen und alle Thore schliessen lassen. Niemand wird in Burg eindringen können.

      Anna. Der gute Casperl hat mir versprochen, das kleine Pförtlein aufzuschliessen, zu welchem eine geheime Hintertreppe führt. Da herein wird Hugo hieher gelangen.

      Bertha. Gebe es der gütige Himmel.

      (Man hört Schritte.)

      Weh mir! Blaubart: – Entferne dich schnell und verbirg dich auf dem Söller.

      Anna (umarmt sie.) Leb wohl! theuere Schwester!

      Bertha. Leb wohl! theuere Schwester!

      (Anna ab.)

      (Blaubart tritt heftig ein.)

      Blaubart. Noch eine halbe Stunde – – zur Ewigkeit!

      Bertha. (gefaßt.) Ich weiß es.

      Blaubart. Wenn du willst, kannst du jetzt noch in die Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzubereiten.

      Bertha (stürzt ihm zu Füssen.) Wenn du ein menschlich Herz hast, so erbarme dich mein! Ist denn mein Verbrechen so groß, daß es wirklich mit dem Tode bestraft werden muß? Ein Augenblick weiblicher Schwäche!

      Blaubart. Es bleibt dabei. Neugierig warst du, ungehorsam warst du – und dieß schon am ersten Tage unseres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zweiten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten? Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe beschlossen hat. Gerade so wie du, haben es deine Vorgängerinen gemacht. Keine – wie du – hat die Prüfung bestanden. Deßhalb mußten Alle, Alle durch mein Schwert


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