Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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      Bertha. Erbarmen, Erbarmen! Ich will dir in der Zukunft beweisen, daß ich deine Befehle zu achten weiß. Schone meiner!

      Blaubart. Nichts da! Was nützen mich Versprechungen für die Zukunft? Leere Seifenblasen sind es. Ich halte mich an das, was geschehen ist. Hättest du es zuvor bedacht und darnach gehandelt. Es ist zu spät. Blaubart sagt es: es bleibt dabei! Fort in die Kapelle; wenn die Glocke ertönt, so komm wieder hieher. Es ist das Zeichen zum Vollzuge der Strafe. Hörst du?

      Bertha. Ich höre. Gott stärke mich! (ab.)

      Blaubart. (Ruft) Caspar! Caspar! Wo steckt der Bursch?

      Casperl (tritt ein.) Da bin ich, g'strenger Ritter.

      Blaubart. Sind meine Befehle vollzogen?

      Casperl. Ja, Alles ist verlogen.

      Blaubart. Die Brücke aufgezogen?

      Casperl. Die Stücke aufgebogen.

      Blaubart. Die Thore gesperrt.

      Casperl. Die Ohren aufgesperrt.

      Blaubart. Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wieder zu öffnen befehle! Auf den östlichen Thurm soll die schwarze Fahne aufgepflanzt werden.

      Casperl. Auf'm Thurm kann man ja nix pflanzen, die Rahnen muß man im Garten pflanzen.

      Blaubart. Jetzt geh! der Castellan soll läuten! (Casperl ab.) Ha! ich dürste nach Blut! Nun soll mein Kunstcabinet wieder um eine Figur vermehrt werden. Sechs hängen schon oben; jetzt kömmt die siebente dazu. Soll's etwa gar ein Dutzend abgeben nach und nach?

      (Die Thurmglocke erschallt.)

      Das Zeichen! (ruft) Mein Schwert! (ab.)

      Bertha tritt ein. Anna zeigt sich im Hintergründe auf dem Söller.

      Bertha. Anna, theure Anna! siehst du nichts?

      Anna (ruft herunter.) Nichts, Nichts, Schwester, seh' ich als den Staub der Sonnenstrahlen und das Gras an der Heerstraße vom Wind bewegt!

      Bertha. Weh mir! – ich bin verloren!

      Blaubart (ein großes Schwert in der Hand tritt ein.) Dein Richter naht! Fasse dich!

      Bertha. Nur einen Augenblick noch, ich beschwöre dich!

      Blaubart. Noch fünf Minuten, dann ist die Zeit um.

      Bertha. Anna, Schwester! siehst du noch Nichts?

      Blaubart. Was soll deine Schwester sehen?

      Anna. Nichts, Nichts, Schwester, sehe ich, als den Staub, den eine Heerde Schafe aufwühlt!

      Bertha. Weh mir! ich bin verloren!

      Blaubart. Es ist der letzte Augenblick. Nur noch zwei Minuten.

      Bertha. Anna, liebe Anna! siehst du noch Nichts?

      Blaubart. Was, in drei Guckucks Namen – was soll deine Schwester sehen?

      Anna. Ich sehe, ich sehe – gütiger Himmel er ist's!

      Bertha. Hülfe! Rettung! (fällt in Ohnmacht.)

      Blaubart. Wer ist's (geht auf Bertha zu) Fasse dich!

      (Will auf sie das Schwert zücken; zugleich stößt der Thurmwart ins Horn)

      Was gibt's? Was bedeutet des Wärters Zeichen?

      (Lärm von Außen.)

      Hölle und Teufel! wer wagt's? Verrätherei!

      Hugo von Hohenfels und Casperl dringen mit Knappen ein und stürzen auf Blaubart.

      Hugo. Fluch dir, elender Mörder!

      Blaubart. Verdammt! (will sich zur Wehre setzen, wird aber niedergemacht.)

      Hugo. Stirb! Teufel von einem Menschen!

      Blaubart. Weh! ich bin zum Tod getroffen!

      (Er fällt. Ein Teufel erscheint aus der Versenkung und reißt ihn unter Flammen hinab.)

      Hugo. Der Himmel hat gerichtet! Bertha du bist gerettet.

      Bertha. (aus der Ohnmacht erwachend.) Wie ist mir? Wo bin ich?

      Hugo. In den Armen deines Hugo, den du verschmäht hast.

      Bertha. O nein, o nein! Ich gehöre meinem Retter auf ewig.

      Anna (die herbeigeeilt ist.) Dank dem Himmel, theure Schwester! – Wo ist aber der schändliche Blaubart?

      Casperl. Den hat der Teufel g'holt! –Vivat hoch der Herr Ritter Hugo von Hohenfels und Fräulein Bertha sollen leben hoch! hoch! dreimal hoch! (Vortretend.) Diese Geschicht ist zwar gut ausgegangen; aber wer weiß, was ein Andermal geschieht, wenn man der Neugierd nicht widerstehen kann? Nehmen 'S Ihnen's zur Lehr, und jetzt gehen 'S nach Haus und legens S' Ihnen in's Bett!

      Ich wünsch recht gute Nacht!

      Der Vorhang fallt.

      Casperl als Porträtmaler.

      Ein malerisches Lustspiel.

      Personen.

      Schmierpinsel, Porträtmaler. Casperl, sein Farbenreiber und Stiefelwichser. Eine Madame, die sich malen lassen will. Polizei-Commissär Karrnpichler.

      Maleratelier

      mit Staffeleien und Gemälden.

      Casperl reibt Farben.

      Casperl. Tausendschlipperement, ist das eine Arbeit! da bin ich schön ankommen! Hab ein Purträtmaler werden wollen und bis dato hab ich's nur zum Farbenreiber bracht! die Kenntniß der Farben, sagt mein Herr, das ist die Hauptsach! bist du einmal mit den Farben vertraut, dann kannst du weiter schreiten! – Jetzt reib ich aber schon drei Jahr und's ist mir alleweil roth und blau vor'n Augen, daß ich nächstens einmal blind werd. Ich hab's satt.

      (singt.)

      Ich möcht einmal was Anders treiben

       Als immer und allweil Farben reiben;

       Vor lauter Farbenreiberei

       Werd ich noch krumm und lahm dabei!

      Was ist das für ein sauer's Leben,

       Nur Farben und kein Bier daneben!

       Vor Durst und Hunger werd' ich hin,

       Zuletzt sauf ich noch Terpentin.

      Mei'm Herrn, dem regent's nur Dukaten,

       Ich krieg kaum Einmal's Jahr an Braten;

       Die Farben freß ich selber z'samm,

       Und endlich noch die Bilderrahm!

      (Es klopft an der Thüre.)


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