Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


Скачать книгу

      Schurimuri. Ein recht angenehmer Abend heute Abend! Wenn nur die verdammten Schnacken nicht wären; die verderben mir immer meine Promenad. Und da hilft gar Nichts, nicht einmal das Tabakrauchen. Ich glaub' die Bestien sind den Rauch schon gewohnt und machen sich nichts mehr d'raus. Ich werde mir eine eigene Leibschnackenwache organisiren, die mir die Schnacken vertreibt. Es ist wirklich unerhört, daß ein solcher Potentat wie ich, der Großsultan, von so einem miserablen Gesindel insultirt werden kann! Vielleicht weiß der Hofgartenbostandschi ein Mittel dagegen. Holla, wo bist du? (pfeift.)

      Casperl. Was schaffen Euer Hoheit?

      Schurimuri. Schaffe du mir die Schnacken da weg.

      Casperl. Dös wird gleich gescheh'n sein. (Für sich.) Jetzt wär' die G'legenheit da, den Lümmel todtzuschlagen. Couraschi! (Laut.) Haben denn Euer Großtürkl noch nichts von der neuerfundenen Schnackenvertilgungsmaschin gehört?

      Schurimuri. In der That noch Nichts.

      Casperl. Ha, so warten 'S a Bißl. Dös werd'n wir gleich hab'n. (Geht hinaus.)

      Schurimuri. Bin doch wirklich begierig, was das für eine Maschinerie ist. Ei, ei, ei! gewiß recht sinnreich!

      Casperl. (kommt mit einem großen Prügel herein.) Sehn 'S, da hab'n mir's schon. Jetzt pass'n 'S auf. Wie sich ein Schnack auf Ihre Nasen setzt, nachher sag'n 'S nur: »Pim.«

      Schurimuri. Gut! wollen doch sehen! Aha! da ist schon so eine unverschämte Bestie. Pim!

      Casperl (schlägt ihn auf die Nase.) Pim!

      Schurimuri. Oho! das war ich! gib etwas mehr Acht! Schon wieder Einer! Pim!

      Casperl. Pim, Pim! (schlägt ihn zu Boden.)

      Schurimuri. Auweh! Das ist eine couriose Maschine!

      Casperl (immer zuhauend.) Pim, Pim, Pim! – so hast noch nit genug?

      Schurimuri. Weh' mir! zu Hülfe, zu Hülfe! der Schurke schlagt mich todt!

      Casperl. Pim, Pim, Pim, Pim! (schlägt ihn todt.) So – die Schnackenjagd ist vorbei! Der murt nimmer! den brauch ich nimmer zu fürchten! jetzt hol' ich die weiße Muhrin, 's kommt ohnehin gleich der Zapfenstreich. (Ab.)

      (Ein türkischer Trommler marschirt über die Bühne und trommelt den Zapfenstreich. Es wird Nacht. Der Mond geht auf. Es schlägt Mitternacht.)

      Mimikatzi. Die Stunde der Befreiung schlägt! Alles ist vorbereitet. Die Wachen sind bestochen. Wenn nur mein Retter nicht ausbleibt! Ps! Ps! Ps!

      (in einen Mantel gehüllt, eine große Laterne in der Hand.)

      Hier bin ich! – Es ist zwar sehr pressant, daß wir fortkommen, allein auf dem Theater ist es üblich, daß man vorher noch eine Stund lang discutirt und dem Publikum sagt, daß man geschwind fort soll! Also höre und fasse dich:

      (Deklamiernd.)

      Ringsum decket die Nacht mit schwarzen Flügeln die Erde, Und der schweigende Mond zittert auf bläulicher Fluth. Hier aus den Büschen vernimmst du der Nachtigall heimliches Liedchen, Und aus thaufeuchtem Gras zirpet die Grill' ihren Sang. Schlummernde Wächter auf zinnenumkränzten Thürmen dort schnarchen, Hundegebell auch erschallt, Kater auf Dächern miau'n. Fern auf den wogenden Wellen vernehm' ich der Ruder Geplätscher, Und es harret der Kahn, der uns zur Rettung bereit. Funkelnde Sterne erleuchten die Bahn auf schwankender Welle, Schweigend entflieh'n wir dem Ort; Freiheit verheißt uns die Nacht!

      Während der letzten Worte fällt langsam der Vorhang.

      Blaubart.

      Ein furchtbares Spektakelstück aus dem finstern Mittelalter in drei Aufzügen.

      Personen.

      Ritter Blaubart. Casperl Larifari, sein Knappe. Wolf von Bluteck, Hugo von Hohenfels, Ritter. Herr von Geldsack, reicher Gutsbesitzer von Rosenthal. Bertha, Anna, dessen Töchter. Knappen.

      I. Aufzug.

      Gemach in Blaubart's Burg.

      Casperl. Jetzt schlagt's grad zwölf Uhr und noch is er von der Bärenjagd nicht z'Haus kommen. Da jagt wohl Ein Bär den Andern! Nein, wenn ich das voraus gewußt hätt'; in diesen Dienst wär ich nicht, um eine Million getreten. Das ist ja ein furchtbarer Kerl, mein Herr, der Blaubart! Wer's bei dem aushalten könnt, der müßt ein'n ordentlichen Magen haben. Ein Wüthrich ist er, wie die ganze Ritterschaft des Mittelalters nicht aufzuweisen hat. Was thut er gestern wieder? Mein Colleg, der Knappe Kuno soll ihm seinen Abendtrunk bringen, stolpert im Hereingeh'n, schlagt das chinesische Porzellangeschirr zusamm', überstaucht sich den linken Fuß und fallt auf d' Nasen hin! Potz tausend Schlipperement! der Blaubart wird ganz wüthig, nimmt sein Spadir von der Wand und sticht den armen Kuno durch und durch als wie ein Rebhühnl am Bratspieß und schreit: werft den Kerl in den Burggraben! Nachher ruft er mich herein, gibt mir gleich eine G'waltsohrfeigen und befiehlt mir, ihm seinen Nachttrunk zu bringen, damit er sein' Aerger vertrinken kann. Da hat er zwölf Maß Bier g'soffen und ist in's Bett gangen, als wenn gar Nix g'scheh'n war!

      (Jagdhörner ertönen)

      Hopsa – da is er schon! Jetzt heißt's aufpassen! Was wird er heut wieder für saubere Cameraden mitbringen? Das ist immer a hübsche Geschäft beinand.

      (Tritte und Lärm draußen.) Blaubart und Bluteck treten ein.

      Blaubart. Wein her! Bier her! in Fässern!

      Bluteck. Ich könnte das höllische Meer aussaufen, solch ein' Durst hab ich!

      Blaubart. Wird's was, oder soll ich dreinhau'n, daß dir der Kopf wegfliegt?

      Casperl (zitternd.) Gleich, gleich, edler Ritter! (ab.)

      Blaubart. Das war einmal eine Jagd! der Bär hat uns warm gemacht!

      Bluteck. Mich hatt' er schon um den Leib und drückte mir seine Tatzen in's Zwergfell, daß mir das Blut aus den Augen spritzte! Wärst du mir nicht zu Hilfe gekommen, so wär's um mich all gewesen.

      Blaubart. Ich stieß ihm mein Schwert in den Bauch zu rechter Zeit noch! – Holla, wo bleibt der Kerl mit dem Wein? (schlägt auf den Tisch.)

      Bluteck. Du bist schlecht bedient! Mußt dem Lumpen eine Lektion geben, damit er sich besser auf die Füße macht.

      Blaubart Hast recht! – Weißt du was? Ich laß ihn in die Bärenhaut einnähen.

      Bluteck. Recht so! da gibt's was zur Kurzweil!

      (Casperl bringt ungeheure Humpen herein.)

      Blaubart. Her damit, Faulthier!

      Casperl. Bitt um Verzeihung; ich hab den Kellerschlüssel nit gleich g'funden!

      Blaubart. Was Kellerschlüssel? Marsch hinaus!

      (stößt Casperl hinaus und ruft zur Thüre hinaus.)

      Näht mir den Burschen in's Bärenfell; dann soll er uns wieder bedienen!

      Casperl.


Скачать книгу