Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Einsiedelei.) Still da! Ein armer Knab ist bei mir eingekehrt.

      Hannes. Ein armer Knab! Woher, Wohin? Brauchen keine Buben, die ledig umherstreifen; gib mir einen Trunk, alter Gesell! Hast wohl wieder nichts als Wasser und immer Wasser!

      Menrad. Dir thät's wohl Noth öfter am frischen Waldquell zu schöpfen, als stets vor dem Zapfen zu liegen!

      Hannes. Das Wasser gehört für die frommen Einsiedel, der Wein für die frommen Knappen und sonstigen edlen Gesellen mit Helm und Schwert. Zur Zeit und da ich nichts Anderes habe, beliebt es mir meine Kehle mit Wasser zu erfrischen, denn ich bin gewaltig durstig.

      Menrad. Du greifst freilich nach jeder Gelegenheit, deine Leibtugend, den Durst, geltend zu machen.

      Hannes. Bin heut beim Frühroth schon in's Kloster hinüber geritten mit einer Bothschaft von meinem Herrn und Hab noch vier Stunden heim.

      Menrad. (gibt ihm zu trinken.) Da trink, geseg'n dir's Gott!

      Hannes. (trinkt.) Danke für die herrliche Bewirthung! Was kost's?

      Menrad. Spottvögel beherberg' ich umsonst.

      Hannes. Um Wasser werden auch die nit allzugern bei dir einkehren.

      Menrad. Wie's beliebt, aber nimm die Lehr' dazu: Wie Mancher wäre schon um ein Tröpflein Wasser froh gewesen.

      Hannes. Also war's, als wir zusammen im gelobten Land lagen, weißt's noch, alter Kamerad!

      Menrad. Ei wie sollt' ich's vergessen haben? die Hitze und der Durst wollten uns beinah umbringen.

      Hannes (singt.)

      Wir lagen allsammt im dürren Sand

       Als wie die Fisch auf trocknem Land,

       Schier mußten wir verschmachten:

       Kein Wein, kein Wasser, kein' Flüssigkeit

       Wohin wir schauten weit und breit. –

       An's Sterben nur wir dachten! (rep. zu zwei.)

      Auf einmal, Gott sei's noch gedankt,

       Ein Zug her durch die Wüste wankt,

       Saumthiere und Kamele!

       Die brachten uns den beßten Wein

       In vielen Schläuchen groß und klein,

       Das stärkte uns're Seele. (rep. zu zwei.)

      Wir legten uns gleich auf die Bäuch,

       Voll Andacht vor die lieben Schläuch,

       Daß uns're Herzen lachten.

       Zieh keiner in's gelobte Land,

       Der nicht stets einen Trunk zur Hand

       Sonst könnt er leicht verschmachten!

      (rep. zu zwei.)

      Menrad. Du bist und bleibst ein gott'slästerischer Kerl!

      Hannes. Und wenn ich hundert Jahr alt werd, mein Spruch bleibt:

      Ein guter Trunk zur rechten Zeit

       Hat stets ein jedes Herz erfreut!

      Menrad. (um sich blickend.) Still, Hanns! da seh' ich ein paar Bursche durch die Kluft kommen, die mir nit gefallen; s'könnt meinem armen Knaben gelten.

      Hannes. Holla! seh'n nit zum Beßten aus.

      Menrad. Laß uns bei Seit' treten und lauschen.

      (beide ab.)

      Wolf, Mathes (vorsichtig eintretend.)

      Wolf. Das ist eine Galgenhetz!

      Mathes. Um den Buben da!

      Wolf. Und wie er nur den Schleichweg zur Höhle hinausgefunden hat?

      Mathes. Blitz und Donner und Hagel und alle Wetterelement sollen d'rein schlagen, daß wir ihm nachlaufen müssen.

      Wolf. Weißt ja, daß Juta viel an ihm gelegen ist.

      Mathes. Bis hieher geht seine Spur.

      Wolf. Vielleicht hat er sich zum Einsiedel geflücht't.

      Mathes. Das kriegen wir bald heraus. (Hannes und Menrad springen heraus)

      Hannes. Das kriegen wir bald heraus!

      (stoßt Mathes mit dem Dolch nieder.)

      Menrad. (fällt über Wolf her.) Bin auch noch bei Kräften.

      Wolf. Vermaledeit!

      Hannes. (beispringend.) Haben wir euch, Halunken? Sollst leben, aber dich binden wir fest.

      Menrad (während sie Wolf fesseln.) So fängt man die Vögel.

      Wolf. 's ist keine Kunst.

      Hannes. Euch eure Künste zu vertreiben!

      Menrad. Geh' Hannes! – laß uns den Kerl in meine Klause bringen.

      Hannes. Und dann zum Grafen; denn die zwei sind ja von dem Gesindel, auf das wir längst fahnden.

      (ab in die Einsiedelei, den Wolf mitschleppend.)

      Ende des zweiten Aufzuges.

      III. Aufzug.

      Zimmer im Schlosse des Grafen von Eichenfels.

      Graf und Gräfin von Aichenfels.

      Graf. Theure Adelhaid! dein trüber Blick, den ich schon mit Beginn des heutigen Tages bemerkte, sagt mir, daß unsre Gedanken sich begegnen; denn auch ich bin tief bewegt.

      Gräfin. Du weißt es, lieber Gemahl; heute jährt es sich wieder, daß wir unsern Heinrich verloren haben!

      Graf. Gerade acht Jahre sind es, als ich verwundet des Abends auf die Burg gebracht wurde, daß unser Kind aus diesen Mauern verschwunden, ohne daß wir jemals seine Spur wieder auffinden konnten.

      Gräfin. So ist's! Gott hat durch seine Gnade und den Ablauf der Zeit allerdings unsern Schmerz gemildert; allein der Gedanke bleibt dennoch peinigend, was wohl mit Heinrich geschehen sein mag?

      Graf. Lieber möge er todt, als in Hände gekommen sein, die ihn auf schlechte Wege geleitet haben!

      Gräfin. Ach! sein Verlust muß uns immer schrecklich bleiben; weiß der Himmel, wo das arme Kind nun ist? Vielleicht Hunger und Durst und allem Elend preis gegeben! der Gedanke ist fürchterlich!

      Graf. Tröste dich, theueres Weib! Wo immer Heinrich sein mag, Gottes Auge überwacht ihn, sein heiliger Engel schützt ihn und unser unablässiges Gebet wird nicht verhallt sein, ohne daß der Vater aller Menschen es gehört hätte.

      Gräfin. Dieß ist auch mein einziger Trost, obgleich wir stets Arges befürchten mußten, da der zurückgelassene Brief der aus Angst und Verzweiflung entflohenen Wärterin Margaretha die Vermuthung aussprach, Heinrich sei von den durchziehenden Zigeunern aus der Wiege geraubt worden.

      Graf. Allerdings,


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