Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Greth, was gibts im Schloß?

      Margaretha. Ei was soll's geben? Nichts Gut's.

      Görg. Ohe! – Grad steh' ich im Wurzgarten – Tre, Tre blast der Christoph vom Thurm herab; gleich raßelt die Kette an der Brück und 's sprengt was herein, bis ich über die Stieg vom Weiher heraufsteig und meinen Korb bei Seit gesetzt, – Tre, Tre blast 's wieder und fliegt auch schon die Frau Gräfin zum Thor hinaus.

      Margaretha. (Ihn nachäffend.) Tre, Tre, Tre – ja so ist's und weißt du warum? weil der Ritter zwei Meilen von hier auf dem Siechbett liegt und vielleicht an seinen Wunden stirbt.

      Görg. Da ist freilich kein Spaß zu machen! hätt' ich das gewußt! der arme Herr! – und denk dir aber, das paßt auch nit dazu; unten in der Schloßherberg lungern Zigeuner, ein lustig Gesindel; die fideln und tanzen, daß 's n' wahrer Jux ist!

      Margaretha. Jagt sie doch fort! Das Lumpengesindel will doch nur stehlen und seitabtreiben?

      Görg. Eine alte Hex ist dabei; die sagt aus der Hand wahr.

      Margaretha. Und was hat sie denn dir gesagt?

      Görg (wichtig.) Mir? – Ja mir – –

      Margaretha. Daß du ein Esel bist und bleibst.

      Görg. Oho!

      (Man hört Zigeunermusik und Geschrei.)

      Hörst du, da zieh'n sie ab; kannst sie von oben seh`n.

      Margaretha. Was geht mich das Volk an! – Ich möcht' lieber Trübsal blasen, statt den Dudlsack zu hören.

      Görg. Denk dir, haben auch so ein Höckerthier bei sich aus Afrika und d'rauf sitzt ein lust'ger Aff!

      Margaretha. Ei laß' mich mit dem Zeug und geh' deiner Wege.

      Görg. Auch recht! – wenn du aber willst, kannst sie da hinten beim kleinen Erker unten vorbeizieh`n seh'n. (ab)

      Margaretha (allein) Firlefanz, was kümmern mich die Zigeuner da unten? Man sollt solch' Gesindel nicht im Reiche dulden und wär' wohl gescheiter, wenn die Herzoge und Grafen und all' die edlen Ritter statt unter sich Krieg zu führen, zusammenhalten wollten, um dem Räuberwesen ein End zu machen, das keine Heerstrasse sicher läßt, geschweig' erst einzelne Gehöfte.

      (Die Musik kommt näher.)

      Nun geht's bald zum Thore hinaus, Gottlob! (an die Wiege) wirst wohl gar aus dem süßen Schlaf geweckt werden, Herzensgräflein? (schaut hinein) der schnarcht wie eine Säg! – da könnt ich doch ein bißl an den Erker schau'n; seh'n möcht ich doch die Bursche und gar das Höckerthier mit dem Affen drauf; bin ja gleich wieder da. (seitwärts ab.)

      Juta (lauscht zur Thür herein; da sie Niemand sieht, tritt sie vorsichtig ein.) Das wär das erste Mal, daß wir bei solch' vornehmen Besuch Nichts mitgenommen hätten. Gibt's da Nichts zu kripsen in so ei'm gräflichen Schloß? Kein Geschmeid, kein Linnen oder sonst was? – Den Spinnrocken laß ich stehen! Heiliger Crispin, heut wirst uns doch nit sitzen lassen! – Holla eine Kindswiegen! Könnten so ein Würmlein brauchen, wenn Eins d'rin läg. Zum Nachwuchs für unser Gelichter oder wenn's geht, gibt's gelegentlich ein hübsch Lösgeld, wenn man's nur klug anfangt. (Schlägt die Vorhänge der Wiege zurück.)

      Ei du allerliebster Schnack! schläfst ja zum Küssen! Du bist mir schon recht, (vorsichtig um sich blickend) Das Hausgesind gafft unten noch bei den Meinen, da wird wohl die Kindswärterin auch dabei sein. Wird mich doch Glück- und Geschick diesmal nicht sitzen lassen! So komm, herziges Käferlein! verlaß dein warm seiden Grafenbett und folg' mir in's kühle Felsenloch! Kannst dort auch schlafen.

      (Sie nimmt das Kind und birgt's unter ihrem Ueberwurf.)

      Hopsa, hopsa – nur nicht aufgewacht, damit's kein Geschrei gibt, will dir aber schon's Mäulchen zuhalten – fort, fort, sonst zieh'n sie ab und ich müßt' nachzotteln, das wär' verdächtig. (rasch ab.)

      Margaretha. Da bin ich wieder. Hat mich doch gefreut, daß ich's geseh'n hab. Das sind aber abscheuliche schwarze Gesichter und das Gehudel und Gedudel! (zum Fenster.)

      Ah, da wandern sie fort und die alte Hex läuft hintendrein, als wenn sie was vergessen hätt!

      So – jetzt sind sie draußen! Gute Fahrt durch's Land! – (gegen die Wiege.) Nun, Heinrich, jetzt wär's aber Zeit in den Garten hinab. (singt.)

      Wach auf, wach auf, 's ist Frühlingszeit,

       Wach auf, mein Lieb und sei bereit!

       Der Himmel ist so wunderblau,

       Die Blümlein winken auf der Au. – –

      (Will das Kind nehmen – sieht die Wiege leer.)

      (Schreit.) Herr Jesus – das Kind ist fort! Wer hat's? Wer hat's? – (ruft) Görg, Görg! Martha! Hannes! Kommt! Helft! helft! s' Gräflein ist weg!

      (Besinnt sich.) Ei was thu ich so? – vielleicht hat's die Martha in den Garten getragen. Wir hatten ja ausgemacht, den Abend drunten zu verplaudern, während das Kind im Grase liegt. Und doch! Ich weiß nicht, mir ist so bang, so absonderlich bang! Martha, Martha hast du den Heinrich? Martha, Martha! (ab)

      Ende des Vorspiels.

      I. Aufzug.

      Zigeunerhöhle.

      Vorne an einem kleinen Tisch sitzt Juta und flickt alte Kleider, neben ihr spielend Heinrich. In Gruppen lagern um ein Feuer, über dem ein Kessel hängt, die Zigeuner. Nach vorne Wolf und Mathes würfelnd.

      Wolf. Klipp, Klapp, ich hab's!

      Mathes (wirft.) Oho! Pasch!

      Wolf. Lump! wart ich krieg's doch!

      Mathes. So wirf g'scheut, Katzenaug!

      Wolf (wirft.) (hell auflachend) Sechs und Sechs! wirf besser!

      Mathes. Dem Spötter, ein Maulschell! (haut ihn über`s Gesicht.)

      Wolf (zieht`s Messer.) Bist'n Schuft, Hallunk'.

      Juta. Haltet Ruh, ihr Lumpen! Müßt ihr immer unsern frommen Hausfrieden stören? Wart't ich komm' euch! (hebt einen Stock auf) Ruh, sag ich, ihr Gäuche! Dem Ersten, der sich rührt, hau ich Eins auf die Diebsfinger, daß ihm das Stehlen auf vier Wochen vergeht!

      Wolf. Der Mathes hat angefangen.

      Mathes. Und Wolf hat nit aufg'hört.

      Juta. Ihr seid wie die Buben; s'ist n'Schand! Schaut nur meinen Herzensjung da an, der ist so sanft wie ein Lamm. Nehmt euch n'Beispiel d'ran; gelt Bübl? (herzt den Heinrich.)

      Wolf. Vornehm Blut!

      Juta. Still Bursch! – Zapft euch lieber vom Faß an, daß ihr gestern heimgebracht aus dem Kloster. Ich geb's frei – aber kein Hader! Wo bleibt denn wieder der Schnaps heut?

      Mathes. Der Schnaps ist ein Schlingel, ein Tagdieb; du schick'st ihn auf's Spioniren und er lungert unter den Waldbäumen irgendwo und schlaft mit dem Maulwurf um die Wett. (zapft das Faß an.)

      Wolf. Der Kerl braucht Prügel! he da eingeschenkt! der Kerl taugt nichts!


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