Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


Скачать книгу
denn mir war steinübel von der Seekrankheit, weil ich auf'm Meer Nix als Austern g'fress'n hab – so ist auf einmal ein ungeheurer Vogel herg'flogen, hat mich bei der Hosen packt und ist mit mir auf und davon bis er mich vor einer halben Stund mitten in das Stadtl auf's Pflaster niederg'setzt hat, daß Alles kracht hat. Jetzt fragt sich's: wo bin ich? Ich Hab mich vor lauter Ueberraschung nit umg'schaut und des Höllen-Spectakel macht mich ja ganz confus. Ah, da kommt der Trommler wieder, den will ich fragen. (Trommler nähert sich.) Heda, sind S' a bißl stat auf ein' Augenblick. Sag'n S' mir doch, was der Lärm bedeut't und wo ich bin?

      Trommler. Da müssen S' den Spritzenmeister fragen oder den Nachtwachter. Nach'n Reglement muß ich's Maul halten, wenn ich im Dienst bin.

      (trommelt weiter.)

      Casperl. Schlipperement! jetzt weiß ich so viel wie zuvor.

      Nachtwächter kommt um den Bürgermeister von seinem Hause abzuholen.

      Casperl. Heda! Guter Freund! Ich bitt Ihnen, sagen S' mir doch – – –

      Schneck. Pst, Pst! Ich muß den Herrn Bürgermeister abholen und da darf i nix red'n, weil ich im Dienst bin.

      Casperl. Brav! das sind a mal verschwiegene Leut! Das heißt man das Amtsgeheimniß halten.

      Bürgermeister kömmt mit dem Nachtwächter aus seinem Hause.

      Bürgermeister. Was ist da für ein verdächtiges Subjektum! Nachtwächter! gleich verarretiren! – Ei was seh' ich, das ist ja der Monsiö Casperl! Wo kommen denn Sie wieder her aus der Fremd?

      Casperl. Ah! Schnickel, Schneckerl! Das ist ja der Herr Burgermeister Zipfelberger! Juhe! Juhe! Jetzt bin ich also wieder z'Haus und weiß net wie!

      Bürgermeister. Die Madame Grethl hat schon sehr nach Ihnen geschmachtet, weil Sie so lang ausblieben sind. Die wär' vor Sehnsucht beinah g`storben.

      Casperl. Ei was? Da war ich lieber noch ein' halbe Stund länger ausblieben!

      Bürgermeister. Ja sag'n S`: wo warn S' denn die ganze Zeit über?

      Casperl. Auf der Wanderschaft weit hinten über's Meer. (Vornehmthuend) Zuerst war ich Matrosenhauptmann auf einem zwölfpfünder Dreimasterdampfschiff, dann war ich Seegeschöpf und Meerungeheuer; hierauf Insulaner, Naturaliensammler und Bratlaspirant; sodann wieder Seefahrer und schließlich Luftfahrer bis ich mich in meine liebe Vaterstadt per posteriorem wieder niedergelassen habe.

      Bürgermeister. Aber nein! Also sind Sie das Ungeheuer, welches heute Nacht auf dem Marktplatze niederfiel?

      Casperl. Dasjenige, welches nicht nur, sondern auch –

      Schneck. Die ganze Stadt in Allarm versetzt hat?

      Bürgermeister (zu Schneck.) Das heißt, weil Er ein Hasenfuß ist! Es ist erschrecklich! was werden die Leut von uns denken?

      Casperl. Vermuthlich was sie zuvor schon von dem hohen Magistrat gedacht haben: Nix Nar's!

      Bürgermeister. Genug davon! Nachtwächter jetzt geh er und sag er den Allarm wieder ab. Ich meinerseits will die Einwohnerschaft beruhigen. (ab)

      Casperl. Und ich werde die Sehnsucht meiner Grethl beruhigen, aber zuvor will ich auf die vielen Strapatzen 'nauf meinem Gevattersmann dem Wirth »zum blauen Bock« einen interessanten Besuch abstatten. Dieser ernste, bedeutungsvolle Gang ist mir vor Allem von Wichtigkeit. Nachtwächter! und du gehst derweil zu meiner Grethl und bereitest sie auf die Rückkehr ihres getreuen Gatten vor. (Im Schauspielerton.) Sag ihr, ja sag ihr, wölchen unsöglichen Gefahren ich entgangen bin! sag ihr, wie mein gattliches Hörz ihr aus dem blauen Bock entgegenschlögt! sag ihr, ihr sag, sag ihr, ihr sag, wie ich zittere und ziböbe im Hinblick auf den Rückblick des Wiederblicks unseres zörtlichen Wüdersöhens und der Umschlingung der weitausgebreiteten Umspannung der liebenden Armee treuer verhältnißmässiger Gattenliebe und öhlicher Umstände. O, sag ihr – – –

      Schneck. Hör' auf, Casperl, das kann ich mir ja nit Alles merken. Weißt was? ich geh' mit dir ins Wirthshäusl; da kannst mir's besser expliciren, nachher gehen wir miteinander zu deiner Grethl und die muß uns ein' Kaffé machen.

      Casperl. Einen Kaffé machen, sehr Kaffé mit einigen Bretzeln und sonst noch was zum Eintunken. Juhe! Jetzt bin ich wieder z'Haus! Ueber's Meer mag ich nimmer, ich bleib ein ruhiger Staatsbürger und nähre mich redlich.

      Der Vorhang fällt.

      Heinrich von Eichenfels.

      Drama in drei Aufzügen nach Chr. Schmids Erzählung mit einem Vorspiel.

      Personen.

      Graf Friedrich von Eichenfels.

       Gräfin Adelhaid. dessen Gemahlin.

       Heinrich, ihr Söhnlein.

       Margaretha, im Dienste der Gräfin.

       Görg, Gärtner im Schlosse des Grafen.

       Hannes, des Grafen Knappe.

       Juta, Zigeunermutter.

       Wolf, Mathes, Zigeuner.

       Schnaps, Hirtenjunge.

       Menrad, Einsiedler.

       Dienstleute des Grafen. Zigeuner etc.

      Vorspiel.

      Zimmer im Schlosse des Grafen.

      Gräfin Adelhaid an einem Tische mit weiblicher Arbeit beschäftigt, Margaretha, etwas rückwärts, sitzt und spinnt; ihr zur Seite eine Wiege mit Vorhängen gedeckt.

      Gräfin (zu Margareth.) Schläft der Bube?

      Margaretha. Nein, edle Frau; er ist wach und blickt mich mit seinen hellen Augen freundlich an, als wollt er sagen: Heut will ich euch zum Trotz mein Nachmittagsschläfchen nicht machen.

      Gräfin. Das schlimme Bürschlein! Laß uns Eins zusammen singen, vielleicht beliebts dem kleinen Herrn dann.

      Margaretha. Gewöhnlich geht's so. Ruhe thut ihm noth, denn er zappelt ja den ganzen Tag über.

      Gräfin. So fangen wir an:

      (singt; Margareth begleitet sie.)

      Wenn die Sonn' ist aufgestiegen

       Und die dunkle Nacht entfloh,

       Dann die Vöglein hoch auffliegen,

       Die da ruhten irgendwo,

       In den Nestern, auf den Bäumen

       In der Büsche grünen Räumen,

       Holla! auf ihr Vögelein!

       Auf, begrüßt den Sonnenschein!

      Wenn sie dann mit glüh'ndem Strahle

       Hoch einher am Himmel zieht,

       Senkt das Vöglein sich zu Thale

       Und in düstern Schatten flieht.

       Nur die Käfer summen leise

       Auf den Blumen ihre Weise.

       Sum, sum, sum lieb Käferlein,

       Sumse mir mein Büblein ein!

      Wenn die Sonne selbst sich neiget,

      


Скачать книгу