Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


Скачать книгу
zeiget

       Eh' es nach dem Nest verlangt,

       Schüttelt noch einmal die Flügel,

       Sonnt euch auf dem grünen Hügel,

       Singet hell: Gut Nacht, gut Nacht,

       Schlummert all bei Sternenpracht!

      Schläft er?

      Margaretha. Er schnarcht wie ein kleines Mäuslein.

      Gräfin. G'segn's ihm der liebe Gott, daß er wächst und gedeiht! (tritt an die Wiege.) Ach! wenn doch mein Friedrich den Knaben säh' wie er so lieblich schlummert! Ist doch nichts Lieberes, als der sanfte Athemzug eines schlafenden Kindleins!

      Margaretha. Ja der edle Herr, wo mag er jetzt Herberg haben ?

      Gräfin. Herberg? Ei was denkst du Margreth? Im Krieg da gibts selten Herberg. Das Bett ist Gottes freies Erdreich und die Zehrung ein Stück vertrocknetes Brod; ja oft fehlt's sogar am frischen Trank aus einer Quelle und Hunger und Durst sind zumeist der Ritter Feldgenossen.

      Margaretha. Mir ist's wohl lieber, ich bin ein Mädel; denn Spinnrocken und Kindswart find ein sanft Gewerb.

      Gräfin. Heut sind's gerade 3 Monate, daß mein Herr auszog auf des Herzogs Aufgebot gegen den Markgrafen.

      Margaretha. Was aber die fürnehmen Herren immer zu streiten haben? oft um ein Geringes.

      Gräfin. Dießmal gilt's wieder den Klosterzehend, und ist's vom Markgrafen fürwahr ein muthwillig Gebahren, denn der Zehent hat seit ältester Zeit dem Herzog gebührt.

      Margaretha. Und der Herr Graf muß ihm helfen mit seinen Reisigen.

      Gräfin. Ist's doch seine Schuldigkeit als dessen Lehensmann.

      Margaretha. Schuldigkeit hin oder her; ich blieb aber doch lieber daheim bei Weib und Kind.

      Gräfin. Ei! was Ehr und Pflicht gebieten, das muß immer s'erste sein. Machst's ja selbst so, Margreth, du möchst gewiß oft lieber in die Spinnstube zu den Mägden und Knechten gehen, zu plaudern und zu kosen, als hier an der Wiege sitzen und den Buben pflegen.

      Margaretha. Ihr habt wohl recht, edle Frau! Jeder soll das Seine thun, wie's Pflicht ist.

      (Trompetenstoß des Thurmwarts.)

      Gräfin. Der Thurmwart bläst; wird wohl ein Gast sein. Schau hinaus auf die Zugbrücke.

      Margaretha. (an's Fenster tretend.) Ein Reiter sprengt h'rüber! Herr Jesus! s'ist des Hannes Schimmel.

      Gräfin. Gott sei Dank; Botschaft von meinem Herrn!

      Margaretha. S'klappern schon die Hufe auf dem Pflaster im Schloßhof.

      Gräfin (will hinaus.) Mög's gute Kunde sein!

      Hannes (bestaubt und abgehetzt, tritt ein, stürzt auf die Gräfin und küßt ihr die Hand.)

      Gräfin. Grüß Gott, Hannes! was bringst du?

      Hannes. Edle Gräfin, es muß wohl gleich heraus, wie's ist.

      Gräfin. Mein Gott, was ist gescheh'n?

      Hannes. Der Graf liegt hart getroffen!

      Gräfin Verwundet? wie? wo? – o sag' Hannes! Vielleicht liegt er gar schon todt?

      Hannes. So arg ist's nit, Frau Gräfin; aber schlimm ist's doch!

      Gräfin. Sprich, ich muß es ja wissen, und wenn's das Aergste wäre!

      Hannes. 's war schon bald aus mit dem Streit; wir hatten mit den Marktgräffchen manch' harten Strauß gehabt und die Zeit ist uns kurz geworden – hin und herging 's scharf, aber wir legten sie nieder. Auf dem Heimweg, sechs Stunden von hier an der Waldmühle – ihr kennt sie ja – ergaben sich die mit dem rothen Fähnlein; ein Theil davon stieb auseinander; der Herzog gab unserm Herrn freundlich Urlaub und als wir abritten, rief er noch nach: Gott lohn's euch, Graf Friedrich! ohne euch wär's schlimm gegangen! da schwang der Graf sein Barettlein – ich hatt' ihm den Helm schon abgenommen – und ritt mit mir allein fröhlich von dannen, um bälder zu Euch zu kommen; der Troß sollte gemach nachzieh'n.

      Gräfin. Weiter, weiter – was ist's mit ihm?

      Hannes. Als wir eine Stund scharf geritten waren, spürten's die Gäule; des Grafens Hengst fing's hinken an. »Wollen die Bursche ein bißl ruhen lassen, zu viel ist zu viel,« sagt der Graf, sprang vom Gaul und legte sich in's Gras; dieweil lüft' ich die Sättel und gab den Roßen an einem Waldbrünnlein zu saufen. Holla, kracht's durch's Buschwerk her! s'waren Vier von den Markgräfschen; die stürmten meuchlings auf uns ein und schrie'n dabei: »Wollen dir noch die Zech zahlen, die du uns aufgerechnet hast, Graf Eichenfels! Wir zogen aus dem Leder; was wollen so ein paar Lumpen gegen des Grafens Arm und Schwert, und mein Kolben auch dazu? Wie's Wetter waren sie wieder weg, aber mein Herr strauchelt ein wenig und sank nieder; aus seiner Stirn quoll 's Blut 'raus! Herr Gott im Himmel, schrie ich! aber der Graf wollt's nit mehr hören.

      Gräfin. (Stößt einen Schrei aus.)

      Hannes. Ich lehnt' ihn an einen Baum, wusch ihm die böse Wunde mit hellem Wasser und band sie mit einem Tüchlein fest zu. Ein Glück war's, daß wir nit weit vom Köhlerwinkel waren, wo die Bauern den Meiler schüren – die kommen gleich auf mein Geschrei herbei und trugen ihn in's Dorf! da ließ ich ihn; die Pflege ist treu; ist auch gleich ein Knecht in's Kloster geritten, um den Pater Felix zu holen, der's Heilen versteht und ein guter Wundarzt ist. Ich aber saß auf, als wenn der Höllische hinter mir wär', und jagte heim, und nun thut, wie ihr glaubt, edle Frau!

      Gräfin. Da thut nur Eins noth! Ich muß zu meinem Friedrich; wie's auch sei. – Hannes laß mein Beiz-Rößlein aufzäumen, der Wilhelm soll auch satteln und mitreiten! Auf die Reiherbeiz geht's heut nicht! Herr im Himmel verleih die Gnade, daß ich meinen Herrn noch am Leben finde!

      (Hannes ab.)

      Margaretha. O theuere, gute Gräfin, was habt ihr für ein herbes Leid!

      Gräfin. Wie Gott will! – du aber sorg' mir für den Buben. Ich werde wohl ein paar Tage ausbleiben; denn, find' ich nicht einen Todten, wie ich zu Gott hoffe, bedarf's ja meiner Pflege, bis wir den Ritter auf's Schloß herbringen können. Derweil vertraue ich dir meinen Heinrich an; du sorgst ja gern für ihn, wie ich selbst. (Neigt sich über die Wiege) Leb' wohl, Herzensbub; deine Mutter segnet dich!

      Margaretha. Habt keine Sorge um euer Kind; ich halt's ja als ob's mein eigen Kleinod wäre! Lebt wohl; mögt ihr Alles besser finden, als wir jetzt meinen. Wie oft ist der Ritter schon verwundet worden! `s wird dießmal wohl auch nit so arg sein.

      Gräfin (abgehend.) Geb's Gott!

      Margaretha (allein.)

      (Schaut zum Fenster hinaus.)

      Arme Frau! Da steigt sie auf und sprengt fort! Der Wilhelm hinterdrein, daß das Feuer auffliegt!

      (Der Thurmwächter bläst.)

      Ja blas nur dein Stücklein zum Ausritt! Alter Narr, meinst wohl, es sei ein fröhlich' Jagen! Leg dein Horn weg und schweig lieber. Der gute Ritter! ach! wie grämt' ich mich halb zu todt, wär ihm ein Leids geschehen und müßten wir in schwarzer Woll' gehen; da wär auf lang alle Freud' aus Burg Eichenfels geschieden. – – So will ich aber das Beßte denken; Gott


Скачать книгу