Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Beobachtungen gelang es mir noch nicht zu entdecken, ob die Excremente der Sepia annulata aus rein animalischen oder vegetabilischen Atomen bestehen, worüber ich bereits am achthundertsten Bogen einer ausführlichen Abhandlung arbeite.

      Noch ein paar Monate, und der preußische Dampfer Aquila, der mich hier auf Staatskosten ausgesetzt, wird mich wieder abholen. Es bleibt mir also nur noch kurze Zeit für meine Forschung.

      Wie dem auch sei, jedenfalls kehre ich, reich an Erfahrungen, mit einer Sammlung von 40,000 naturwissenschaftlichen Objekten nach Europa zurück. – Ei! was seh ich da kommen? Eine Art Papagei? Ein Psittacus formosus? – Die Species scheint mir neu. Ich will mich etwas verbergen und beobachten.

      (versteckt sich.)

      Casperl (tritt ein.) Schlapperdibix! das ist ja eine miserable Landschaft! Kein Wirthshaus weit und breit! Keine menschliche Seel! Nix als Affen, Papperln und sonstige Menagerievieher! Das ist ja zum verhungern. Hätt' ich nit a paar Schnecken g'funden – leider ohne Sauerkraut! – so war ich schon hin! Mein Magen kommt mir jetzt schon vor wie ein leerer Tabaksbeutel, mein Unterleib ist schon so eing'schrumpft, daß ich gar nimmer weiß, ob ich jemals einen Bauch g'hab thab! Ja, was wär denn das? – der Casperl ist doch mit zum hungern und dursten auf der Welt! Ha – Schreckenszeit! Und wie komm ich denn wieder fort und nach Haus zu meiner Grethl! Ringsrum Wasser und nix als Wasser! Wenns nur wenigstens Bier wär; allein dieses heimatliche Getränk scheint hier gänzlich unbekannt zu sein.

      Mich kommt schier die Verzweiflung an! Auweh, auweh! wenn ich verhungern müßt – nein, das hielt ich nit aus, da ging ich eher zu Grund!

      Gerstlmaier. (springt hervor und packt den Casperl.) Halt, du entkömmst mir nicht.

      Casperl. Herr Jemini! was ist denn das?

      Gerstlmaier (Casperl festhaltend.) Ein herrliches Exemplar.

      Casperl. Lassen's aus oder ich schlag aus!

      Gerstlmaier. Ah, ich habe mich geirrt: Psittacus garralus. Nur stillgehalten, Freundchen, bis ich dir die Flügel ein wenig gestutzt, damit du mir nicht mehr entkömmst.

      Casperl. Was fallt denn Ihnen ein? Flügelstutzen? Ich bin ja kein Vogel.

      Gerstlmaier. Das muß ich, als Gelehrter, besser wissen, wer du bist und zu welcher Species du gehörst.

      Casperl. Nix Species, ich bedank mich für den Speci, der mich stutzen will. Nix stutzen und nix dutzen heißt's bei uns zwei! Verstanden!

      Gerstlmaier. Nun, du scheinst mir ein zahmes Exemplar, das vielleicht schon europäische Bildung genossen hat und wieder über's Meer hiehergefiogen ist.

      Casperl. Bildung hab ich nicht genossen, aber Bratwürsteln und Blauskraut genug; nur hier zu Land heißt's Hunger leiden. Jetzt aber, wie kommen denn Sie daher in die abgelegene Insel, ich bin wirklich froh, daß ich eine menschliche Physionomie seh, obschon Sie wie a Narr ausschaun.

      Gerstlmaier. Es ist die Frage, wer der Narr ist. Er ist also wirklich kein Papagei?

      Casperl. War nit übel! Ich bin nicht nur kein Papagei, sondern der Casperl Larifari, pensionirtes Mitglied der europäischen Völkerwanderung und untergegangener Schiffsmatrose außer Dienst, nebenbei Privatier und Stiefelputzer, also wenn's mich als Bedienten brauchen können oder was, so steh ich zu Diensten, aber ich seh' mehr auf gute Kost, als auf schlechte Behandlung und Arbeit – so jetzt wissen 'S Alles, was 'S zu wissen brauchen und überhaupt, wenn Sie ein ordentlicher Gelehrter sein wollen, so geben's mir a Maß Bier als Drangeld.

      Gerstlmaier. Gut, gut – genug des Geplappers, drolliger Psittacus. Ich will dich in meine Dienste nehmen, denn ich werde dich wohl brauchen können in meiner Höhle.

      Casperl. Was in der Höll? Nein ich dank, da drin mag ich Nix zu thun haben, da is der Teufel und sein Großmutter!

      Gerstlmaier. Es ist ja nur eine Felsenhöhle, in der ich wohne und meine Sammlung von Naturalien aufbewahre.

      Casperl. So? Capitalien hab'n 'S, das laß ich mir g'falln; bei einem Capitalisten mag ich schon Budienter sein, da fallt bisweilen was ab.

      Gerstlmaier. So sind wir einig. Ich bin dein Herr und du bist mein Diener.

      Casperl. Ja, ich bin von nun an Ihr Kammerdiener oder vielmehr ihr Höhlendiener, weil Sie keine Kammer zu busitzen scheinen thun.

      Gerstlmaier. Ich werde Alles redlich mit dir theilen, obgleich die Bißen auf dieser Insel oft ziemlich schmal sind.

      Casperl. Und ich werde auch Alles redlich mit Ihnen theilen, besonders weil ich Nix hab; denn sonst thät ich's selber b'halten.

      Gerstlmaier. Nun kannst du gleich deinen Dienst antreten. Bleibe hier und warte bis ich von meinem wissenschaftlichen Spaziergang zurückkehre; dann sollst du etwa meine Beute heimtragen.

      Casperl. Wenn Sie einen Beutel haben, in welchem sich Geld bufindet, so können's mir'n lieber gleich jetzt geben.

      Gerstlmaier. Bleibe nur hier; sollten sich Einwohner dieser Insel nähern, so verstecke dich; denn du wärst verloren, im Falle sie dich entdecken würden.

      Casperl. Gehn's nur zu ich gib schon Acht auf mich.

      (Gerstlmaier geht ab.)

      Casperl. Das hab ich schon wieder g'merkt: des ist halt auch so ein gelehrter Hungerleider, wie mir's z'Haus gnug haben. Die sind überall z'finden, sogar auf dieser Insel da muß so einer rumlaufen. Aber jetzt will ich ein bißl ausrasten, des warme Klima thut mir gar nit gut; ich hab' schon einen Schlaf, als wenn ich 12 Maß Bier getrunken hätt. (setzt sich einen Baum gelehnt.) So – ah! da liegt man gar nicht übel auf dem indianischen Moos, so weich wie – im – Feder – bett. (schläft ein.)

      Die beiden Wilden schleichen herbei.

      Erster Wilder. Kro, kro, kro!

      Zweiter Wilder. Pu, Pu!

      Erster Wilder, Witzliwuzi.

      Zweiter Wilder. Wuziwitzli.

      Erster Wilder. Stritzliwixi.

      Zweiter Wilder. Karamalomilapitschipatschiwatschi!

      Erster Wilder. Witschiwatschi!

      Die Wilden fallen mit Geschrei über Casperl her.

      Casperl. Auweh, auweh, die Menschenfresser! Herr Professor, kommen's mir zu Hülf! Auweh! auweh!

      Erster Wilder. Fresst fraßi!

      Zweiter Wilder. Guti Bißi!

      Erster Wilder. Spißibrat!

      Zweiter Wilder. Kro, kro, kro!

      Die Wilden schleppen Casperl hinter die Scene, mittlerweile kömmt das Krokodill wieder und singt folgende Arie:

      Krokodill.

      Ich bin ein altes Krokodill

       Und leb dahin ganz ruhig und still

       Bald in dem Wasser, bald zu Land

       Am Ufer hier im warmen Sand.

      Gemüthlich ist mein Lebenslauf,

       Was mir in Weg kommt freß ich auf

      


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