Das lustige Komödienbüchlein. Franz Pocci

Das lustige Komödienbüchlein - Franz Pocci


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Magen wird's zu Brei.

      Schon hundert Jahre leb ich jetzt,

       Und wenn ich sterben muß zuletzt,

       Leg ich mich ruhig in's Schilf hinein

       Und sterb im Abendsonnenschein.

      (marschirt ab)

      Die Wilden schieben eine Feuerstelle heraus mit flackernder Flamme, ein Bratspieß liegt darüber. Es kommen noch andere Wilde dazu unter scheppernder Musik tanzen sie und singen folgenden Chor:

      Spißi Spaßt Casperladi,

       Hicki, Hacki Carbonadi,

       Trenschi, Transchi, Apetiti,

       Fresst, Frassi, Fetti, Fitti.

       Schlicki, Schlucki Casperluki,

       Dricki Drucki mameluki,

       Michi, Machi Casperlores,

       Spißi Spaßi Tscha capores.

      Casperl wird gebunden an Händen und Füßen herausgeschleppt.

      Casperl. Auweh! auweh! potz Schlipperement, das wird mir zu arg. Ich bin ja ein Mensch und kein Kalbsbratl. Hört's auf, ihr rabenschwarzen verdächtigen Individuen! Hört's auf! – Ich gelobe, daß ich nie mehr eine Maß Bier trinken will, wenn ich diesmal ungerupft durchkomm!

      Furchtbarer Donnerschlag, die Wilden laufen auseinander. In den Wellen erscheint der

      Meergott Neptun.

      Ich habe deinen Schwur gehört,

       Mit welchem Rettung du begehrt,

       Sieh hier am Ufer den Delphin,

       Er trägt dich über's Meer dahin.

       Du kannst auf seinem Rücken schlafen,

       Er bringt dich sicher in den Hafen.

       Doch was du hast gelobet hier,

       Den Schwur halt wohl und trink kein Bier

       Ich bin die Gottheit der Gewässer,

       Das Wasser soll dir schmecken besser.

       Dieß sagt zu dir der Gott Neptun

       Und kehrt zurück in's Wasser nun. (versinkt.)

      Casperl (befreit von seinen Banden.) Adie, Adie, ich bedank mich halt recht schön für meine Errettung aus den Händen und Rachen dieser menschenfleischappetitlichen ungebildeten indianischen Wildlinge! (für sich) Aber ang'führt hab' ich den Wassermayer doch! Ich hab g'schwor'n daß ich nicht eine Maß Bier mehr trink; ja freilich nicht Eine, sondern möglichst mehrere, denn Eine Maß hat mir ohnehin nie g'langt!

      Nun, auf! in das theure Vaterland! Muthig will ich diesen ausländischen Karpfen besteigen und mich seiner Entführung anvertrauen! Leb wohl schönes Eiland, auf dem ich aber keine Eierspeis geßen' hab! Leb wohl Naturforscher!

      Er besteigt den Delphin, welcher unter sanfter Musik mit ihm fortschwimmt; Gerstlmaier erscheint auf einem Hügel am Ufer und schaut durch ein großes Perspektiv dem Casperl nach.

      Der Vorhang fällt.

      II. Aufzug.

      Stadt.

      (Morgendämmerung.)

      Nachtwächter Schneck mit Spieß und Laterne läuft herein und schellt an einer Haus-Thüre.

      Schneck. Aufg'macht! 'runterg'schaut! Aufpaßt! weckt's den Burgermeister auf! (schellt immer stärker.)

      Bürgermeister (mit der Zipfelmütze, öffnet ein Fenster und schaut herunter.) Was gibts da drunten? Was ist das für ein Spektakel? Wer untersteht sich so an meinem Haus zu läuten, daß ich aus Schrecken beinah aus'm Bett g'fallen war?

      Schneck. Ich bin's Herr Bürgermeister.

      Bürgermeister. Wer ist dieses unverschämte Ich?

      Schneck. Der Nachtwächter is.

      Bürgermeister. Was? Er ist es, Schneck? Was gibt's, was gibt's? Warum so früh eine Meldung? hätt's nit später auch Zeit g'habt?

      Schneck. Nein, Nein! Kommen Euer Gnaden nur herrunter ich hab was ungeheuer Wichtiges zu notiflixiren.

      Bürgermeister. Wart Er nur, ich komme gleich hinab.

      (macht das Fenster zu.)

      Schneck. Sipperement, sipperement, das ist eine G'schicht! Ich weiß gar nit, wo mir mein Nachtwachterkopf steht.

      Bürgermeister (im Schlafrock.)Also schnell, was ist besonderes g'scheh'n? Aber hätt' Er nicht das Rathscollegium zuerst aufwecken können? warum mich aus meiner amtlichen Ruhe stören?

      Schneck. Ich bin schon bei alle Rathsherrn g'wesen;aber der Herr Rath Faßlmayer hat's Podagra und kann nicht auf; der Rath Wurstmüller hat sich gestern, wie er vom Bier nach Haus gegangen ist, den Fuß überstaucht, weil er niederg'fallen ist; der Rath Grobhäusler ist im Kindbett, das heißt: seine Frau hat einen Buben kriegt; der kann nit aus'm Haus und der Marktschreiber ist gar nit hier; der ist gestern Nachmittags in's Gau fort und noch nit wieder z'rück. Er muß ein paar Kälber kaufen, weil er zum Kirchtag Wurst braucht.

      Bürgermeister. Das ist doch fatal, daß Gewerbe und andere Allotria's so oft mit den Amtsverpflichtungen colidiren! Also schnell, was gibt's?

      Schneck. Ja, Herr Bürgermeister! stellen S' Ihnen vor: wie ich da in der Zwielichten meinen letzten Nachtwachtergang mach' und über'n Markt geh', seh' ich aufeinmal einen furchtbar großen schwarzen Klumpen ober mir in der Luft. Ich hab glaubt es is der Teufel und hab mich gleich unter ein Obstlerstandl versteckt. Pumps!

      Bürgermeister (fährt zusammen.) Erschreck er mich doch nicht so!

      Schneck. Pumps hat's than, und wie ich hinschau, ist ein großer Vogel auf und davon g'flogen und auf'm Pflaster ist eine Gewaltsfigur g'legen, die einen furchtbaren Seufzer gethan hat.

      Bürgermeister. Nun und was weiter?

      Schneck. Ich hab mich vor Aengsten gar nimmer auskennt und bin davong'loffen. Nachher wie mir nach und nach die Courage wieder kommen ist, bin ich zu alle Rathsherrn 'rumgrennt, nu, das wissen S' ja und zuletzt Hab ich Ihnen in meiner Todesangst aufgeweckt.

      Bürgermeister. Allerdings ein furchtbares Ereigniß, das unser gutes Städtlein betroffen hat! Da muß Alles auf- g'weckt werd'n. Der Stadttrommler soll gleich herumtrommeln und Allarm schlagen, der Stadt- Thurmer soll blasen was er kann und an den Glocken anschlagen; lauf Er auch gleich zum Spritzenmeister, daß die große Feuerspritzen ausruckt; man kann nicht wissen, was g´schieht. Ich will unterdessen meinen Amtsrock anzieh'n; dann hol Er mich wieder ab; denn unter solchen Umständen allein auszugeh'n, das könnt gefährlich sein und wäre für den Bürgermeister auch nicht schicklich. So – jetzt lauf er, was er kann!

      Schneck. Ich lauf schon! Wenn mich nur das Ungeheuer nit frißt. (ab)

      Bürgermeister geht in`s Haus, unterdessen ist es Tag geworden. Bald darauf beginnt das Geläute vom Thurme und der Thurmwächter stößt in's Horn, der Stadttrommler marschirt über die Bühne und trommelt; der Lärm wird immer ärger.

      Casperl (läuft herein.) Schlipperdibix! das ist a Metten, ich kenn mich gar nit aus! Zuerst hat mich der indianische Stock- Fisch über's Meer getragen; an der europäischen Küste,


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