Reise Know-How Reiseführer Marokko. Erika Därr

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zwischen Av. Sidi Mohamed Ben Abdallah und Av. Hassan I.; auf der Rue d’Italie kann man nach Norden Richtung Kasbah-Viertel spazieren; die Rue Salah Idine el Ayoubi im Osten windet sich hinab zum alten Hafen und zur Strandpromenade an der Av. Mohamed I.

      Im traditionsreichen Gebäude des Cinéma du Rif an der Südseite des Grand Socco ist heute das Kulturzentrum Cinémathèque de Tanger untergebracht. Hier kann man sich abends einen französischsprachigen Kinofilm ansehen oder im jugendlich-alternativ angehauchten Café einen Softdrink genießen.

      Der Grand Socco hat auch nach der Neugestaltung seine soziale Funktion bewahren können: Abends trifft sich hier die halbe Stadt zum Flanieren, Plaudern und Einkaufen.

       Rue d’Italie

      Durch einen Torbogen im Norden des Grand Socco, das Bab el Fahs, erreicht man die Rue d’Italie, die Richtung Bab Kasbah und Marshan-Viertel führt. Wie ein Relikt europäischer Geschichte verläuft die Straße entlang der Stadtmauer zwischen der Altstadt und der Neustadt.

      Zunächst spaziert man vorbei am Mendoubia-Park auf der linken und dem Stadttor Bab Rahbat Zraa auf der rechten Seite. Die prächtigen Fassaden der spanischen Häuser aus dem späten 19. Jh. machen die Rue d’Italie zur wohl schönsten Straße der Stadt. Im Gegensatz zu den Gebäuden in einer typischen arabischen Altstadt haben diese große Fenster und Balkone zur Außenseite hin. Hier lebten in der ersten Hälfte des 20. Jh. viele Italiener und Juden.

      Am Tor Bab Jdid findet jeden Tag ein Gemüsemarkt statt – besonders auffällig sind die Rifbäuerinnen mit ihren Strohhüten und gestreiften Wolltüchern.

      Im Café Colon (vgl. „Essen und Trinken“) trafen sich einst Schriftsteller, Schmuggler und Drogenhändler. Heute ist das Café im Erdgeschoss eines schönen Kolonialgebäudes ein traditionelles Männercafé wie viele andere in Marokko und für allein reisende Frauen nicht geeignet. Weiter steil aufwärts entlang der gepflasterten Rue Kasbah findet man in zahlreichen Pâtisserien leckeres marokkanisches Gebäck.

       Mendoubia und Mendoubia-Park

      An der Nordwestseite des Grand Socco liegt, angrenzend an die Rue de Bouarrakia, die Mendoubia – das Gebäude trägt diesen Namen, weil es während der Zeit der Internationalen Zone die Residenz des Mendoub war. Dieser fungierte als Vertreter des marokkanischen Sultans. In dem Haus war bis 1945 auch die deutsche Botschaft untergebracht. Die Mendoubia kann nicht besichtigt werden.

      Der Mendoubia-Park mit Eukalyptusbäumen und Palmen erstreckt sich hinter der Mendoubia westlich von der Rue d’Italie über den Hügel aufwärts. Männer schlafen tagsüber im Schatten der Bäume, Familien flanieren abends durch den Park. Leider liegt an manchen Stellen viel Müll herum, dennoch findet man hier etwas Ruhe im Grünen.

      Im Nordteil des Parks, Richtung Av. Hassan II., liegen die Reste von über 100 Jahre alten deutschen Gräbern. Ein Gedenkstein aus Marmor weist in deutscher Sprache darauf hin, dass hier, im ehemaligen „Garten der Gesandtschaft des Deutschen Kaiserreichs“, die in Tanger verstorbenen Deutschen begraben sind. Die wenigen verbliebenen Grabsteine (z.B. der des Postdirektors Paul Schmücker, gest. 1906, oder der von Otto Wilhelm Tiefen, Kanzler der Kaiserlich-Deutschen Ministerresidentur, gest. 1884) dienen nun als Gedenkstätte. Ein weißer Obelisk am Nordende des Parks in Richtung Av. Hassan I. weist auf das Grab von Doktor Severo Cenarro (gest. 1898) hin: Der spanische Arzt war Berater des städtischen Gesundheitsamtes und Initiator der 1883 gegründeten Hygienekommission von Tanger.

      Auf der Rückseite der Mendoubia kann man eine mit einer Krone geschmückte Kanone aus dem Jahr 1722 bewundern. Im Südteil des Parks, zur Rue Sidi Bouarrakia hin, verbergen sich muslimische Gräber im Pinienhain.

       St. Andrew’s Church

      Im herrlich verwilderten Garten der englischen Kirche fühlt man sich wie in einer Oase inmitten der Stadt. Unter Bougainvilleen, Feigenbäumen, Palmen und Pinien liegen die verwitterten Grabsteine des Friedhofs. Hier ruhen illustre Persönlichkeiten wie der Times-Korrespondent Walter B. Harris (1866–1933). Die 1880 erbaute St. Andrew’s Church wirkt mit ihrem grünen Ziegeldach und dem maurischen Dekor von außen eher wie eine Moschee; sie dient aber noch heute als anglikanisches Gotteshaus.

      imageInfo: Rue d’Angleterre, Stadtbusse Nr. 4, 5, 6, 15, Gottesdienst jeden So 11–12 Uhr, dann keine Besichtigung möglich.

       Grand Hôtel Villa de France

      Die weiße Villa mit Palmengarten stand über 20 Jahre lang leer und verfiel. Im Jahr 2014 wurde sie als exklusives Luxushotel wiedereröffnet. Im ehrwürdigen Grand Hôtel Villa de France mietete sich einst Henri Matisse (1869–1954) ein. Hier malte er 1912 die Aussicht aus dem Fenster von seinem Zimmer Nr. 35. Zu Ehren des Malers wurde nun ein Matisse-Zimmer eingerichtet. Außerdem logierten in der Villa de France so berühmte Gäste wie Paul und Jane Bowles, Gertrude Stein und Tennesse Williams.

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      Früher eine Institution und seit 2014 wieder in Betrieb: Luxushotel Villa de France

      imageInfo: Ecke Rue d’Angleterre/Rue de Hollande, Stadtbusse Nr. 4, 5, 6, 15, www.leroyal.com.

       Jüdischer Friedhof (Cimetière Juif)

      Der Jüdische Friedhof verbirgt sich hinter einer weißen Mauer direkt gegenüber dem Bab Mérican – dieses Stadttor markiert den Eingang zur Medina und den Zugang zum Old American Legation Museum. Ein schwarzes Metalltor führt auf den Friedhof. Das Tor ist nicht immer geöffnet; in diesem Fall sollte man anklopfen und der Wärterfamilie ein kleines Trinkgeld geben.

      Auf dem Friedhof genießt man nach dem Gedränge und Marktgeschrei in der Rue Salah Idine el Ayoubi herrliche Ruhe. Zwischen Palmen, Feigenbäumen und Zypressen liegen die Marmorsarkophage mit hebräischen Inschriften kreuz und quer verteilt. Die Grabsteine wurden teilweise recht plump „renoviert“, einbetoniert und weiß angestrichen.

      Auf dem großen verwilderten Gelände mit Blick aufs Meer herrscht eine verwunschene, fast meditative Atmosphäre – herrlich zum Durchatmen und Herumspazieren. Die meisten Gräber stammen aus dem 19. Jh. und vom Anfang des 20. Jh. Über ihre Geschichte ist bislang wenig bekannt.

      imageInfo: Ecke Rue Portugal/Rue Salah Idine el Ayoubi; Eintritt: frei (ca. 10 DH/Pers. Trinkgeld für den Wärter).

       In der Medina (Altstadt)

      Die Altstadt umgibt eine Stadtmauer mit mehreren Eingangstoren (Bab) und Bastionen (Borj). Im Inneren besteht sie aus einem für Europäer nur schwer durchschaubaren Labyrinth aus Hauptgassen und davon abzweigenden Seiten- und Sackgassen.

      Die Sackgassen mit den Hauseingängen zählen schon zum privaten Bereich der Bewohner des Viertels. Von außen wirken die Mauern und Gassen einer typischen arabischen Altstadt fensterlos und düster. Die traditionellen Hofhäuser orientieren sich nach innen


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