Reise Know-How Reiseführer Marokko. Erika Därr
und zur Rue du Portugal.
Hotel Continental
Von der Bastion Borj al Hajoui in der Gasse Rue de la Marine (später Rue Dar Baroud) entlang der Stadtmauer nordwärts gehend, erreicht man nach wenigen Minuten das 1856 eröffnete einstige Luxushotel (36, Rue Dar Baroud). Die Zimmer wirken inzwischen ziemlich angestaubt und renovierungsbedürftig – die Lage und die Aussicht über den alten Hafen und das Meer sind aber immer noch großartig. In der Lobby herrscht nostalgisches Ambiente; man entdeckt einige skurrile Antiquitäten. Sehenswert ist der Frühstückssalon im Stil eines maurischen Palastes mit Stuck und Mosaiken. Auf der Terrasse kann man bei einem Tee oder Orangensaft die Aussicht auf den Hafen und die Meeresbrise genießen. Im hoteleigenen Souvenirshop findet man hübsches marokkanisches Kunsthandwerk. Eine Übernachtung lohnt sich nicht.
Grab von Ibn Battouta
Ibn Battouta (oder Battuta, 1304 bis ca. 1368) war einer der berühmtesten muslimischen Forschungsreisenden und Gelehrten der Welt. Er brach 1325 auf eine Pilgerfahrt von Tanger nach Mekka auf; später erkundete Battouta fast die gesamte islamisch geprägte Welt – mehr als 120.000 km von Spanien über Indien und die Malediven bis in den Sudan legte er dabei zurück. Anschließend verfasste er eine Reisebeschreibung über seine Abenteuer.
Sein Grab liegt inmitten der Medina. An der Unterseite des weißen Grabmals mit grünem Ziegeldach befindet sich ein Brunnen. Von oben kann man durch ein Loch in der meist verschlossenen Tür ins Innere schauen. Nachmittags stehen die Chancen am besten, dass der Schlüsselhalter das Tor öffnet.
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In Tanger wurde und wird viel investiert
Kasbah-Viertel
Die Kasbah ist ein von Mauern umgebenes historisches Festungs- und Wohnviertel. Sie thront im Nordwesten der Altstadt an höchster Stelle über den anderen Vierteln. Im alten Sultanspalast befindet sich eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt: das Kasbah-Museum.
An der Stelle der heutigen Kasbah (Zitadelle bzw. Festung) errichtete wahrscheinlich schon der Kalif von Córdoba, Abd ar-Rahman II. (um 889–961), eine Festung, um sich gegen die schiitischen Fatimiden zu schützen. Der Aufbau des Kasbah-Viertels geht auf die portugiesische Besatzung zwischen 1464 und 1661 zurück. Sultan Moulay Ismail (um 1645–1727) ließ die heutige Kasbah später wiederaufbauen, nachdem er Tanger 1684 von den Engländern zurückerobert hatte.
Drei Stadttore führen in das Kasbah-Viertel: das unschöne, grau betonierte Bab Haha im Osten, das kleine Bab el Assa mit einem hübschem Mosaik-Springbrunnen (Seqaya Bab el Assa) im Südosten und das große Bab Kasbah im Westen. Das Bab Kasbah erreicht man vom Grand Socco über die Rue d’Italie und die Rue Kasbah zu Fuß oder mit dem Taxi. Die anderen Stadttore führen von den Gassen der Medina ins Kasbah-Viertel und sind nicht mit dem Auto zugänglich.
Rund um das Bab Kasbah
Das Bab Kasbah („Festungstor“), auch bekannt als Bab Marshan, ist das größte Eingangstor in das Kasbah-Viertel. Vor dem Tor kann man sich an einer Infotafel mit Karte einen guten Überblick über die gesamte Altstadt (Medina) verschaffen.
Die Kanonenplattformen der Bastion Borj Ben Amar auf beiden Seiten des Bab Kasbah zeugen von der einstigen militärischen Funktion der Kasbah. Die nördliche Plattform entstand mit großer Wahrscheinlichkeit zur Zeit der englischen Besatzung Tangers in den Jahren 1662 bis 1684.
Läuft man durch das Tor, steht man auf dem Place du Tabor Espagnol (mit Parkplatz); ab hier geht es nur noch zu Fuß in die Gassen der Medina, die mit dem Auto nicht zugänglich sind. Auf der Südseite des Platzes zweigen auf der Höhe eines imposanten Gummibaumes die Gassen zu den Wohnvierteln ab. Hier gelangt man auch zum Gästehaus Dar Nour (vgl. „Unterkunft“).
Auf der Nordseite des Platzes erhebt sich das abgesperrte, verfallende Festungsgebäude Borj Naam. Die Festung entstand im 18. Jh. und diente zur Verteidigung der Stadt gegen Angriffe von der Seeseite. Zwei 20-Tonnen-Armstrong-Kanonen sind stets auf die Straße von Gibraltar gerichtet.
Von hier verläuft die Rue Riad Sultan direkt an der alten Stadtmauer, vorbei an den Gästehäusern La Tangerina (vgl. „Unterkunft“) und Nord-Pinus Tanger (mit empfehlenswerter Bar; vgl. „Nachtleben“).
Die Gasse führt direkt unter dem Obergeschoss des Sultanspalastes (dem heutigen Kasbah-Museum) hindurch. Eine Wandaufschrift neben einem maurischen Portal weist auf das einst legendäre Café Le Détroit hin (ein Besuch lohnt sich jedoch nicht). Ein paar Schritte weiter öffnet sich die Gasse zum Place du Méchouar.
Place du Méchouar
Um den großen gepflasterten Platz (mit Parkplatz), der auch Place de la Kasbah genannt wird, gruppieren sich die historisch bedeutenden Gebäude der Kasbah. Von der Medina kommend, erreicht man den Place du Méchouar (weitere Schreibweise: Place du Mechoir) entweder durch das Bab Haha oder das Bab el Assa. Durch das Bab el Assa („Tor der Peitschen“) wurden früher die Gefangenen mit Peitschen zum Gefängnis getrieben. Durch das Gittertor des 1920 erbauten Bab Bhar („Tor des Meeres“) hat man – wie der Name schon vermuten lässt – einen tollen Blick aufs Meer.
Auf der Ostseite des Platzes fällt zunächst das große zinnenbewehrte Gebäude des alten Gefängnisses auf, das nicht besichtigt werden kann. Gleich daneben schließt sich die Schatzkammer (Bit el Mal) in einem von Palmen flankierten Haus mit Arkaden an. Auf der Südseite liegt der ehemalige Justizpalast mit schönen Marmorsäulen – hier findet sich heute ein kleiner Teesalon, in dem sich abends häufig die andalusischen Musiker von Les Fils du Détroit (vgl. „Nachtleben“) zum Musizieren treffen.
Biegt man bei der Boutique rechts um die Ecke, so erreicht man den Eingang zum Kasbah-Museum. Links dahinter erhebt sich das achteckige, von bunten Kacheln geschmückte Backstein-Minarett der Kasbah-Moschee (Jamaa Kasbah). Die Moschee wurde wahrscheinlich im 17. Jh. errichtet und danach mehrfach restauriert.
Biegt man hier in die Rue Ibn Abbou ein, so gelangt man zur Zaouia Sidi Ahmed Boukouja, einem weißgrünen Gebäude mit Kuppeldach. Henri Matisse verewigte die Zaouia, in der die sterblichen Überreste des Korangelehrten Sidi Ahmed Boukouja ruhen, auf einem Gemälde. Von der Zaouia kann man durch die Wohnviertel zurück zum Bab Kasbah gehen.
Musée de la Kasbah (Dar el Makhzen)
Die weißen, fensterlosen Außenmauern lassen die Pracht im Inneren des alten Sultanspalastes nicht erahnen. Doch ein Besuch des Museums im Dar el Makhzen („Haus des Herrschers“ bzw. „Haus der Regierung“) lohnt sich allein schon, um die aufwendige maurische Architektur zu bewundern: Bodenmosaike, Stuckverzierungen, Bogengänge, Zedernholzschnitzereien und Springbrunnen – die Sultane sparten an nichts.
An derselben Stelle stand bereits ein Gouverneurspalast, als