Hotline of Love. Mia Brown

Hotline of Love - Mia Brown


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für derartige Events manchmal Rumpelkammern glichen. Den eigentlichen Glimmer verströmten wir Models während der Shows, weit entfernt von irgendwelchen unzulänglichen Vorabbedingungen. Schnell befreite ich mich von meiner Kleidung, streifte ein besonders hübsches Dessous vom Bügel und zog es an. Erwartungsvoll und auf Zehenspitzen tänzelte ich auf den Spiegel zu, fasste meine Haare zusammen und hielt sie prüfend über meinen Kopf. Ich nickte zufrieden und lächelte mir zu, weil ich an den Schatz in meiner Tasche dachte. Merkwürdigerweise hatte ich nirgendwo fremde Schuhe entdecken können, Utensilien, die normalerweise zu jeder Kollektion bereitgestellt und höchstens in Ausnahmefällen von den Beteiligten mitgebracht wurden. Ich schlüpfte in meine schwarzen High Heels, stöckelte erneut vor dem Spiegel auf und ab und war ganz versunken in den Anblick der zarten Wäsche auf meinem Körper, als plötzlich Kurt im Spiegel hinter mir auftauchte, leise applaudierend und bis auf eine schlabbrige Unterhose, die sein aufgerichtetes Glied vorne aufspießte, unbekleidet. »Perfekt! Wirklich atemberaubend! Oh, Darling, wie schön du bist!«

      Bevor ich mich fassen konnte, stürzte er sich auf mich, umschlang mich von hinten, drückte mich gegen den Spiegel und rieb sein hartes Glied mit unartikulierten Grunzlauten an meinem Po. Empört und entsetzt versuchte ich mich zu befreien, aber Kurt war viel stärker, als ich vermutete. Fest und unverrückbar lagen seine Hände auf meinen Brüsten. Mühelos schob er den BH beiseite, knetete, zog und zerrte an den dünnen Stoffen, die zwischen unseren Körpern lagen, bis ich seine nackte Schwanzspitze feucht und fordernd auf meiner Haut spürte. Er keuchte und rieb sich wie ein Besessener an mir. Mit Sicherheit war es nur eine Frage der Zeit, bis er an meinem Rücken ejakulieren würde. Ekel und Enttäuschung erfassten mich, überschwemmten mich mit aufkommender Wut und ließen meinen Verstand klar und deutlich arbeiten. Jetzt passte alles. Kurt hatte den Schleier von meiner naiven Ahnungslosigkeit gezerrt. Mich unter die kalte Dusche geschoben und seine wahren Absichten enthüllt. Hinter mir gurgelte ein geiler alter Mann, rücksichtslos, berechnend und gefährlich.

      »Verdammt, Kurt, was soll der Blödsinn. Lass mich sofort los, sonst schreie ich das ganze Haus zusammen«, kreischte ich um Fassung bemüht, obwohl meine Stimme genau das Gegenteil signalisierte und meine Absicht Lügen strafte. Dabei versuchte ich mich mit aller Kraft aus seiner Umklammerung zu befreien, schlug um mich und zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen, leider ohne nennenswerten Erfolg, wie ich bald spürte. Kurts Körper war trotz seines Alters erstaunlich durchtrainiert und muskulös. Seine Arme fest, unverrückbar und so hart, dass ich das Gefühl bekam, in die stählernen Fänge eines Schraubstocks geraten zu sein. Mein Hals schien zugeschnürt, war trocken vor Angst und Entsetzen. Ich keuchte vor Anstrengung, hieb verzweifelt mit Händen und Füßen um mich, in der Hoffnung, ihn mit den spitzen Absätzen meiner High Heels zu verletzen. Es war ein ungleicher Kampf, David gegen Goliath und lediglich ein amüsantes Spiel für ihn wie mir schien. Meine Kräfte flossen wie Wasser aus meinem Körper, versandeten zwischen Staub, Dreck und aufgestauter Hitze auf diesem Boden und hinterließen einen widerlichen Schweißfilm auf meiner Haut, während er meinen Tritten mühelos auswich und keinen Zentimeter nachgab.

      »Du kannst schreien, so viel du willst, kleine Lou, nur hören wird dich hier oben niemand.« Sein Lachen klang so hämisch und gemein, dass es mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte und verzweifelte Tränen in die Augen trieb. Lieber Gott! Ich hatte es mit einem Wahnsinnigen zu tun, einem Mann, den ich nicht wiedererkannte, der sich nicht scheute, vor lauter Begierde ein Verbrechen zu begehen. »Die Show beginnt erst um zweiundzwanzig Uhr, ein kleiner Trick von mir, entschuldige, Louisa, aber dein Bild gestern auf meinem Handy hat meinem Entschluss Flügel verliehen.« Er keuchte, redete stockend, rieb unentwegt sein Glied an mir, blickte über meine Schulter in den Spiegel, ließ mich nicht aus den Augen und hielt mich eisern fest. Grinsend und sabbernd vor widerlicher Geilheit. »Du siehst, wir haben alle Zeit der Welt, um einen kleinen Quickie nachzuholen, den du mir seit Jahren schuldest.«

      »Was redest du da? Du bist krank, Kurt. Lass mich endlich los, besinn dich doch und wir vergessen das Ganze.«

      »Aber nein, Kleines, das siehst du falsch. Ich bin weder krank, noch habe ich vor dich freizugeben. Endlich gehörst du mir, ein Vergnügen, das ich seit Jahren herbeigesehnt habe und das ich mir kaum entgehen lassen werde. Warum musstest du dich auch diesem Silverman an den Hals werfen? Das war nicht geplant. Okay, ich hatte einen kleinen Deal mit ihm, eine winzige Vereinbarung, nichts Ungewöhnliches, wenn du mich fragst. Er wollte etwas Neues, Frisches zum Vögeln und da habe ich dich empfohlen. Aber das ging schon in Ordnung. Immerhin hat er sich meinen Tipp einiges kosten lassen. Leicht verdientes Geld für mich. Das verstehst du doch, oder?« Er schnaufte genüsslich, schnalzte mit der Zunge und verzog im nächsten Moment angewidert das Gesicht. »Dass der Idiot dich ehelichen würde, war eine Dummheit und nicht mit mir abgesprochen. Einreiten war das Thema, Lou. Nicht besitzen und behalten. Hast du vergessen, dass ich es war, der dich aus deinem Elternhaus geholt, der dir Arbeit und Wohnung besorgt hat? Und wo blieb dein Dank für meine Mühe?« Empört schüttelte er den Kopf. »Bob hat mir nach deinem Ausscheiden Ärger angedroht, falls ich dich nicht in Ruhe lassen oder womöglich über unser kleines Arrangement plaudern würde. Gut, damals war ich der Verlierer. Heute sieht das anders aus und alte Ansprüche verjähren nicht. Ich will nur das, was mir zusteht, Lou. Nicht mehr und nicht weniger. Ein kleines bisschen von dem, was du Bob gegeben hast. Im Übrigen habe ich dich, im Gegensatz zu Silverman, dem die Weiber bis heute nur Mittel zum Zweck sind, bereits damals geliebt, auch wenn du es nicht wahrhaben wolltest. Also halt endlich still und lass mich machen. Ich will dir wirklich nicht wehtun, aber wenn du dich weiterhin so störrisch benimmst, bleibt mir nichts weiter übrig.«

      Das Reden hatte ihn angestrengt. Ich spürte, wie sein Penis erschlaffte. Er grunzte unwillig, fuhr instinktiv mit einer Hand an seinen Spielverderber und gab mir endlich eine Chance, zu reagieren. Wie der Blitz stieß ich mich von ihm ab, drehte mich um, winkelte ein Knie an und rammte es ihm mit voller Wucht in seine Kronjuwelen. Aufjaulend stolperte er zurück, fing sich aber sofort wieder, beugte sich vor und ohrfeigte mich so heftig, dass meine Nase zu bluten begann. Keine Ahnung, ob ihn mein vor Schmerz verzerrtes Gesicht oder die Tränen stoppten. Plötzlich war die Luft raus, der Schalter auf Aus gedreht. Er hielt inne, starrte mich so fassungslos und entsetzt an, als wäre er urplötzlich aus einem Albtraum erwacht. Seine Arme sanken herab, abgehackt, ähnlich einer Marionette, deren Strippen an den Gelenken gekappt waren. Wimmernd ließ er sich zu Boden sinken, barg sein Gesicht in den Händen und bewegte seinen Oberkörper vor und zurück, vor und zurück. Das Bild eines potenten, geilen Eroberers war einem greinenden alten Mann gewichen. Erbärmlich und mitleiderregend. Stumm sammelte ich meine Sachen ein, zerrte die fremde Unterwäsche von meinem Körper, zog meine eigenen Sachen wieder an und wischte mir das Blut, so gut es ging, aus dem Gesicht. Ich wollte nur noch weg. Trotzdem musste ich noch etwas klarstellen.

      »Du solltest einen Arzt aufsuchen und dich behandeln lassen, Kurt«, sagte ich in den Raum hinein, während ich zum Ausgang stürzte und den Kopf wandte. »Heute werde ich von einer Anzeige absehen. Aber solltest du mir je wieder unter die Augen kommen, hetze ich den nächstbesten Cop auf dich, versprochen.« Ich schlug die Tür so heftig hinter mir zu, dass sie in ihren Grundfesten erzitterte. Dann stürmte ich über den roten Teppich auf die Rolltreppe zu, fuhr sie hinunter, verließ das Macy‘s im Eilschritt und steuerte auf die Subway zu. Ich war frei, trotzdem bewegte ich mich wie ein Roboter, mit weichen Knien, zitternden Händen und Bildern im Kopf, die einfach nicht weichen wollten. Ich funktionierte, aber es gab keinen Schalter in meinem Gehirn, den ich umlegen konnte, um das Schreckliche auszulöschen. Das Erlebte, das mit Hochdruck in mir arbeitete, mich in der Subway wie ein verängstigtes Häschen in eine Ecke gedrückt sitzen ließ, eine Zeitung vor der Nase, um mein lädiertes Gesicht zu verbergen. Kurt hatte mich fast vergewaltigt, mich belästigt, gedemütigt und geschlagen, und von einem absurden Deal zwischen ihm und meinem Ex berichtet. Und je länger ich darüber nachdachte, umso glaubwürdiger erschien mir das Ganze. Mittlerweile traute ich Bob alles zu. Kurts Worten zufolge hatte er mich wie eine Ware an Bob verschachert. Unser Kennenlernen war demnach kein Zufall gewesen und Kurt hatte sich seine Vermittlung wie ein Zuhälter bezahlen lassen. Widerlich! Beide Männer ekelten mich an. Was nützte es schon, wenn sich Bob tatsächlich in mich verliebt hatte? Ich war geschieden und nichts von dem, was vor oder nach meiner Ehe geschehen war, sollte mich noch kümmern. Trotzdem fühlte sich plötzlich alles falsch an. Meine große Hoffnung auf einen


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