Moderne Hypnosetechnik. Tony Gaschler
--- Sie schlafen gleich ein --- ganz tief und fest --- tief und fest --- DREI! Sie schlafen ein --- die Augen fallen zu --- Sie schlafen tief und fest! SCHLAFEN SIE! SCHLAFEN SIE TIEF UND FEST! GANZ TIEF UND FEST!”
Diese Methode geht ziemlich schnell, wenn Sie eine normale VP haben. Wollen wir nun, um den Vorgang beim Hypnotisieren auch theoretisch zu verstehen, diese Methode analysieren.
Die Theorie des Hypnotisierens
Bei obiger Hypnotisiermethode geschieht das Folgende:
1. Durch die Worte: “Sehen Sie mir in die Augen...”, wird der Hypnotiseur bei der VP in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gebracht. Dies bewirkt, dass das ICH der VP bereits ganz leicht aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt wird. Dadurch können die vom Hypnotiseur kommenden Videen bereits etwas wirken.
2. Die Vorstellung: “... wie Sie jetzt schläfrig werden”, stellt eine Videe dar, die sich verwirklichen will. In diesem Moment ist das ICH bereits schon leicht geschwächt und die Videe kann sich etwas verwirklichen, wodurch das ICH natürlich noch mehr geschwächt wird. (Beachten Sie, wie stufenweise dabei das ICH immer mehr und mehr ausgeschaltet wird und wie sich Videen immer mehr und mehr verwirklichen können, da dass ICH immer mehr an Einfluss verliert.)
3. Die Suggestion: “schwer werden”, die sich durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf Arme, Beine und schließlich den ganzen Körper erstreckt, bewirkt den zur ICH-Ausschaltung nötigen physiologischen Vorgang der Durchblutungsänderung im Gehirn, wie gleich näher erklärt wird.
4. Wenn die VP sich schwer fühlt, ist bereits das ICH passiv und alle weiteren Videen können sich immer mehr verwirklichen, beziehungsweise in das ideomotorische System eindringen und dort Aktionen auslösen.
5. Wenn dann der Hypnotiseur zu Ende des Hypnotisiervorgangs sagt: ”SCHLAFEN SIE!”, dann ist das ICH schon unfähig, auch nur die schwächste Gegenvidee zu erzeugen, denn diese müsste sein: “ICH BLEIBE WACH!”
Der Hypnotisiervorgang muss also so stufenweise als möglich das ICH immer mehr und mehr abschalten, bis es ganz passiv ist und die entscheidende Videe: “SCHLAFEN SIE!” in das ideomotorische System kommen kann und dort im Körper und im Gehirn dann alle Vorgänge auf Schlaf stellt. Also das ICH vollkommen abschaltet und ganz passiv macht.
Der geheimnisvolle physiologische Hypnosevorgang
Der ausschlaggebende Hypnosevorgang bei den modernen Hypnotisiermethoden besteht darin, dass durch die Videe der Schwere in den Gliedern tatsächlich eine echte Schwere erzeugt wird, und zwar dadurch, dass das ideomotorische System ganz und gar zielstrebig das einzig Mögliche macht, um die Schwere tatsächlich zu verwirklichen. Das ideomotorische System veranlasst nämlich, dass in den Gliedern die Blutgefäße entspannt werden und sich erweitern. Dadurch kommt in die Glieder mehr Blut und --- sie werden tatsächlich schwer. Das ideomotorische System arbeitet also so zielstrebig, dass es auf die Videe: SCHWERE oder SCHWER in den Gliedern, auf welche zugleich die Aufmerksamkeit gelenkt wird, eine tatsächliche Schwere herbeiführt, und diese ist der eigentliche Hauptwirkungsfaktor bei den modernen Hypnotisiermethoden. Denn wenn in den Gliedern durch die Entspannung mehr Blut vorhanden ist, dann hat das Gehirn weniger Blut zur Verfügung, und was geschieht, wenn das Gehirn weniger Blut zur Verfügung hat?
Wenn im Gehirn die Blutzufuhr geringer wird, und zwar nur ein klein wenig geringer, dann schaltet sich automatisch ein Zentrum ab, und zwar das so genannte ICHZENTRUM. Und das ist gerade das, was wir bei der Hypnose brauchen: Das ICHZENTRUM muss abgeschaltet werden, damit das ICH nicht mehr funktioniert und keine Gegenvideen mehr erzeugt. Dabei aber sind alle anderen Gehirnfunktionen noch voll tätig, also auch das ideomotorische System. Bei gesunden Personen kann durch Schweresuggestionen die Blutleere im Gehirn nicht so weit gesteigert werden, dass außer dem ICHZentrum auch noch andere Zentren abgeschaltet werden. Daher sind Hypnotisiertechniken mit Schweresuggestionen bei gesunden Personen mit normalem Blutvolumen vollkommen ungefährlich. Bei solchen Personen aber, die irgendwie durch Verletzungen oder Blutspenden usw. eine gewisse Menge Blut verloren haben, sollen keine Schweresuggestionen zur Anwendung gebracht werden, bevor sich nicht die fehlende Blutmenge wieder erneuert hat.
Kurz zusammen gefasst: Durch Schwerevideen wird über das ideomotorische System eine Entspannung und Erweiterung der Blutgefäße in den Extremitäten ausgelöst, die automatisch im Gehirn eine Ausschaltung des ICHZentrums durch Blutmangel verursacht. Das ICH kann also weitere Videen nicht mehr durch Gegenvideen hemmen oder neutralisieren. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis der Hypnose.
Hypnose und die Geschlechtsfunktion des Menschen
Einen ähnlichen Vorgang wie der beim Hypnotisieren nach modernen Methoden in Erscheinung tretende Entblutungsvorgang des ICHZentrums hat die Natur bei der Geschlechtsfunktion des Menschen vorgesehen.
Durch Videen wird die stärkere Durchblutung der Genitalzonen ausgelöst. Die nun im Gehirn fehlende Blutmenge schaltet nicht das ganze Ich ab, da sie dazu zu gering ist, sondern nur einen Teil des ICHZentrums, nämlich den des Verstandes und der Kritik.
Wenn man diesen Vorgang kennt, kann man sich erklären, warum so viele Menschen in der Liebe die größten Dummheiten begehen. Man sagt ja allgemein: “Wo die Liebe herrscht, fehlt der Verstand!” Dass dies tatsächlich der Fall ist, erklärt sich spätestens jetzt von selbst. Sie haben also nun die Freiheit, sich vor solchen Videen (Reizen) zu schützen, die Ihnen in dieser Beziehung schaden könnten.
Planmäßig hypnotisieren können - jetzt möglich
Wenn man die Vorgänge begreift, die beim Hypnotisieren eine Rolle spielen, und zwar eine entscheidende Rolle, dann ist man in der Lage, planmäßig zu hypnotisieren. Planmäßig kann nur der erfolgreich hypnotisieren, der sich außer der praktischen Anwendung auch theoretisch hineinfühlen kann, das Hintergrundwissen besitzt und es versteht, warum etwas möglich ist und warum etwas nicht möglich ist. Selbst bei sehr gewandten Hypnotiseuren kann man immer wieder Misserfolge feststellen, da sie unzureichende Kenntnisse und theoretisches Grundwissen besitzen. Sie bauen ihre Versuche nur auf praktische Erfahrungen auf, nicht aber auf grundlegende und planmäßige theoretische Erwägungen.
9. Lektion
Zwei Arten des Hypnotisierens
Bei den modernen Hypnotisiermethoden kann man zwei Arten des Hypnotisierens deutlich unterscheiden.
1. Das indirekte Hypnotisieren
Dabei wird von leichten Suggestionsversuchen ausgegangen und das ICH durch lebhafte und beeinflussend wirkende Worte und Gesten aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt. Wird das öfters wiederholt, dann bleibt das ICH passiv und untätig, weitere Videen können also ungehemmt in das ideomotorische System gelangen.
Dazu muss man wissen, dass das ICH eine gewisse Trägheit hat. Wenn es einmal aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt ist, hat es die Tendenz, so zu bleiben, wie es ist, wenn nicht triftige Gründe oder starke Reize es dazu bringen, wieder in den Mittelpunkt des Bewusstseins zurückzukehren.
2. Das direkte Hypnotisieren
Dabei wird direkt eine ICHAusschaltung erstrebt und zwar durch die Änderung der Durchblutungsverhältnisse im Körper der VP. Schweresuggestionen lenken das Blut in die Außenbezirke, und das ICHZentrum im Gehirn muss daraufhin abschalten. Der Zustand der ICHAusschaltung durch Entblutung des ICHZentrums hält dabei so lange an, bis irgendein Reiz oder eine natürliche Notwendigkeit das Blut wieder in das ICHZentrum lenkt. Dann erwacht die VP.
Soll die Reizschwelle, durch welche das ICH wieder eingeschaltet wird, erhöht werden, so dass nur ganz starke Reize das ICH wecken können, dann muss die Hypnose vertieft werden. Eine Methode dazu haben wir schon kennen gelernt, eine weitere wird später noch vorgestellt.
Beim indirekten Hypnotisieren kommt es darauf an, so lebhafte und wirksame Suggestionen wie möglich zu