Comedy Queen. Jenny Jägerfeld

Comedy Queen - Jenny Jägerfeld


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auf meiner Schulter landet. Mit konzentriertem Gesicht hebt Märta den Trimmer an und zieht ihn mir erneut über den Kopf, diesmal von der Schläfe schräg übers Ohr.

      TSCHONG!

      Märta schreit auf, und im selben Augenblick spüre ich einen brennenden Schmerz direkt überm Ohr, als würde mir jemand die Haare ausreißen.

      »ER STECKT FEST!«, schreit Märta.

      »GAAAAAH!«

      Ich versuche, den Trimmer zu erwischen, der immer noch schnurrt, aber Märta schlägt automatisch meine Hand weg.

      »WAS SOLL ICH MACHEN?«, schreit sie.

      »SCHALT IHN AUS!«, brülle ich.

      Als das Brummen aufhört, wird es still. Beängstigend still. Märta atmet angestrengt. Sie versucht meine Haare von der Maschine zu befreien, aber dadurch bleibt das Ding nur noch fester stecken. Es tut höllisch weh!

      »Tut mir leid tut mir leid tut mir leid Sasha«

      »Aber du kannst doch gar nichts dafür!«

      »Trotzdem! Tut mir leid!«

      Mit wachsender Verzweiflung zieht sie an verschiedenen Strähnen, es fühlt sich an, als würde sie mir die Haare mit der Wurzel ausreißen.

      »Mensch, das klappt einfach nicht!«, stöhnt sie. »Ich weiß nicht, wie ich den Trimmer rauskriegen soll!«

      »Lass mich mal sehen«, sage ich und stehe auf. Der Trimmer hängt mir baumelnd vom Kopf. Ich verziehe das Gesicht, weil es ordentlich wehtut, wenn er so an den Haaren baumelt.

      Als ich mich im Spiegel sehe, stoße ich einen Schrei aus. Märta hat es geschafft, einen vier Zentimeter breiten Streifen von der Stirn bis zum Hinterkopf abzurasieren, auf dem die Haare zwei, drei Zentimeter lang sind. Dann hat sie von der Schläfe eine kürzere Strecke rasiert, bis ans Ohr, wo der Trimmer schließlich steckenblieb. Dort hängt er jetzt wie eine dicke rote Metallic-Wurst. Ich sehe echt wahnsinnig aus.

      »NUR KEINE PANIK!«, schreit Märta voller Panik.

      »WAAAH!«, brülle ich.

      »Schön ruhig atmen wir kriegen das schon hin!«, sagt Märta in einem einzigen zusammengezogenen Satz, aber es klingt nicht so, als würde sie selbst daran glauben.

      »WIE DENN? WIE DENN?!«

      »KEINE AHNUNG! TUT MIR LEID!«

      »HÖR AUF MIT DEM EWIGEN TUT MIR LEID!«, brülle ich.

      »TUT MIR LEID! ICH HÖR JA SCHON AUF! TUT MIR LEID!«

      Plötzlich ein Poltern, als würde jemand die Hüfte gegen die Wohnungstür pressen und gleichzeitig den Schlüssel im Schloss umdrehen! Ich sehe Märta an. Ihre Augen sind weit aufgerissen, wie bei einer Comicfigur. Sie schlägt die Hände vor den Mund.

      »Jetzt sterbe ich«, flüstert sie.

      »Hallo!«, ruft Papa aus der Diele und zieht gleichzeitig die Tür mit einem Knall hinter sich zu.

      Märta und ich starren uns in wortlosem Entsetzen an. Dann höre ich, wie Papas Schritte sich nähern. Ohne lang zu überlegen mache ich einen Satz in die Badewanne und ziehe den Duschvorhang zu.

      »Na, so was! Hallo, Metti!«, sagt Papa und streckt den Kopf zur Badezimmertür herein.

      »Hallo, Abbe«, sagt Märta.

      »Was macht ihr gerade?«, fragt Papa misstrauisch. Er sieht ihr natürlich an, dass hier etwas Verdächtiges im Gang ist. Märta antwortet nicht. Ich bemühe mich, so lautlos wie möglich zu atmen und halte dabei den Trimmer fest, damit er nicht so schmerzhaft an meinen Haaren zerrt.

      »Spielt ihr Verstecken?«, fragt Papa und zieht plötzlich den Duschvorhang beiseite. Ich zucke zusammen.

      »SASHA!«, schreit er, als er mich sieht. Er hat noch seine grüne Wolljacke an, und seine Backen sind von der Kälte gerötet.

      »Hallo, hallo«, sage ich und winke ihm total idiotisch zu.

      Sein Blick wandert von mir zu Märta, dann zu den Haarsträhnen auf dem Boden und zum Trimmer, der an meinem Kopf baumelt.

      »Was MACHST du da? Warum hast du … meinen Trimmer? Was hast du GEMACHT?«

      »Ich sollte wohl lieber dich fragen, was DU hier machst. Du wolltest doch erst um fünf nach Hause kommen!«, kontere ich mürrisch, dann richte ich mich auf und steige aus der Wanne – nicht gerade graziös, denn mit der einen Hand um den Trimmer stolpere ich voll über Märta. Der Trimmer knallt gegen ihren Kopf. Sie stöhnt auf.

      »Was soll das heißen, um fünf? Das hab ich doch nie behauptet. Ich hab dir fünfzehn Uhr gesimst.«

      Aha, fünfZEHN. Scheiße. Mit der Digitaluhr komme ich immer noch nicht klar.

      »Aber das ist jetzt unwichtig!«, sagt Papa. »Was hast du mit deinen Haaren angestellt?«

      »Ich wollte sie mir abschneiden, ist aber ein bisschen schiefgegangen. Dein Trimmer taugt echt überhaupt nichts.«

      Papa nimmt die Brille ab, die beschlagen ist. Dann schließt er die Augen und kneift sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger um die Nasenwurzel.

      »Sasha. Dies ist ein Apparat für kurze Haare!«

      »Genau. Ich will ja kurze Haare HABEN!«

      »Man muss aber schon kurze Haare haben, um ihn zu BENUTZEN!«

      »Man muss also kurze Haare haben, um die Haare damit kurz schneiden zu können? Tut mir leid, aber so was Blödes hab ich noch nie gehört. Ist ja eine KRASS bescheuerte Erfindung. Ungefähr so wie … äh …«

      Ich sehe mich um und entdecke die Zahnbürsten im Waschbecken, hole meine heraus, halte sie ihm vor die Nase und sage: »Hör mal, mit DIESER Zahnbürste kannst du dir echt nicht die Zähne putzen, um die zu benutzen muss man doch saubere Zähne haben! Oder … oder wie … Nein, dieser Nagellack funktioniert bloß, wenn du die Nägel schon LACKIERT hast, ist doch logisch? Dein Trimmer ist Schrott. Den solltest du zurückgeben.«

      »Tja, das könnte inzwischen nicht ganz einfach werden«, bemerkt Papa erschöpft. »Nachdem du daran festhängst.«

      Er nimmt mir die Zahnbürste aus der Hand und holt seine eigene und das Zahnputzglas aus dem Waschbecken. Plötzlich muss ich kichern. Und da kichert Märta ebenfalls. Und als ich Papas extrem missbilligendes Gesicht sehe, fange ich an zu lachen. Märta geht es genauso, obwohl sie es hinter der vorgehaltenen Hand zu verbergen versucht, aber ihre Backen färben sich rosa von unterdrücktem Lachen.

      Papa sieht Märta an, dann mich, schließlich schüttelt er den Kopf und verschwindet in die Diele hinaus. Da explodieren Märta und ich gleichzeitig in einem wilden Lachanfall. Ich sinke auf den Klodeckel und lache so sehr, dass mein ganzer Körper bebt, ich nach Luft schnappe und der Trimmer mir oben auf dem Kopf herumhüpft. Märta muss sich vor Lachen vornüberbeugen und dann in die Hocke gehen. Wir lachen, und irgendwie bleibt die Zeit stehen, alles andere ist verschwunden, es gibt nur noch uns, und ich will, dass es für immer so bleibt.

      Da höre ich plötzlich Papa draußen husten. Märta kichert weiter, aber ich höre sofort auf. Es ist, als hätte jemand die Aus-Taste gedrückt. Ich weiß, dass Papa manchmal raucht, wenn ich nicht dabei bin, und das gefällt mir überhaupt nicht. Es reicht, dass ein Elternteil gestorben ist. Wenn Papa sich jetzt auch noch Krebs holt, das packe ich nicht! Er öffnet wieder die Badezimmertür, hustet noch ein paar Mal und lächelt erschöpft. Aber ich erwidere das Lächeln nicht.

      »Sasha, was machen wir nur mit dir? Warum stellst du solche Sachen an? Warum hast du mir nichts gesagt, dann wären wir doch zum Frisör gegangen?«

      Ich zucke mit den Schultern.

      »Du hättest Nein gesagt. Das weiß ich. Und darum hab ich gedacht, das hier ist einfacher. Und genauso gut.«

      Papa wirft Märta einen vielsagenden Blick zu. Sie sieht leicht schuldbewusst aus. Ihre blonden Locken sind ja


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