Comedy Queen. Jenny Jägerfeld
würde niemals klappen. Ich kann das nicht. Das ist unmöglich.
Punkt 2. Versuch gar nicht erst, dich um etwas Lebendiges zu kümmern.
Die weiche Wärme im Bauch verschwindet schlagartig. Als wäre ich aus einer Sauna direkt in den Schnee hinausgetreten. Ich zwinge mich dazu, den Deckel wieder auf die kleine Schachtel zu legen. Meine Hand zittert dabei, aber ich muss das Bild des molligweichen Hundchens verdecken. Ich binde das Samtband wieder um die Schachtel. Lasse mir Zeit beim Zubinden. Mache einen Doppelknoten. Einen doppelten Doppelknoten sogar.
»Papa. Das geht nicht. Das kann ich nicht«, sage ich.
Papa schaut mich an, zwinkert verwirrt.
»Wie meinst du das?«
»Ich meine damit, dass ich mich nicht um einen Hund kümmern kann. Das geht nicht.«
Papa sieht aus, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen.
»Was … wie? Was sagst du da?«
»Nein. Ich sage Nein! Das geht nicht. Danke, aber nein.«
Ich spüre, wie Tränen in mir aufsteigen. Aber ich weigere mich! Ich weigere mich zu weinen. Ich zwinge die Tränen zurück, so wie immer. Mein Hals schnürt sich zu. Ich kann nicht schlucken. Es ist, als könnte ich nicht atmen. Ich springe aus dem Bett und pralle auf dem Weg aus dem Zimmer gegen Ossi, der wiederum in meine verstaubte Legokonstruktion kracht, die seit gut einem halben Jahr dasteht. Dann schließe ich mich im Klo ein. Sehe mich im Spiegel an. Das hier bin ich. Sasha. Zwölf Jahre alt. Zwölf, die Ordnungsnummer für das Element Magnesium. Eingeschlossen im Klo. Viel zu kurze braune Haare, an die ich mich noch nicht gewöhnt habe. Braune Augen mit einem goldenen Ring um die Pupille.
Mamas Augen
Augen, die sich mit Tränen füllen. Ganz, ganz vorsichtig lege ich mich auf den Fußboden, damit die Tränen nicht überfließen. Ich starre an die Decke, wo die Farbe abzublättern beginnt. Ich will nicht blinzeln, weil dann die Tränen anfangen würden zu fließen. Ich weigere mich zu weinen. Und solange die Tränen noch in den Augen bleiben, ohne auf die Wangen hinunterzutropfen, gilt es nicht als Weinen. Um mich abzulenken, denke ich an die Liste. 1. Haare abschneiden. 2. Versuch gar nicht erst, dich um etwas Lebendiges zu kümmern. 3. Keine Bücher lesen. 4. Nur bunte Outfits tragen. 5. Nicht zu viel denken (am besten gar nicht). 6. Nicht spazieren gehen, meide den Wald. 7. Comedy Queen werden!
Liegt hier jemand, der den größten Fehler des Jahrhunderts gemacht hat?, frage ich mich.
Nein. Das hier ist richtig. Natürlich ist es das.
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