Der Ameisenhaufen. Vera Russwurm

Der Ameisenhaufen - Vera Russwurm


Скачать книгу

      Vera Russwurm

Der Ameisenhaufen

      Vera Russwurm

      Der Ameisenhaufen

      Roman

      AMALTHEA

      Meinen Erstlingsroman widme ich meinen Eltern, ohne die ich niemals bei meiner großen Leidenschaft, dem Fernsehen, gelandet wäre, sowie meinem Mann Peter und meinem Bruder Heinz, mit denen ich die Produktionsfirma »Hofpower« betreibe und die mich immer mit Rat und Tat auf meinem Weg unterstützt haben.

      Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at

      © 2016 by Amalthea Signum Verlag, Wien

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT

      Umschlagmotiv: iStock.com

      Lektorat: Maria-Christine Leitgeb

      Herstellung und Satz: Gabi Adébisi-Schuster

      Gesetzt aus der Sina Nova 10,3/12,7

      ISBN 978-3-99050-053-8

      eISBN 978-3-903083-36-3

      VORWORT

      Die Idee zu diesem Roman entstand nicht anders als manchmal auch die Ideen zu neuen TV-Formaten: durch ein launiges Gespräch — allerdings nicht mit Kollegen, sondern mit Freunden, die NICHT aus der Branche kommen. Ein denkwürdiges Gespräch war es, das schließlich in der Aufforderung mündete: »Schreib doch einmal, wie es hinter den Kulissen bei der Entwicklung eines quotenträchtigen Showformats zugeht!« Der Gedanke war reizvoll. Warum nicht?

      Das vorliegende Buch bietet einen Einblick ins hektische Treiben des Fernsehens, ist aber keine 1:1-Abbildung der Wirklichkeit — nicht jener des privaten Fernsehens und schon gar nicht jener des öffentlich-rechtlichen. Vielmehr ist diese Geschichte um eine verschwundene Million eine Überspitzung der Realität, bietet doch der Medienalltag samt seinen Akteuren genügend Stoff für eine Realsatire.

      Ähnlichkeiten mit lebenden Persönlichkeiten sind nicht beabsichtigt; wohl aber habe ich die handelnden Personen einer Typologie von Menschen nachempfunden, die sich ihrem Traumberuf verschrieben haben: in dieser bunten und faszinierenden, »Seelen verschlingenden« Fernsehwelt …

      Also dann — viel Spaß beim Lesen!

      Vera Russwurm

      INDEX DER CHARAKTERE

      Cutter & Co

      Jonas Gambacher: Cutter bei »MasterTV-Österreich«

      Emma Gambacher: Jonas’ Tochter

      Tamara: Jonas’ Exfreundin, Emmas Mutter

      Ilse Gambacher: Jonas’ Mutter

      Timon Wiederklas: Cutterkollege von Jonas

      Florian Schmid: Cutterlehrling

      Cutter mit dem Pferdeschwanz: Cutterkollege von Jonas

      Lisa Fassler: Cutterkollegin von Jonas

      Produktion & Co

      Sami Gün: Aufnahmeleiter

      Astrid Merlin: Herstellungsleiterin

      Patrick Gün: Samis Sohn aus erster Ehe

      Gregor Gün: Samis Sohn aus zweiter Ehe, Schüler

      Mahir Gün: Vater von Sami, Lokalbesitzer, Witwer

      Walli Gün: erste Exfrau von Sami, Mutter von Patrick

      Maxi Gün: zweite Exfrau von Sami, Mutter von Gregor

      Jan und Domschi: Die neuen Partner von Walli und Maxi

      Fabo: Set-Praktikant bei »MasterTV-Österreich«

      Marlies: Set-Praktikantin bei »Ameisenhaufen«,

      Tochter des Personalchefs

      Redaktion & Co

      Josepha Nowak: Redakteurin bei »MasterTV-Österreich«

      Noemi Nowak: Josephas Tochter

      Maria Weber: Redaktionsleiterin, Chefin von Maria

      Marcello: Fahrradbote

      Kevin: Redakteur, Josephas Kollege

      Moderatoren & Co

      Will Wilson: Moderator, momentan bei »MasterTV-Österreich«

      Janina Talina: neu gecastete Moderatorin

      Franziska Naschhold: Moderatorin von »Spiegel mit Ei«

      Weitere Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen

      CEO Hans Erschler: Geschäftsführer von »MasterTV-Österreich«

      Annmadleine: Kostümpraktikantin

      Nigel Maschte: Junior Autor bei »MasterTV-Österreich«

      Linda: Maskenbildnerin bei »MasterTV-Österreich«

      Putzmann: Herr Brandl

      TEIL 1

      DER BAU

      1. Kapitel

      GELÄNDE »MasterTV-ÖSTERREICH« AUSSEN/MORGEN

      Müde schleppt sich der junge Cutter Jonas auch an diesem Freitagmorgen in Richtung der drei großen, erdfarbenen Gebäude von »MasterTV-Österreich«. Der Weihnachtsurlaub ist gerade vorbei, ergo steht ihm nun eine lange, urlaubslose Zeit bevor. Der Jänner ist regnerisch und föhnig. Die Tage sind kurz, die Herzen schwer, Jonas muss arbeiten …

      »Hey Cobain, alles klar?« – die morgendliche Begrüßung von Kevin, einem glatzköpfigen, vollbärtigen Redakteur mit modischer Brille, der Jonas jovial auf die Schulter klopft. Cobain – diesen Spitznamen hat Jonas wegen seines blonden Haares, seiner notorischen Converse-Schuhe, wegen der Eintrittsbänder von zurückliegenden Rockfestivals am Handgelenk und des in verschnörkelten Lettern tätowierten Frauennamens auf seinem Unterarm geerntet.

      Jonas murmelt: »Guten Morgen.« Normalerweise ist diese morgendliche Begrüßungsfloskel der einzige sprachliche Austausch zwischen den beiden, doch heute scheint Kevin größeren Redebedarf zu haben.

      »Hast du das Video schon gesehen?«, fragt Kevin aufgeregt. Er hat wie gewöhnlich eine Fahne. Alle in der Firma wissen von Kevins Alkoholproblem – nur er weiß nicht, dass es alle wissen.

      »Irgendjemand hat den Koffer mit der Million aus dem Büro vom Herrschler gestohlen!«

      Ing. Hans Erschler, von seinen Mitarbeitern heimlich Herrschler genannt, ist der CEO von »MasterTV-Österreich«.

      »Warum hat der Herrschler eine Million Euro in seinem Büro?«, fragt Jonas verschlafen, denn er hat noch keinen Tropfen Kaffee intus.

      »Na das Preisgeld für »Ameisenhaufen«!«, sagt Kevin. Um Bilder für sich sprechen zu lassen, zückt er sein riesiges Smartphone: »Das Video ist doch heute an alle Mitarbeiter verschickt worden.« Jonas lächelt gequält und sagt nichts. Er hat zwar auch ein Smartphone, empfängt darauf aber keine Firmenmails. Das hält er für übertriebenen Ehrgeiz.

      »Ha, da hab’ ich’s!«, ruft Kevin. Zu laute Stimmen nerven Jonas, vor allem, wenn sie völlig umsonst Überambition vorgaukeln. Kevin hält ihm das riesige Display seines Handys unter die Nase.

      ›Noch zwei Zentimeter größer und es ist ein Kinoerlebnis‹, denkt Jonas und schaut höflichkeitshalber auf den Bildschirm. Er steht jetzt so nahe an Kevin, dass er seine leichte Alkoholfahne, die sich mit dem Geruch von frischem Mundwasser vermischt hat, besonders gut riechen kann. Es handelt sich um die Aufzeichnung einer Überwachungskamera. Jonas wundert sich, dass er ausgerechnet dieses Video nicht kennt. Üblicherweise hat


Скачать книгу